Die Zukunft des Kaufhaus Tyrol ist offen. Nach aktuellem Stand ist es nicht insolvent, allerdings gehört es über Unternehmensverästelungen zur insolventen Signa Holding. Sollten Gläubiger im Zuge eines Sanierungsverfahrens ihr Geld nicht bekommen, könnte das Kaufhaus Tyrol sehr wohl verkauft werden. Im besten Fall bleibt Signas Prestigeobjekt in Innsbrucks Innenstadt unbeschadet.
Rund 120 Signa-Gesellschaften mit Sitz in Tirol
Klaus Schaller vom Kreditschutzverband von 1870 hat nach Durchsicht der Datenbank etwas Klarheit in das Firmengeflecht der Signa Gruppe bringen können. Allein in Tirol gebe es rund 120 Gesellschaften, die hier ihren Sitz haben. Österreichweit seien es rund 400. In der Immobilienbranche sei es durchaus üblich, dass komplexe Firmenstrukturen gewählt werden, so Schaller, für jedes einzelne Projekt gebe es eigene Kapitalgesellschaften. „Was wir bei der Signa Gruppe sehen, ist aber dermaßen komplex, dass es doch ungewöhnlich ist“, so der Experte.
Benko soll umgezogen sein
Firmengründer René Benko bleibt unterdessen weiterhin auf Tauchstation. Dem Vernehmen nach soll er von seinem Luxusanwesen im östlichen Mittelgebirge in eine Villa auf der gegenüberliegenden Hangseite oberhalb von Innsbruck übersiedelt sein. Auch sollen zwei Privatflugzeuge nicht mehr in dem angemieteten Hangar am Flughafen Innsbruck untergestellt sein.
Ein Kernstück von Benkos Konzern, die Signa Holding, hat vor wenigen Wochen Insolvenz angemeldet. Laut Experten ist dies die größte Pleite seit Bestehen der Zweiten Republik. Anfragen von ORF Tirol zur Insolvenz beziehungsweise zum Kaufhaus Tyrol blieben von einem Benko-Sprecher unbeantwortet.
Negative Auswirkungen auf gesamten Wirtschaftsstandort
Seit wenigen Tagen ist ein weiteres österreichisches Unternehmen, das zur Signa Gruppe gehört – die Signa Informationstechnologie GmbH – zahlungsunfähig. Ob noch Insolvenzen folgen, ist völlig unklar. Ernsthafter wirtschaftlicher Schaden sei bereits entstanden, so Schaller. Ein großes Problem sei etwa der Vertrauensverlust. „Vertrauen ist einer der wesentlichen Punkte in der Wirtschaft. Und hier hat die Signa Gruppe in letzter Zeit sehr, sehr viel an Kredit verspielt. Sie ist seit Wochen europaweit Thema. Und natürlich hat das auch negative Auswirkungen auf den gesamten Wirtschaftsstandort in Österreich“, so Schaller.
Ansässigen Geschäftspartnern der Signa-Gruppe rät er, bei Außenständen entsprechend tätig zu werden und die Ansprüche rasch einzubringen. Im Fall der zahlungsunfähigen Signa Holding muss der Masseverwalter bis Ende Februar prüfen, ob die Sanierung gelingen kann.