Unter Benachteiligung bzw. Diskriminierung verstehe man sozial schädliche Verhaltensweisen wie Beleidigungen, Bedrohungen, unerwünschte sexuelle Annäherungsversuche bis hin zu Mobbing und Gewalt, so die AK. Innerhalb der Europaregion Tirol/Südtirol/Trentino steche Tirol mit 15 Prozent, die laut der Umfrage diskriminiert wurden, negativ heraus. In der Euregio hätten neun Prozent und im EU-Durchschnitt zehn Prozent angegeben, im Jahr vor der Befragung Diskriminierung erfahren zu haben.
Umfrage in Euregio
2022 führten die Euregio und ihre Partnerinstitute AK Tirol, Arbeitsförderungsinstitut Südtirol und Agenzia del Lavoro (Trentino) 4.500 Interviews (1.500 pro Landesteil) zum Thema „Betriebsklima“ durch.
„Anlass zu gewisser Besorgnis“
Tirol liege bei der Diskriminierungserfahrung auch über dem Österreich-Schnitt mit zehn Prozent, „was doch Anlass zu einer gewissen Besorgnis ist“, wurde Arbeiterkammer-Präsident Erwin Zangerl in einer Aussendung zitiert. Eine Hypothese für dieses Ergebnis sei, dass es tatsächlich reale Unterschiede bei den sozialen Verhaltensweisen gebe. Demzufolge würden in der Nord- und Osttiroler Arbeitswelt allgemein rauere Sitten und ein rauerer Umgangston herrschen als in Südtirol oder dem Trentino.
Möglicherweise mehr Bewusstsein
Eine weitere Erklärungsmöglichkeit findet Arbeitspsychologe Tobias Hölling, der die Daten eingehend analysierte: Es könne auch sein, dass in Tirol mehr Bewusstsein darüber herrsche, dass ein bestimmtes Verhalten nicht in Ordnung ist. Frauen berichten überall in der Europaregion davon, häufiger (elf Prozent) als Männer (neun Prozent) mit aggressivem Verhalten am Arbeitsplatz konfrontiert zu werden.

Diskriminierende Verhaltensweisen würden sich über einen längeren Zeitraum negativ auf die Leistungen des Unternehmens oder der Organisation auswirken, Krankenstände würden häufiger und der Arbeitsplatzwechsel wahrscheinlicher, so die AK. Deshalb sollten Arbeitgeberinnen und Arbetigeber bestrebt sein, ein unterstützendes Klima zu schaffen und benachteiligende Verhaltensweisen einzuschränken, so die Partnerinstitute der Euregio.
Handwerker helfen sich am meisten gegenseitig
Gemessen auf einer Skala von null bis 100 sei die Hilfsbereitschaft am Arbeitsplatz in der Euregio mit einem Punktwert von 76 fast exakt auf EU-Niveau (77). Unter den Berufsgruppen würden die Handwerkerinnen und Handwerker mit einem Wert von 78 am meisten hervorstechen. Bedienerinnen und Bediener von Anlagen und Maschinen sowie Fachkräfte in Land- und Forstwirtschaft kommen auf 73 Punkte.

Das Geschlecht und der Bildungsabschluss spielten dabei keine Rolle – das Alter hingegen schon. Beschäftigte unter 35 Jahren fühlten sich deutlich häufiger unterstützt als Beschäftigte über 50. Das könne strukturelle Gründe haben, denn Ältere seien häufiger (einsame) Führungskräfte oder würden zum „alten Eisen“ gezählt. Eine wohlwollende Interpretation sei, dass ältere Arbeitskräfte weniger Hilfe benötigen, weil sie alle Kniffe ihres Berufs schon kennen, so die AK.