Maria Theresienstraße in Innsbruck
Zeitungsfoto.at
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Wirtschaft

Immo-Übernahme nach Insolvenz wird Thema

Der Chef der Innsbrucker SPÖ Benjamin Plach hat am Donnerstag angeregt, eine Immo-Übernahme der in die Insolvenz geschlitterte Signa Holding durch die Stadt zu prüfen. Bürgermeister Georg Willi (Grüne) erklärte, man wolle „jedenfalls“ prüfen.

Der Innsbrucker SPÖ-Stadtparteivorsitzende Benjamin Plach wittert in der Signa-Holding-Insolvenz offenbar eine Chance für die Stadt. Innsbruck solle den „Ankauf von strategisch wertvollen Immobilien aus der möglichen Insolvenzmasse“ prüfen. Im Visier hätte er sowohl Büro- als auch Wohngebäude, gegenüber der APA sprach er etwa von Immobilien in der zentral gelegenen Museumstraße. Das Kaufhaus Tyrol fand er aufgrund seiner „Dimension“ weniger interessant.

Schlüsselimmobilien der Signa

Die Stadt wähnte er dabei finanziell „durchaus in der Lage“, solche Ankäufe – auch etwa mit Partnern wie dem Land Tirol oder in „anderen Kooperationen“ – zu stemmen. Doch es müsse jetzt „schnell gehen“. „Es braucht aber ein seriöses Konzept, wie man diese Immobilien langfristig bespielen und finanzieren kann“, sagte der SPÖ-Politiker. In der Insolvenz der Signa-Dachgesellschaft sieht er „eine Chance“, „denn in ganz Innsbruck besitzt die Signa Schlüssel-Immobilien“. Gleichzeitig räumte er jedoch ein, dass es sich bei den Eigentümern oft um „verschachtelte Gesellschaftskonstrukte“ handle und noch nicht klar sei, ob es bei der Insolvenz zu einem Dominoeffekt komme und auch die Signa-Töchter in die Pleite rutschen.

Erworbene Gebäude könnten dem Gemeinwohl dienen

Plach übte in dem Zuge heftige Kritik an der Widmungspolitik der Stadt, diese habe nämlich das „fragwürdige Geschäftsmodell von Benko & Co in den letzten Jahren gefördert. Nun soll wieder einmal die Allgemeinheit die Rechnung für die Spekulation einzelner zahlen“. Er forderte einen Widmungsstopp für frei finanzierte Wohnungen. Sollte die Stadt Immobilien des Tiroler Immobilienunternehmers René Benko übernehmen, sei es „wirklich eine Ironie der Geschichte“, wenn diese Gebäude dem Gemeinwohl dienen könnten, schließlich sei sein Geschäftsmodell „das Treiben von Preisen am Markt“ gewesen.

Insolvenzverwalter braucht Wochen für Übersicht

Indes ließ der Insolvenzverwalter der Signa Holding, der Anwalt Christof Stapf, am Donnerstag wissen, dass er sich erst in einigen Wochen eine Einschätzung zutraue, ob der Plan, die mit fünf Mrd. Euro verschuldete Firma zu sanieren, hält. „Bei der Berichtstagsatzung am 19. Dezember wird sich eine Einschätzung treffen lassen, wie realistisch der vorgelegte Finanzplan ist und ob ein Sanierungsplan erfüllt werden kann“, erklärte Stapf am Donnerstag in einer Stellungnahme gegenüber der APA.

Willi kann SPÖ-Vorschlag etwas abgewinnen

„Immer, wenn wir gerade im Zuge einer Insolvenz zu vertretbaren Preisen zu Immobilien kommen, bin ich der Erste, der sagt: ‚Bitte ja‘“, ließ Bürgermeister Willi deutliche Sympathien für den Vorschlag des SPÖ-Stadtparteichefs durchklingen. Er habe es etwa „schade gefunden“, dass es damals im Zuge des Verkaufs der Buwog-Wohnungen nicht gelungen sei, seitens der Stadt diese Wohnungen zu kaufen.

„In einer Stadt wie Innsbruck, in der die Immobilienpreise in die Höhe gehen, kann ich nur sagen: Billiger wird es nicht mehr“, erklärte Willi. Man müsse angesichts der hohen Zinslandschaft nur schauen, wie man einen solchen Kauf finanzieren könne: „Wenn wir einen möglichst langfristigen Kredit verhandeln, kann es aber möglich sein.“ Zuvor müsse er aber Rücksprache mit dem Finanzdirektor und dem Finanzbeirat halten.

Am Mittwoch meldete die Signa-Holding um den Tiroler Investor René Benko Insolvenz an. Benko war offenbar nicht in der Lage gewesen, potente Geldgeber zu finden, die sein Imperium retten wollten. Als „Hintergrund für den Sanierungsantrag“ verwies Signa auf den Retailbereich und hier „vor allem“ auf den stationären Einzelhandel, der in den letzten Jahren aufgrund externer Faktoren extrem unter Druck geraten sei. „Auch im Immobilienbereich haben sich in den letzten Monaten externe Faktoren auf die Geschäftsentwicklung ausgewirkt“, hieß es weiter – mehr dazu in news.ORF.at