Homeoffice, Lockdown, kein Tourismus – während der Pandemie gingen die in Innsbruck gemessenen CO2-Werte um fast ein Drittel zurück. Mit dem 40 Meter hohen Messturm auf dem Dach des Bruno Sander Hauses der Universität haben die Forscher diese Entwicklung quasi live mitverfolgt. Der Messturm ist täglich rund um die Uhr in Betrieb.
Die ermittelten Werte aus Innsbruck seien für Tirol beziehungsweise für ganz Westösterreich repräsentativ, heißt es. Insgesamt sind die Abgase seit 2018 um rund 20 Prozent gesunken. Diese Ergebnisse liegen klar unter jenen, die Rechenmodelle eigentlich vorausgesagt hatten. Die Maßnahmen zur Pandemie-Eindämmung schufen jedenfalls eine bisher nie dagewesene Situation, in der die Forschenden die Modellprognosen sehr gut überprüfen konnten.
Kohlendioxid (CO2):
Kohlendioxid ist eines der wichtigsten Treibhausgase in der Erdatmosphäre, trägt also zur Klimaerwärmung bei. CO2 entsteht zum Beispiel durch die Verbrennung von Kohle, Holz oder Treibstoffen.
Werte sanken auch nach Pandemie
In Innsbruck kommt das Kohlendioxid in der Luft vor allem aus dem Gebäude-Sektor, von Gewerbebetrieben oder durch den Verkehr. Besonders überraschend: Die Werte haben sich auch nach Ende der Pandemie kontinuierlich verbessert. Grund dafür dürften technologische Fortschritte sein, vermutete Christian Lamprecht vom Atmosphären-Observatorium des Instituts für Atmosphären- und Kryosphärenwissenschaften:
„Im Verkehrssektor gibt es nicht nur Elektroautos, sondern auch Hybridfahrzeuge. Auch Verbrennerautos werden emissionsärmer. Das Austauschen von Heizungsanlagen hat ebenfalls einen direkten Einfluss auf die Emissionen. In der Industrie wird natürlich ebenso viel investiert. Auch, dass die Bevölkerung ihr Verhalten ändert, trägt dazu bei“, so der Experte.
Klimaziele: Weiter viel zu tun
Die Tiroler CO2-Emissionen dürften auch in Zukunft weiter sinken – um gut drei Prozent pro Jahr, so die Schätzung. Auf dieser Prognose ausruhen sollte man sich aber nicht, warnte Lamprecht. Es brauche weitere Verbesserungen:
„Tendenziell stimmen die Trends natürlich optimistisch, die Reduktion ist da. Um die gesetzten Klimaziele zu erfüllen, sind wir aber noch ein Stück entfernt. Das ist natürlich ein nationales und auch ein internationales Ziel. Deshalb muss man auch klar sagen: Es reicht hier nicht aus, ein paar Jährchen lang die CO2-Emissionen um drei Prozent zu reduzieren“, so Lamprecht. Hier seien noch einige Kraftanstrengungen nötig.
Innsbrucker Daten helfen ESA-Satelliten
Im experimentellen Team des Atmosphären-Observatoriums rund um Wissenschafter Thomas Karl arbeiten derzeit Christian Lamprecht, Michael Stichaner und Werner Jud. Ihre Messungen werden von der Europäischen Weltraumagentur ESA und dem österreichischen Wissenschaftsfonds FWF gefördert.
Die Ergebnisse aus Innsbruck sollen jetzt internationalen Forscherinnen und Forschern helfen, genauere Berechnungen anzustellen. Auch für Mess-Satelliten der europäischen Weltraumagentur ESA sind die Tiroler Daten relevant: „Unsere Werte werden dazu verwendet, Satellitenmessungen zu evaluieren und zu validieren“, erklärte Christian Lamprecht. Derzeit hätten Satelliten nämlich lediglich eine relativ grobe Auflösung, vor allem, was Täler im Alpenraum angehe. Die bodengestützten Daten aus Tirol liefern daher einen wertvollen Beitrag.