Waldarbeiter schneidet Baum nieder
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Umwelt

Tirols Wälder bieten mehr Holz als gedacht

In Tirols Wäldern gibt es einen größeren nutzbaren Holzvorrat als bisher angenommen – und das trotz einer großen Menge Schadholz. Das teilte das Land Tirol mit. Mittel- bis langfristig könne man so mehr Holz aus den Wäldern holen und sie zu klimafitteren Mischwäldern umbauen.

Rund zwei Millionen Kubikmeter Holz könnte eine nachhaltig mögliche Holzernte jährlich in Tirol abgeben. Das entspricht einer Holznutzung von 5.500 Kubikmetern pro Tag. Theoretisch könnten damit täglich 130 Einfamilienhäuser in Holzbauweise errichtet werden. Die Menge von zwei Millionen Kubikmetern Holz ist um ein Sechstel mehr als bisher angenommen. Zuletzt ist man von 1,7 Millionen Kubikmeter Holzernte pro Jahr ausgegangen.

Diese Daten gehen einerseits aus der aktuellen Waldinventur des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft sowie andererseits aus Zwischenergebnissen einer Studie des Bundesforschungszentrums für Wald zum Holz- und Biomasseaufkommen in Tirol hervor, hieß es vom Land. Die endgültigen Ergebnisse der vom Land in Auftrag gegebenen Studie sollen im Frühjahr 2024 vorliegen.

Jetzt sei aber schon klar, dass eine gesteigerte Holzernte und die verstärkte Nutzung von Holz als Baustoff und als Brennstoff einen Beitrag zur Nachhaltigkeit, der Energiewende und zum Klimaschutz leisten würden. „Wir müssen jetzt die Weichen stellen, um die Versorgung mit heimischem Holz auch in Zukunft sicherzustellen und den Umbau unserer Wälder hin zu klimafitten, bunten und widerstandsfähigen Wäldern voranzutreiben“, meinte der zuständige Landesrat Josef Geisler (ÖVP).

Holzernte als große Herausforderung

Die Schwierigkeit sei, das nachhaltig nutzbare Holz aus den heimischen Wäldern herauszubringen. In den vergangenen fünf Jahren seien durchschnittlich nur 80 Prozent des angenommenen Holzzuwachses auch tatsächlich geerntet worden. Schließlich nehme das durch Stürme, Schnee und Borkenkäfer beschädigte Material viele Arbeitskräfte in Anspruch.

Windwurf Luegbrücke
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Etwa 600.000 Kubikmeter Schadholz fielen im heurigen Sommer aufgrund der heftigen Unwetter (hier im Wipptal) an

Denn die Entfernung des Schadholzes ist sehr aufwändig und gefährlich. Allein durch die Stürme im vergangenen Sommer fielen in Tirol ca. 600.000 Kubikmeter Schadholz an – mehr dazu in Hälfte der Forstschäden beseitigt. Wie weit man mit der Entfernung des Schadholzes mittlerweile ist, will das Land kommende Woche in einer Bilanz bekannt geben.

Gezielte Pflegeeingriffe wichtig

Für einen klimafitten Bergwald der Zukunft brauche es eine aktive Bewirtschaftung der heimischen Bestände, so Landesforstdirektor Josef Fuchs. „Das Potenzial für eine Anhebung des Holzeinschlags liegt vor allem in der so genannten Durchforstungsreserve. Darunter versteht man gezielte Pflegeeingriffe in junge Bestände“, sagte er. Bei solchen Durchforstungen wurden in den vergangenen fünf Jahren im Durchschnitt 170.000 Kubikmeter Holz geerntet. In den nächsten zehn Jahren könnte sich dieser Wert mehr als verdoppeln und auf über 400.000 Kubikmeter ansteigen.

„Damit das gelingt, braucht es einen attraktiven Holzpreis, Förderanreize und vor allem auch entsprechend qualifiziertes Personal“, so der Landesforstdirektor. Derzeit würde die forstliche Förderung attraktive Anreize schaffen. Die anhaltende Konjunkturschwäche drücke jedoch die Holzpreise.

Darüber hinaus seien die Aus- und Weiterbildung wichtig. Ab 2024 soll sich deshalb eine neue Koordinierungsstelle in der Landesforstdirektion um die Aus- und Weiterbildung von professionellen Forstarbeiterinnen und -arbeitern kümmern.