Seit Jahrzehnten will die Stadt Kitzbühel das 3.000 Quadratmeter große Grundstück im Zentrum sinnvoll verbauen und nutzen. Bislang wurde das Grundstück als Parkplatz genutzt. Es gab bereits zahlreiche Ideen und Vorschläge. Nun scheint es Bürgermeister Klaus Winkler (ÖVP), der im Stadtrat mit der FPÖ regiert, ernst zu sein. Die Gemeinde möchte die Fläche für 100 Jahre im Baurecht überlassen. In der Gunst der Stadtführung steht die Firma T&F, die Trade & Finance GmbH, eine Gesellschaft des kirgisisch-stämmigen Brüderpaares Sergei und Vasilij Tolstunov.
„Wahnsinnig viele Fragezeichen“
Doch es gibt massiven Widerstand, u.a. von Stadtrat Andreas Fuchs-Martschitz, Chef der Liste „UK-Unabhängige Kitzbüheler:innen“: „Wenn Sie als verantwortungsvoller Geschäftsmann – und da gehe ich davon aus, dass ein Bürgermeister noch einmal genauer hinschauen muss – ein Geschäft angehen, dann wird man sich sicherlich die Geschäftspartner einmal genau anschauen, bevor man mit denen im nähere Verhandlungen tritt. Bei Trade & Finance gibt es wahnsinnig viele Fragezeichen.“ Fuchs-Martschitz spricht auch das Firmengeflecht der T&F Gruppe an mit sieben Untergesellschaften und einem Verein zur Hilfe für die Menschen in der Ukraine.
„Dieses einseitige Vorantreiben in Richtung dieser T&F GmbH hat uns von Anfang an gestört und ich bin der Meinung, dass wenn eine Verwertung dieses Grundstückes stattfinden sollte, es sehr gut überlegt werden sollte, was man daraus macht und mit wem man das macht“, so Reinhard Wohlfahrtstätter von der SPÖ. Beide Politiker kritisieren ein undurchsichtiges Firmengeflecht der T&F Gruppe.
Firma weist Vorwürfe zurück
Undurchsichtigkeiten und Intransparenz weist der Sohn von Sergei Tolstunov und Mitgesellschafter von T&F, Vassili Tolstunov, in einem Skype-Interview gegenüber dem ORF vehement zurück: „Die Unternehmen der Gruppe sind schon seit über 25 Jahren aktiv. Wir sind international tätig, haben circa weltweit 500 Mitarbeiter und können den Ansatz eines Firmenkonstrukts oder einer Undurchsichtigkeit absolut nicht nachvollziehen.“
T&F möchte den Gries-Parkplatz um ca. 40 Millionen Euro verbauen. Infrage kommen würden eine Tiefgarage sowie Büro- und Geschäftsgebäude mit Gewerbemix. Eingesessene Immobilien-Experten wie Manfred Hagsteiner sehen dafür in Kitzbühel den Markt nicht: „Ich bin mir nicht sicher, ob es das trägt – ob es da nicht einen Leerstand gibt. Die Mietpreise sind österreichweit an der Spitze und das rechnet sich sicher nicht, es ist schon seit Jahren ein ständiges Kommen und Gehen.“
Firma wirbt mit Verkehrskonzept
Doch T&F wirbt auch mit einem Verkehrskonzept. 2022 hat die Firma die gegenüberliegende Kitz Galleria erworben. Diese will sie unterirdisch verbinden. Zudem bietet T&F eine verkehrsmäßige Erschließung an: Mit einer Brücke über die Kitzbüheler Ache und einer Anbindung an die B161, die Pass-Thurn-Straße. Für Bürgermeister Klaus Winkler ist das essenziell.
Die Kosten dafür würde die Stadtgemeinde laut Ausschreibung sogar im Baurechtszins berücksichtigen. Befürchtungen gegenüber den Investoren zerstreut Winkler. Der Projektant werde – wie jeder – auf Herz und Nieren geprüft, ebenso die Zahlungsströme. „Natürlich werden dann Garantien verlangt, aber da sind wir noch weit entfernt“, so Winkler.
Es sei noch nichts in Stein gemeißelt, will der Bürgermeister die Kritik der Opposition entkräften. Grundlagen wie Nutzungskonzept und Konditionen müssten erst noch erarbeitet werden. Derzeit beschäftigt sich jedenfalls ein Arbeitskreis mit der Thematik.