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Bildung

In einem Jahr zum Elementarpädagogen

Mit dem Sommersemester 2024 startet an der Pädagogischen Hochschule Tirol (PHT) ein neuer Hochschullehrgang für Kindergarten- oder Kinderkrippenpädagogen. Der einjährige Lehrgang soll unter anderem eine Maßnahme sein, um den hohen Bedarf in der Branche zu decken, der durch den geplanten Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung entsteht.

Der Hochschullehrgang „Elementarpädagogik“ wurde bereits an sechs Pädagogischen Hochschulen in Österreich durchgeführt und ist als Quereinstiegsmöglichkeit in das Berufsfeld für facheinschlägig vorgebildete Personengruppen gedacht. Ziel ist es, ohne Qualitätsminderung den Zugang in das Berufsfeld zu erleichtern. Dafür wurde vor allem auf eine ausreichende Vorbildung Wert gelegt. Voraussetzung für die Zulassung ist ein Bachelorabschluss in Pädagogik oder das Volkschullehramt.

Bisher gab es in Tirol nur die fünfjährige Schulausbildung an der Bundesbildungsanstalt für Elementarpädagogik oder ein dreijähriges Kolleg. Der neue Hochschullehrgang dauert ein Jahr und ist berufsbegleitend. Danach kann man schon als pädagogische Fachkraft in Krippe und Kindergarten arbeiten.

Anpassung an europäische Standards

Die Rektorin der PHT, Regine Mathies, betont, dass die Akademisierung eine dringend notwendige Ergänzung zu bestehenden Ausbildungswegen darstellt und hochqualifizierte Mitarbeiter elementarpädagogischer Einrichtungen in die Bildungslandschaft bringe. In so gut wie allen europäischen Ländern gebe es bereits eine derartige Ausbildung.

Den neuen Lehrgang für Quereinsteiger und das Erreichen europäischer Standards freut auch den Berufsgruppenverband. Außerdem sei das höhere Einstiegsalter wichtig und richtig. Mit 19, nach der fünfjährigen Schule, seien viele noch zu jung für die steigenden Anforderungen in dem Beruf, sagt Melanie Spangler, die Obfrau des Berufsgruppenverbandes: „Das sieht man auch daran, dass sich nach der Schule nur 30 Prozent oder sogar weniger für den Beruf entscheiden. Wir denken, es braucht eine reife und bewusste Entscheidung, um dem Beruf entsprechend nachkommen zu können.“

Recht auf Kinderbetreuung, aber zu wenig Personal

Auch in Hinblick auf den bestehenden Fachkräftemangel in der Branche und das geplante Recht auf Kinderbetreuung bis 2026 sei es wichtig, mehr Menschen den Einstieg zu erleichtern, heißt es von der PHT und dem Berufsgruppenverband. Mathies: „Mit dem Recht auf Kinderbildung und -betreuung in Tirol steigt der ohnehin schon große Bedarf an elementarpädagogischen Fachkräften in Tirol noch einmal mehr. Um die hohe Qualität in den Kindergärten und Kinderkrippen auch weiterhin zu gewährleisten, sind qualitätvolle Ausbildungsmöglichkeiten von hoher Relevanz.“

Bereits jetzt reiche das Personal für das bestehende Angebot aber nicht aus, sagt Spangler: „In Tirol fehlen derzeit 100 Pädagoginnen und Pädagogen. Spricht man von Ausbau, dann muss auch das Berufsfeld attraktiviert werden.“

Positive Bewertung des Lehrgangs an anderen PHs

Der neue Lehrgang erhielt an PHs in anderen Bundesländern bei einer Evaluation im Auftrag des Bundesministeriums bereits gute Noten. Die Zufriedenheit bei Studierenden lag durchgehend zwischen 95 und 100 Prozent. Alle Teilnehmenden gaben zu Lehrgangsende an, sie würden die Ausbildung wieder besuchen. Fast alle fühlten sich sehr gut oder eher gut auf den Berufseinstieg vorbereitet. Die Anforderungen wurden von vielen allerdings auch als hoch eingeschätzt. Gewünscht wurde zudem, dass das Praktikum länger dauern sollte. Die österreichweiten Evaluationsergebnisse sollen in der Lehrgangskonzeption an der PH Tirol berücksichtigt werden.

Die Bewerbungsphase für den Hochschullehrgang ab dem Sommersemester nächsten Jahres läuft noch bis 14. Jänner.