Wärmebildkamera misst Temperaturveränderung
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Wirtschaft

Tiroler Heizsystem weltweit ohne Konkurrenz

Die Firma Villinger aus Mieders (Bezirk Innsbruck-Land) ist mit ihrem System für Heizungen für Flugzeugkabinen ohne Konkurrenz. Demnächst wird das System auch bei Autos eingesetzt. Das verlängere die Reichweite von Elektroautos deutlich, sagt Firmenchef Markus Villinger.

Einfach ausgedrückt handelt es sich bei dem Heizsystem des Unternehmens aus dem Stubaital um eine elektrisch leitfähige Beschichtung. Diese dünne Schicht lässt sich gut auf verschiedene Formen auftragen und ist somit variabel einsetzbar, sagt Firmengründer Markus Villinger.

In Automobilen könne man diese Beschichtung beispielsweise an Seitenpanelen, an Handschuhfächern, an den A-Säulen oder im Bodenbereich auftragen. Werden die Beschichtungen aktiviert, würden sie Infrarot abstrahlen. „Man kann sich das wie bei einem Kachelofen vorstellen“, vergleicht es Villinger.

Markus Villinger
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Markus Villinger sieht großes Potential für die Heiztechnologie

Tiroler Innovation vergrößert Reichweite bei Elektroautos

Die Idee für den Einsatz seiner Technologie in Autos sei ihm bei einer Autofahrt nach Graz gekommen, erinnert sich Villinger. 2017 sei dann ein großer Automobilzulieferer auf die Idee aufmerksam geworden. Nun soll diese Technologie vor allem in Elektroautos ein großes Problem lösen.

Bisher braucht die Heizung von Elektroautos viel Energie und verringert dadurch die Reichweite der Autos. Die Technologie aus Tirol spare 30 bis 70 Prozent an Energie für die Heizung. „Mit unserer Heizung fahren die Elektroautos weiter, um es auf den Punkt zu bringen“, macht es Villinger deutlich. Kommendes Jahr werden die ersten Elektroautos mit dem Tiroler Heizsystem hergestellt.

Oscar der Flugzeugbranche gewonnen

Bereits umgesetzt wurde die Heiztechnologie in der Flugzeugbranche. 2018 gewann das Unternehmen aus Mieders den Crystal Cabin Award. „Das ist der Oscar in der Flugzeugbranche“, vergleicht es der Firmenchef. Damit werden bei der weltgrößten Flugzeugfachmesse, die in Hamburg stattfindet, herausragende Innovationen im Flugzeuginnenraum ausgezeichnet.

Crystal Cabin Award
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Crystal Cabin Award

Dabei habe sich sein Unternehmen mit der Technologie für Fußbodenheizungen gegen 130 Konkurrenten durchgesetzt und bekannte Unternehmen wie Boeing und Rockwell Collins – ein Unternehmen mit 20.000 Mitarbeitern – auf die hinteren Plätze verwiesen.

Firmenchef sieht mehrere Vorteile

Die herkömmliche Technik in Flugzeugkabinen habe mehrere Schwächen, so Villinger. Durch den Aufbau in Metallmäandern sei das System anfällig bei Druck – ausgelöst etwa durch Stöckelschuhe oder zu Boden fallende Gegenstände. Wenn sich diese Mäander verschieben, könne dies zu Kurzschlüssen und Bränden führen, führt Villinger an.

Die Tiroler Technologie sei mit einer Vollflächenheizung zu vergleichen. Dabei gebe es keine Probleme durch Korrosion. Auch Beschädigungen an der Oberfläche hätten keinen große Auswirkungen, die Heizung funktioniere weiter. Damit sei diese Heizung wesentlich besser und sicherer als die derzeit weit verbreiteten Systeme, betont der Firmengründer.

Die Heizung hält auch einem Hieb mit einer Axt stand

Neben den Bodenheizungen, die für die Großflugzeuge aller Hersteller zugelassen seien, biete sein Unternehmen auch spezielle Heizsysteme für Businessflieger an, sagt Villinger. Dementsprechend seien die Kunden weltweit angesiedelt – vor allem in den USA und Europa.

Einblick in Flugzeug der Etihad
Villinger

Nur wenige Mitarbeiter am Standort Mieders

Derzeit würden zehn bis 15 Mitarbeiter für sein Unternehmen arbeiten, sagt der Firmengründer. Neben den Bereichen Forschung und Entwicklung, die in Mieders angesiedelt seien, würden hier auch geringe Stückzahlen produziert.

Der Großteil der Produktion geschehe durch Technologietransfer in anderen Firmen, die für Produktionen in großen Stückzahlen ausgelegt seien, betont Villinger.