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Gesundheit

23 neue Facharzt-Ausbildungsstellen in Tirol

Der Personalmangel ist das größte Problem bei der Sicherstellung der Gesundheitsversorgung in Tirol. Um dem Fachärztemangel entgegenzuwirken, will Tirol 23 zusätzliche Ausbildungsstellen schaffen. So sollen angehende Ärzte in Tirol gehalten werden, erklärte Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele (ÖVP).

Diese Maßnahme folgt auf eine erstmals in dieser Form durchgeführte Ärztebedarfsanalyse von Land, Tiroler Krankenanstalten, Ärztekammer und Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK). „Wir wollen die angehenden Ärzte auch in Tirol halten“, begründete Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele (ÖVP) am Mittwoch den Schritt bei einer Pressekonferenz.

Hagele: Finanzierung ist sichergestellt

Würden diese für die Ausbildung in ein anderes Bundesland wechseln, sei dieser Wechsel in vielen Fällen permanent, erklärte Hagele. Deshalb seien ausreichende Stellen im Bundesland zentral. Dafür werde nun gesorgt und die entsprechende Finanzierung auch sichergestellt, versicherte die Landesrätin. Im Rahmen der Analyse seien der Bedarf an Neubesetzungen aufgrund von Pensionierungen der Anzahl an Absolventen gegenübergestellt worden. „Wir müssen schauen, dass wir die Stellen so schnell wie möglich zur Verfügung stellen“, verwies Hagele auf die zu erwartende sechsjährige Ausbildungszeit.

Thomas Müller, Klinik-Direktor für Kinder- und Jugendheilkunde der Universitätsklinik Innsbruck, freute sich über ein „historisch einzigartiges“ Plus von acht zusätzlichen Ausbildungsstellen in seinem Bereich. Auch in der Psychiatrie kommen acht Stellen dazu, vier sind es in der Augenheilkunde und Optometrie. Die Urologie wird mit zwei zusätzlichen Plätzen bedacht, eine zusätzliche gibt es im Bereich Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, zählte Christian Haring, Medizinischer Geschäftsführer der tirol kliniken, auf. Die Ausbildungsstellen sollten zeitlich gestaffelt bis zum Jahre 2025 geschaffen werden.

Angehende Ärzte mit Jobangebot nach Ausbildung abholen

„Es knatscht in vielen Bereichen“, warnte Ärztekammerpräsident Stefan Kastner. Viele Patienten würden um lange Wartezeiten auf einen Termin wissen, andererseits Ärzte über überfüllte Praxen klagen.

Nun gehe es einerseits darum, die angehenden Ärzte mit einem Jobangebot nach der Ausbildung abzuholen, andererseits aber auch, diese für die Arbeit im niedergelassenen Bereich zu begeistern. Dafür sollen entsprechende Ausbildungsmonate in Arztpraxen sorgen. Gleichzeitig würden die angehenden Ärzte im Rahmen der Ausbildung auch periphere Krankenhäuser kennenlernen: „Dann ist die Chance besser, dass man sich nicht unbedingt für das zentrale Krankenhaus entscheidet.“

ÖGK fördert Lehrzeiten in Arztpraxen

Lehrzeiten in Arztpraxen würden von der ÖGK mit einer Lohnunterstützung von 3.000 Euro für bis zu neun Monate gefördert, sagte dazu Landesstellenausschuss-Vorsitzender Bernhard Achatz. Das solle nicht nur für Fachärzte in den neu geschaffenen Ausbildungsstellen am Ende der Ausbildung, sondern für alle angehenden Ärzte zeitnah zur Verfügung stehen.

Für den niedergelassenen Bereich – die 590 Kassenärzte – zahlt die ÖGK 210 Millionen Euro an Honoraren. Zusätzlich zu diesem Honorar stellt die ÖGK für den Zeitraum von zwei Jahren ab 1. Jänner 420.000 Euro für die Bezahlung der Lehrpraxen für Kinder- und Jugendheilkunde zur Verfügung.

Ärztekammer fürchtet keinen Mangel an Interessenten

Auch Müller verwies auf die Bedeutung von Ausbildungszeiten abseits der Klinik. Im niedergelassenen Bereich könnten angehende Ärzte in der Facharztausbildung auch Organisatorisches und Unternehmerisches lernen: „Um vielleicht die Scheu davor zu verlieren, sich selbstständig zu machen“.

Bedenken, die Stellen nicht besetzen zu können, existieren laut Ärztekammerpräsident Kastner nicht: „Wir haben keine Angst, dass das Angebot nicht angenommen wird“. Es mangle nicht an Interessenten. Im Gegenteil gebe es aktuell für Uni-Absolventen oft monatelange Wartezeiten auf eine Stelle für die Facharztausbildung, sagte Kastner.