Vier Frauen sitzen rund um einen Tisch
Land Tirol/Dorfmann
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Soziales

Projekt gegen Frauen-Wohnungslosigkeit

Das Projekt „Housing First“ gegen Wohnungslosigkeit bei Frauen wird fortgeführt. Das Land Tirol stellt für das laufende Jahr 2024 weitere 75.000 Euro zur Verfügung. Das Angebot gibt es nun seit zwei Jahren. Neben einer Wohnung werden die betroffenen Frauen auch professionell begleitet.

Im Jänner 2022 startete der Verein „lilawohnt“ das tirolweit erste „Housing First“-Angebot in Innsbruck. Das Projekt steht unter dem Leitsatz „erst die Wohnung, dann alles Weitere“. So werden im Rahmen des Projekts wohnungslosen Frauen eigene Wohnungen zur Verfügung gestellt.

Verdeckte Wohnungslosigkeit

Bei Frauen tritt häufig das Phänomen der verdeckten Wohnungslosigkeit auf: Sie leben nicht direkt auf der Straße, sondern im Verborgenen, indem sie etwa Zweckbeziehungen eingehen oder bei Freundinnen, Freunden und Bekannten unterkommen.

Forschung bestätigt den Ansatz

Zugleich bietet das Projekt sozialarbeiterische und psychosoziale Begleitung an, sodass den Frauen eine neue Perspektive für ein stabiles und selbstbestimmtes Leben ermöglicht wird. Dass der innovative Ansatz funktioniert, bestätigt auch der Forschungsbericht des Management Center Innsbruck (MCI), von dem das „Housing First“-Projekt wissenschaftlich begleitet wurde.

Sozial- und Frauenlandesrätin Eva Pawlata (SPÖ) bezeichnet sicheres Wohnen als Basis für ein eigenständiges und gewaltfreies Leben, speziell für Frauen. Zugleich sei es ein effizientes Mittel gegen Armut. „Hinter weiblicher Wohnungslosigkeit steckt vielfach strukturelle Gewalt in Form vorherrschender Geschlechterverhältnisse und ungleicher Lebenslagen von Frauen“, so Pawlata. Zugleich seien wohnungslose Frauen einem hohen Risiko von physischer und psychischer Gewalt ausgesetzt.

Gruppenfoto vier Frauen
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Die beiden Sozialarbeiterinnen Hanna Marte und Johanna Aigner mit Landesrätin Pawlata und Geschäftsführerin Julia Schratz

Zwei Mitarbeiterinnen begleiten die Frauen

Zur Zielgruppe des „Housing First“-Angebots zählen Frauen, die von Wohnungslosigkeit bedroht oder betroffen sind und zugleich einen sozialarbeiterischen oder psychosozialen Unterstützungsbedarf aufweisen – etwa aufgrund von Trennung, Gewalterfahrung, psychischer Erkrankung, Suchterkrankung, Flucht oder Arbeitslosigkeit.

Aktuell begleiten zwei Mitarbeiterinnen die Frauen. „In der Praxis sehen wir jeden Tag, dass die Antwort auf Wohnungslosigkeit eine Wohnung ist“, erläutert Sozialarbeiterin Hanna Marte. „Endlich bin ich angekommen, endlich muss ich mir keine Gedanken mehr machen, endlich wo sein dürfen“, beschreibt Sozialarbeiterin Johanna Aigner die Reaktionen der Bewohnerinnen.

EU-Ziel: Abschaffung von Obdachlosigkeit bis 2030

Die EU habe das Ziel, bis 2030 Obdachlosigkeit abzuschaffen, und Österreich habe die Vereinbarung von Lissabon unterzeichnet, sagt Julia Schratz, Geschäftsführerin von lilawohnt. Mit der Weiterfinanzierung von Housing First trage Tirol zur Zielerreichung bei.