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Politik

Weniger Alkohol für Kitzbühels Partyzone

Das Wochenende rund um das Hahnenkammrennen in Kitzbühel wird heuer von einem neuen Alkoholkonzept begleitet. Die Stadtregierung schränkt dabei den Konsum von hochprozentigem Alkohol in der Öffentlichkeit ein. So will sie Partyexzesse mit Spirituosen verhindern. Kritiker bezweifeln die Wirkung.

Wenn die legendären Skirennen am Hahnenkamm und am Ganslernhang stattfinden, steht Kitzbühel ganz im Fokus der Öffentlichkeit. Heuer ist es mit zwei Abfahrten und einem Slalom vom 19. bis 21. Jänner wieder so weit. Dafür gab der Ski- und Snowboard-Weltverband FIS am Freitag grünes Licht. Die Weltcup-Pisten bestanden die durchgeführte Schneekontrolle.

Der Ort wird damit einmal mehr im Ausnahmezustand stehen. Durchschnittlich 85.000 Besucherinnen und Besucher drängeln sich am berühmten Wochenende durch die Gamsstadt. Mit den vielen Promis, Adabeis und Fans bedeutet Kitzbühel einerseits viel Licht und Glamour. Andererseits aber auch viel Schatten mit Alkohol- und Partyexzessen.

Doch genau diese will die Stadtregierung heuer eindämmen – zumindest in der Öffentlichkeit. Am Rande des 84. Hahnenkammrennens heißt es nämlich auf öffentlichen Plätzen und bei den Verkaufsständen: Keine scharfen Getränke mit mehr als zehn Prozent Alkoholgehalt. Der Gemeinderat verordnete diese Regelung für das gesamte Innenstadtgebiet bis zum Bahnhof sowie für das Veranstaltungsgelände. Nicht betroffen davon sind Gaststätten.

Zivile Gruppen kontrollieren Ausschank

Für die Standbetreiber außerhalb heißt es jedoch, dass alles mit über zehn Prozent Alkoholgehalt verdünnt wird, wie Alexander Gamper, Sicherheitsstadtrat und Landtagsabgeordneter (FPÖ), erklärte: „Die Ausgabe ist maximal 2cl aber verlängert auf 150 Milliliter, so kommen wir unter die zehn Volumenprozent und das ist das, was wir haben wollen.“ Man wolle jedenfalls keine starken Alkoholika wie Schnäpse oder Getränke, die mit 36 oder 38 Volumenprozent ausgeschenkt werden.

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Die Feierlichkeiten rund um das Hahnenkammrennen in Kitzbühel unterliegen heuer einem neuen Alkoholkonzept

Zivile Kontrollgruppen sollen die Umsetzung des neuen Alkoholkonzeptes überwachen. Bei Verstößen sind auch Sanktionen vorgesehen, sagte Gamper. Das erste Mal werde es eine Verwarnung geben, beim zweiten Mal suche man ganz restriktiv das Gespräch mit dem Veranstalter, der Firma Rass & Dorner. „Dann würde es etwa heißen: ‚Das war es dann mit diesem Stand, der ist jetzt geschlossen und der bekommt für nächstes Jahr auch sicher keine Genehmigung mehr‘“, kündigte Gamper an.

„Kein Polizeistaat, Party im Vordergrund“

Der Versuch, mit solchen Maßnahmen die Partyexzesse einzudämmen, ist nicht neu. In der Innenstadt gibt es die Regeln bereits seit mehreren Jahren, nur jetzt sind sie exekutierbar, sagte Fanzonen-Organisator Uli Dorner. Das Neue daran sei die Handhabe, die es nun für die Exekutive gebe. So könne man die Lage im Vorfeld schon genauer überwachen und dementsprechend die Leute darauf hinweisen.

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Alexander Gamper
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Das neue Alkoholkonzept der Stadt Kitzbühel werde nun auch kontrolliert und sanktioniert, meinte Alexander Gamper (FPÖ)
Uli Dorner Kitzbühel Rass & Dorner
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Uli Dorner, Organisator der Fanzone, betont, dass in Kitzbühel eine sichere Party im Vordergrund stehe
Philipp Radacher SPÖ Gemeinderat Innsbruck
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SPÖ-Gemeinderat Philipp Radacher bezweifelt die Wirksamkeit der neuen Maßnahmen

„Es wird nicht von jetzt auf alles besser werden. Kitzbühel ist kein Polizeistaat, die Party steht im Vordergrund“, meinte Dorner. Das Hahnenkamm-Spektakel sei ein besonderes Rennen, das es auch bleiben müsse. „Trotzdem möchten wir einfach, dass sich alle Besucher hier wohlfühlen und wieder sicher und unversehrt nach Hause kommen.“

Es gehe keinesfalls darum, den Konsum von Alkohol generell zu verbieten. Es gibt nach wie vor Bier, Glühwein und Jägermeister. Letzterer werde eben verlängert, so Organisator Dorner. Ob diese Maßnahmen tatsächlich eine Wirkung haben, bezweifeln so manche im Ort.

Zweifel an Wirksamkeit der Maßnahme

Gemeinderat Philipp Radacher (SPÖ) ist Obmann im Ausschuss für Sportveranstaltungen. Er sieht in der Verordnung einen ersten guten Schritt gegen die bisherigen „Alkohol-Eskapaden“. Ob das die endgültige Lösung ist, sei aber fraglich. Immerhin sei in den vergangenen Jahren bereits darauf geachtet worden, dass die Spirituosen nicht pur ausgeschenkt werden. „Jetzt geht der Gast oder der Zuschauer halt fünf Meter weiter in ein Lokal, wo diese Verordnung nicht mehr gilt“, so Radacher.

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Das neue Alkohol-Konzept soll Exzesse in der öffentlichen Partyzone in Kitzbühel verringern

Eine andere Möglichkeit sei, dass die Menschen überhaupt schon in einem alkoholisierten Zustand zum Gelände kommen. „Da wird auch diese Verordnung, glaube ich, nicht diese Wirkung zeigen, die man sich erhofft“, sagte der SPÖ-Gemeinderat.

Dass der eine oder andere gar eine Schnapsflasche selbst mitnimmt, werde man trotz der Kontrollen nicht gänzlich verhindern können, räumt auch FPÖ-Sicherheitsstadtrat Gamper ein. Nichtsdestotrotz sei es ein Zeichen, mit dem man hofft, Exzesse mit Schlägereien und Pöbeleien in Zukunft verhindern zu können.