Mitarbeiterin macht Bett in einem Hotel
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Tourismus

Ganzjahrestourismus als Personal-Strategie

Über 7.500 Personen aus den Bereichen Beherbergung und Gastronomie haben sich heuer bisher in der Zwischensaison arbeitslos gemeldet. Die Saisonarbeit ist im Tourismus nach wie vor stark vertreten. Es gibt aber auch Modelle, die auf Ganzjahrestourismus setzen – auch um Personal zu halten.

Nach der Sommersaison schließen viele Hotels und Gastronomiebetriebe bis die Seilbahnen im Winter wieder aufsperren. Ein Großteil des Personals meldet sich dann beim AMS arbeitslos, bis die Wintersaison wieder startet. In der heurigen Zwischensaison in den Monaten September und Oktober betraf das in Tirol laut AMS 7.560 Menschen.

Personal während der Pandemie verloren

Einen anderen Weg geht beispielsweise das Hotel „Das Marent“ in Fiss (Bezirk Landeck). Den zweiten Herbst blieb das Hotel heuer für Gäste geöffnet. Die Strategie sei während der Pandemie entstanden, erklärte Hotelier Christian Marent: „In der Coronazeit haben wir einige Mitarbeiter verloren, weil sie keine Sicherheit gehabt haben, was passiert. Dann haben wir uns überlegt, umzustellen auf einen Jahresbetrieb.“

Hotelier Christian Marent mit einem Koch in der Küche beim Brotteig formen
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Christian Marent (links) lässt sein Hotel zwischen Sommer und Winter offen, im Frühjahr gibt es einen fünfwöchigen Betriebsurlaub

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können sich nun zwischen einer Saisonstelle und einer Ganzjahresstelle entscheiden. Zudem haben sie die Wahl zwischen einer Vier-, Fünf- oder Sechstagewoche. Solche Zeitmodelle würden dazu beitragen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter langfristig zu binden, erklärt Hoteldirektor Bernhard Langer.

Planbarkeit und regelmäßiges Einkommen

Rezeptionistin Birgit Theiner aus Pfunds (Bezirk Landeck) entschied sich für eine Ganzjahresstelle. „Ich kann meine Jahresplanung machen mit den Kindern. Und ich weiß, ich habe meine fünf Wochen Urlaub.“ Hinzu komme der finanzielle Aspekt. „Es ist einfach sehr wichtig, wenn auch von der Frau ein regelmäßiges Einkommen hereinkommt“, sagte sie.

Rezeptionistin und Gast an Rezeption
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Vor allem Beschäftigte aus dem Ausland würden hingegen Saisonstellen bevorzugen, weil sie in der „Zwischensaison“ in ihre Heimat zurückkehren würden. Das sei auch kein Problem, erklärt der Hoteldirektor. Gerade bei einheimischen Arbeitskräften seien Ganzjahresstellen aber gefragt.

Alternativprogramm für Gäste gefordert

Aufgrund der guten Witterung habe die heurige Sommersaison laut AMS dazu geführt, dass einzelne Tourismusbetriebe später zugesperrt hätten. Im Bezirk Landeck sei die Arbeitslosigkeit im Tourismus wohl auch deshalb im Oktober im Vergleich zum Vorjahr sogar gesunken. Dem AMS sei von einigen Betrieben gemeldet worden, dass sie die kurze Zeit, die zwischen den Saisonen noch bleibe mit dem Abbau von Überstunden, Weiterbildungen oder Instandhaltungstätigkeiten überbrücken wollen – um Impulse zur Personalsicherung zu setzen.

Wenn das Hotel weiterhin geöffnet bleibt, brauche es aber Anreize für Gäste, sagte Hotelier Marent. 80 bis 90 Prozent der Gäste im Herbst würden für Erholung und Wellness kommen. „Da braucht man natürlich schon eine gewisse Infrastruktur, dass man dem Gast etwas bieten kann, wenn er sonst nicht viel unternehmen kann bei uns im Gebiet“, so Marent.

AK und Tirol Werbung für Ganzjahrestourismus

Die Tiroler Arbeitskammer befürwortet ganzjährige Anstellungen seit langem. „Die vielen unbesetzten Stellen in Beherbergung und Gastronomie liegen auch daran, dass die Arbeitsbedingungen und Arbeitszeiten für viele nicht mehr akzeptabel sind“, sagt AK-Präsident Erwin Zangerl. Die Menschen würden Planbarkeit und gute Arbeitsbedingungen wollen. „Viele Betriebe haben das bereits verstanden, viele andere müssen aber noch nachziehen“, sagt Zangerl.

Den Ganzjahrestourismus forcieren will auch die Tirol Werbung. Die touristischen Randzeiten hätten bereits zugelegt, hieß es in einer Aussendung. So gab es etwa im Mai und Juni 2023 mit fünf Millionen Nächtigungen ein Plus von 6,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, mit 3,6 Millionen Nächtigungen im September eines von drei Prozent.