Therapiemittel für Sehhilfe für Kinder: Ball, Puppe, Würfel
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Soziales

Therapiezentren für Kinder abgesichert

Das Land Tirol hat nach Abschluss einer zweijährigen Pilotprojektphase die forKIDS Therapiezentren in Zusammenarbeit mit Diakoniewerk und Österreichischer Gesundheitskasse (ÖGK) vertraglich langfristig abgesichert. Das gab Soziallandesrätin Eva Pawlata am Mittwoch bekannt.

In insgesamt neun Zentren im Bundesland – mindestens einem pro Bezirk – werden Kinder und Jugendliche mit Behinderungen und psychosozialen Problemen interdisziplinär therapeutisch betreut – ein „Alleinstellungsmerkmal“, wie man am Mittwoch betonte.

Tirol als Vorreiter im Bundesländervergleich

In den forKIDS-Einrichtungen werden Kinder und Jugendliche mit Behinderungen, Entwicklungsverzögerungen oder Auffälligkeiten im Verhalten sowie mit Schwierigkeiten im emotionalen Bereich betreut. „Corona hat einen Schnitt in der Gesellschaft und in der Psyche der Kinder hinterlassen“, mahnte Soziallandesrätin Eva Pawlata (SPÖ) bei einem Pressetermin am Mittwoch in Innsbruck und begründete so den steigenden Therapiebedarf. Mit den Therapiezentren und der regionalen Ausdehnung sei man nun „Vorreiter im Bundesländervergleich“, freute sich Pawlata. Die schwarz-rote Landesregierung stellt dafür nun 2,2 Millionen Euro pro Jahr bereit, seitens der ÖGK fließen 900.000 Euro.

1.300 Kinder pro Jahr in Therapie

Dadurch sei das „österreichweite Vorzeigeprojekt dauerhaft wirtschaftlich abgesichert“, freute sich Geschäftsführer Michael König. Aktuell werden dort 1.300 Kinder jährlich begleitet, was bei insgesamt rund 34.000 Therapiestunden 600 bis 700 pro Woche bedeute, rechnete König vor. Dass in den Zentren unterschiedliche Therapieformen angeboten würden sei nicht nur „Alleinstellungsmerkmal“, so der forKIDS-Geschäftsführer, sondern vor allem als Entlastung der Eltern wichtig. Diese wären oft nicht in der Lage, die für ihre Kinder notwendigen Therapien einzeln zu organisieren.

Nach einer Überweisung durch den Kinderfacharzt würde man an Ort und Stelle ein Anamnesegespräch ansetzen, erläuterte Standortleiterin Sylvia Pittl. Darauf folge dann ein Entwicklungsscreening zur Bedarfserhebung und weiteren Therapieplanung. Es werde Logopädie, Ergo- und Physiotherapie angeboten, außerdem seien Psychologinnen und Psychologen beschäftigt. Insgesamt bestehe das tirolweite Team derzeit aus 96 Mitgliedern.

Teufelskreis der Angst

„Es gilt, den Teufelskreis der Angst zu unterbrechen“, berichtete auch Pittl von immer mehr Fällen von Angststörungen bei Kindern und Jugendlichen. Schritt für Schritt könne das in den Therapiezentren gelingen. Am Ende stehe im besten Fall der Therapieerfolg, wie im Falle eines in Tirol kürzlich betreuten neunjährigen Mädchens, erzählte Pittl. Dieses litt unter massiven Trennungsängsten und konnte die Volksschule nicht mehr besuchen bzw. nur mit ihrer Mutter an der Seite. Durch die Therapie konnte die Neunjährige nun ihre Angst bewältigen und besuche die Schule mittlerweile wieder ohne Begleitung, freute sich die Standortleiterin: „Das bedeutet eine Entlastung für die ganze Familie.“

Dass es für Eltern bei den Therapieplätzen zu Wartezeiten kommen könne, räumte Pittl indes auf Nachfrage ein. Diese seien von Standort zu Standort unterschiedlich. Ansonsten hielten sich diese „in Grenzen“, wie die Standortleiterin ausführte. Für Eltern seien die Therapieplätze dafür kostenlos, es falle kein Selbstbehalt an, betonte Arno Melitopulos-Daum (ÖGK). Die nun dauerhaft angelegten Zentren seien auch ein „Signal an die Therapeuten“, dies würde bei der Mitarbeitersuche helfen. Speziell in den ländlichen Regionen sei man noch auf der Suche nach Personal, hieß es.