Zuletzt (2022) waren die Zahlen bereits tiefrot, das Ergebnis der gewöhnliche Geschäftstätigkeit (EGT) war mit rund 1,2 Mrd. Euro negativ. Die Mitarbeiterzahl der Prime-Gruppe belief sich auf 313, nachdem es im Jahr 2021 noch 467 gewesen waren, zeigt der Wirtschafts-Compass. Nach Angaben der Kreditschutzverbände betragen die Aktiva rund 1,3 Mrd. Euro an freiem Vermögen, dem gegenüber stehen Passiva von ca. EUR 4,5 Mrd Euro.
Bekannte Immobilien in Signa Prime
In der Signa Prime hat Benko die Signa-Anteile an bekannten Immobilien wie dem Wiener „Goldenen Quartier“, dem Kaufhaus Lamarr in der Wiener Mariahilfer Straße, dem Berliner KaDeWe oder dem Kaufhaus Tyrol in Innsbruck gebündelt.
Ende November wurde bereits über die Muttergesellschaft Signa Holding ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung eröffnet.
Immobilien mit 20,4 Milliarden Euro bewertet
Das „Gross Asset Value“ der Signa Prime Selection, also die Summe der Immobilienwerte, wurde auf der Homepage zuletzt mit 20,4 Milliarden Euro angegeben. In Medienberichten war jedoch von teils deutlich überbewerteten Immobilien die Rede – etwa in Berlin beim Upper West.
Neben der ruhenden Lamarr-Baustelle in Wien steht beispielsweise auch der Bau des Wolkenkratzers Elbtower in Hamburg still. Der Fokus lag laut Firmenangaben auf Investition und langfristigem Halten von außergewöhnlichen Immobilien in besten Innenstadtlagen. Seit 2010 habe man sich zu einer der größten Immobiliengesellschaften Europas entwickelt. Nun kam die Pleite, in der die Fortführung mit einer Sanierung gelingen soll.
Ex-Bundeskanzler Gusenbauer ist Aufsichtsratsvorsitzender
Vorstandssprecher wurde schon zuletzt der Sanierer Erhard Grossnigg. Sein Vorgänger Timo Herzberg wurde per sofort als CEO enthoben, was dieser auch bei der zweiten besonders großen Signa-Immobiliengesellschaft Development Selection gewesen war.
Aufsichtsratsvorsitzender beider dieser Gesellschaften ist Ex-Bundeskanzler und Ex-SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer. Dessen Stellvertreter ist der Ex-Generaldirektor der Casinos Austria, Karl Stoss.
Immobilien in vielen Städten
Herzeige-Projekte finden sich auch in deutschen Metropolen wie Düsseldorf (Carsch-Haus), München (Karstadt am Bahnhofplatz, Oberpollinger, Alte Akademie), Hamburg (Elbtower, Kaufmannshaus, Alster-Arkaden, Gänsemarktpassage) und Berlin (KaDeWe, Upper West, Karstadt Hermannplatz, P1). In Städten wie Innsbruck und Bozen gehören das Kaufhaus Tyrol bzw. das Museumsquartier am Virgl zur Prime.
Derzeit könne man die Auswirkungen auf die Tiroler Wirtschaft kaum abschätzen, so Wirtschaftskammer-Präsidentin Barbara Thaler gegenüber ORF Tirol. Derzeit seien die Sanierer am Werk, erst in ein paar Monaten könne man die Auswirkungen auf heimische Betriebe dann einschätzen, glaubte sie.
In Wien ist auch der Austria Campus beim Nordbahnviertel Teil der Prime Selection. Das Meinl-Haus am Graben wurde schon zuletzt laut „trend“ um angeblich 80 Mio. Euro an den Wohlfahrtsfonds der Wiener Ärztekammer verkauft. Auch die Postsparkasse gehört zum insolvenzbedingt momentan vergilbenden Benko-Hochglanzreich.
Verschachtelte Eigentümerstruktur
Die gesamte Eigentümerstruktur ist sehr verschachtelt – elf Gesellschaften mit weiteren unterschiedlichen Besitzern, die zum Teil internationalen Milliardären zuzurechnen sind –, eine wichtige Rolle spielt die Familie Benko Privatstiftung. Die Mitaktionärin Signa Holding hält knapp 20 Prozent und soll im Rahmen ihres bereits eröffneten Insolvenzverfahrens saniert werden.
Berechnete wirtschaftliche Eigentümer sind laut Wirtschafts-Compass schlussendlich Ingeborg Benko, Rene Benko, Steuerberaterin Karin Fuhrmann sowie Marcus Mühlberger. Letzterer ist neben Christoph Stadlhuber Geschäftsführer der bereits Ende November insolvent gewordenen Signa Holding.