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Soziales

Telefonseelsorge: Bedarf weiterhin hoch

Im vergangenen Jahr sind tirolweit 16.000 Anrufe bei der Telefonseelsorge Innsbruck eingegangen. Damit ist die Kapazität voll ausgeschöpft. Als Alternative zum klassischen Telefonat nehmen jüngere Menschen immer häufiger Mail- und Chat-Beratungen in Anspruch.

90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter engagieren sich ehrenamtlich bei der Innsbrucker Telefonseelsorge. Sie stehen den Tirolerinnen und Tirolern rund um die Uhr bei Problemen und Sorgen zur Seite. Einsamkeit, Beziehungsprobleme und psychische Erkrankungen sind die Hauptthemen mit denen sich die Menschen melden, weiß die Leiterin der Telefonseelsorge Innsbruck, Astrid Höpperger. Wie in den Jahren zuvor, haben auch 2023 wieder rund 16.000 Tirolerinnen und Tiroler bei der Telefonseelsorge angerufen. Die Kapazitäten sind erreicht, so Höpperger: „Es können gar nicht noch mehr Menschen anrufen, weil wir nicht mehr öfter abheben können.“

Seelsorge goes online

Um den Bedarf weiterhin decken zu können wird das Seelsorge-Angebot vor allem im Online-Bereich erweitert. Menschen ab 40 Jahren bevorzugen zwar das klassische Telefonat, aber vor allem jüngere Menschen nehmen vermehrt Mail- oder Chat-Beratungen in Anspruch. „Jede Generation sucht sich das Medium aus, das ihr am liebsten ist“, betont die Leiterin der Seelsorge. Aktuell haben in Tirol 20 von 90 Seelsorgerinnen und Seelsorgern eine Zusatzausbildung für Online-Beratungen. Heuer noch will man das Online-Team um weitere 15 Personen aufstocken.

Rund um die Uhr erreichbar:

Unter der Notrufnummer 142 ist die Telefonseelsorge rund um die Uhr erreichbar. Die Chat-Beratung steht täglich von 16.00 bis 23.00 Uhr zur Verfügung.

Österreichweit haben sich 2023 mehr als 8.000 Menschen per Mail oder Chat an die Telefonseelsorge gewandt. Wie viele Tirolerinnen und Tiroler unter ihnen waren, könne man nicht genau sagen, erklärt die Leiterin der Online-Beratung, Walburga Stemberger: „Bei der Online-Beratung arbeiten wir mit allen Bundesländern zusammen. Per Chat oder Mail werden auch Menschen aus anderen Bundesländern hier in Tirol betreut und umgekehrt.“

Den Vorteil der Online-Beratung sieht Stemberger vor allem in der Niederschwelligkeit von Chats: „Bestimmte Themen, wie Gewalterfahrungen oder Suizidgedanken werden im Chat viel offener und auch schneller angesprochen als am Telefon.“

Astrid Höpperger, Leiterin der Telefonseelsorge Innsbruck
Cincelli/dibk.at
Astrid Höpperger leitet die Innsbrucker Telefonseelsorge und ist auch selbst regelmäßig als Telefonseelsorgerin tätig.

Darüber sprechen statt mit Problemen alleine bleiben

Eine besonders positive Entwicklung der letzten Jahre sei es, dass vermehrt auch junge Menschen und Männer offener über ihre Probleme reden, zeigt sich Astrid Höpperger erfreut: „Wenn in Tirol ein Mann ein Problem hat, dann geht er auf eine Skitour, um das auszugleichen. Das ist ja auch was Gutes, aber es ist genauso wichtig darüber zu reden. Wir merken deutlich, dass auch immer mehr Männer anrufen. Das erleben wir als eine sehr positive Entwicklung.“