Fernglas mit künstlicher Intelligenz
SWAROVSKI OPTIK
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Wissenschaft

Tierbestimmung per künstlicher Intelligenz

Ein Fernglas, das von Swarovski Optik mit Sitz in Absam (Bezirk Innsbruck-Land) entwickelt worden ist, soll helfen, Tiere zu identifizieren. Eine eingebaute Kamera nimmt dazu Bilder auf, künstliche Intelligenz (KI) übernimmt die Bestimmung. Die Technik ist allerdings noch teuer.

Das Fernglas ist im Jänner auf der internationalen Technikmesse CES in Las Vegas präsentiert worden, die sich heuer der künstlichen Intelligenz verschrieben hat. Tierbeobachterinnen und -beobachtern soll es damit möglich sein, über 9.000 Vögel und andere Lebewesen zu bestimmen, so das Unternehmen. Der Verkaufsstart ist mit 1. Februar angesetzt.

Eingebaute Kamera filmt mit

Mittels einer eingebauten Kamera können Nutzerinnen und Nutzer Videos oder Fotos der Tiere erstellen und diese teilen. Ist die Bildqualität ausreichend, kann die künstliche Intelligenz das Tier bestimmen. In diesem Fall wird der Name der Tierart kurze Zeit später im Sichtfeld angezeigt, während man durch das Fernglas blickt.

Laut eigenen Angaben dauerte die Entwicklung des Gerätes fünf Jahre beziehungsweise mehr als 23.000 Stunden. Insgesamt besteht es aus mehr als 390 Teilen und wird mit einem wiederaufladbaren Akku betrieben. Produziert wird es in Absam. Der Australier Marc Newson hat das Fernglas designt – er entwarf bereits in der Vergangenheit für die Firma. Mit dem KI-Fernglas wolle man sich jedenfalls „für die Zukunft rüsten“, erklärte Swarovski Optik. Updates sollen das Fernglas auf dem Laufenden halten, hieß es.

Fernglas mit künstlicher Intelligenz
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Das Fernglas besteht aus gut 400 Einzelteilen

Swarovski Optik

Swarovski Optik wurde 1949 gegründet und ist auf die Herstellung fernoptischer Geräte spezialisiert. Im Jahr 2022 lag der Umsatz laut Angaben des Unternehmens bei 216,4 Mio. Euro bei einer Exportquote von 91 Prozent. Weltweit werden rund 1.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Hauptstandort ist Absam.

Ab Februar soll das Fernglas im Fachhandel erhältlich sein. Daniel Mühlmann, Leiter des Kundenmanagements, zeigte sich gegenüber ORF Tirol überzeugt, dass es einen Markt dafür gibt: „Wir hören darauf, was die Kunden von uns wollen. Über die letzten Jahre hat sich herauskristallisiert, dass Elektronik für verschiedene Beobachtungssituationen eine zusätzliche Hilfe darstellt. Das mündet jetzt in den neuen Technologien mit KI-Unterstützung, wo man die Möglichkeit hat, mit einem Fernglas Säugetiere und Vögel nicht nur zu beobachten, sondern auch zu identifizieren, fotografieren und zu filmen, ohne, dass ein Smartphone dazu nötig ist, da alles in einem Gerät vereint ist.“

Fokus: Vogel-Beobachtung

Swarovski Optik will mit dem Fernglas vor allem Ornithologinnen und Ornithologen ansprechen. Man greife dabei auf eine jahrelange Zusammenarbeit mit der Merlin Bird ID zurück – gemeinsam wurde die Begleit-App weiterentwickelt: „Es gibt dort über 8.000 erfasste Vogelarten und gute Resonanzbilder auf welche die KI zugreift. Wir wollen uns aber auch im Bereich Säugetiere, Insektenarten und Schmetterlinge weiterentwickeln“, erklärte Mühlmann.

Fernglas mit künstlicher Intelligenz
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Die gemachten Bilder und Videos werden mittels einer App verwaltet

Teures Gadget für Enthusiasten?

Ob Hobby-Tierbeobachterinnen und -beobachter das Gerät kaufen, wird wohl von deren Budget abhängen – es soll mehrere tausend Euro kosten und liegt damit preislich deutlich über anderen Ferngläsern. Zusätzlich stellt sich die Frage, ob Profis wie etwa Naturfotografen oder Biologinnen bei der Bestimmung der Tiere wirklich Unterstützung durch eine künstliche Intelligenz benötigen.

Grundsätzlich wolle man einfach Menschen ansprechen, die „gerne in der Natur unterwegs seien und mit einem Tastendruck Tiere identifizieren und lernen wollen, ohne erst in einem Buch nachzuschlagen“, verdeutlichte Daniel Mühlmann. „Uns ist klar, dass wir uns im Premium-Segment positionieren. Die aufwändige Entwicklung und den Fertigungsstandort Tirol kosten“, verteidigte er den hohen Preis. Die Produkte hätten dafür auch eine entsprechende Qualität. Die Firma orte jedenfalls großes Interesse am neuen Fernglas.

Zukunftspläne mit künstlicher Intelligenz

Das jetzt präsentierte Fernglas dürfte nicht das letzte Produkt mit KI-Unterstützung bleiben. Swarovski Optik plant, auch in Zukunft solche Produkte zu entwickeln: „Wenn die künstliche Intelligenz einen Nutzen für den Kunden bietet, ist sie für uns mit Sicherheit relevant. Das Fernglas ist der erste Schritt“, bestätigte Sprecher Mühlmann. In den letzten Jahren habe die Firma viel in diese Richtung entwickelt. Man gehe davon aus, dass die Technologie auch in Zukunft Bestand haben werde.