Frau sitzt im Büro hinter dem Computer
ORF.at/Lukas Krummholz
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Wirtschaft

Auffallend viele am Arbeitsplatz diskriminiert

Laut einer Befragung der Arbeiterkammer (AK) haben in Tirol 15 Prozent der befragten Beschäftigten Diskriminierung am Arbeitsplatz erlebt. Dieser Wert liegt über dem EU-Durchschnitt und über jenem der anderen Euregio-Regionen Südtirol und Trentino.

Unter Benachteiligung bzw. Diskriminierung verstehe man sozial schädliche Verhaltensweisen wie Beleidigungen, Bedrohungen, unerwünschte sexuelle Annäherungsversuche bis hin zu Mobbing und Gewalt, so die AK. Innerhalb der Europaregion Tirol/Südtirol/Trentino steche Tirol mit 15 Prozent, die laut der Umfrage diskriminiert wurden, negativ heraus. In der Euregio hätten neun Prozent und im EU-Durchschnitt zehn Prozent angegeben, im Jahr vor der Befragung Diskriminierung erfahren zu haben.

Umfrage in Euregio

2022 führten die Euregio und ihre Partnerinstitute AK Tirol, Arbeitsförderungsinstitut Südtirol und Agenzia del Lavoro (Trentino) 4.500 Interviews (1.500 pro Landesteil) zum Thema „Betriebsklima“ durch.

„Anlass zu gewisser Besorgnis“

Tirol liege bei der Diskriminierungserfahrung auch über dem Österreich-Schnitt mit zehn Prozent, „was doch Anlass zu einer gewissen Besorgnis ist“, wurde Arbeiterkammer-Präsident Erwin Zangerl in einer Aussendung zitiert. Eine Hypothese für dieses Ergebnis sei, dass es tatsächlich reale Unterschiede bei den sozialen Verhaltensweisen gebe. Demzufolge würden in der Nord- und Osttiroler Arbeitswelt allgemein rauere Sitten und ein rauerer Umgangston herrschen als in Südtirol oder dem Trentino.

Möglicherweise mehr Bewusstsein

Eine weitere Erklärungsmöglichkeit findet Arbeitspsychologe Tobias Hölling, der die Daten eingehend analysierte: Es könne auch sein, dass in Tirol mehr Bewusstsein darüber herrsche, dass ein bestimmtes Verhalten nicht in Ordnung ist. Frauen berichten überall in der Europaregion davon, häufiger (elf Prozent) als Männer (neun Prozent) mit aggressivem Verhalten am Arbeitsplatz konfrontiert zu werden.

Balkendiagramm zur Frage „Wurden Sie ein den vergangenen 12 Monaten jemals am Arbeitsplatz diskriminiert“
Euregio & Partner 2023

Diskriminierende Verhaltensweisen würden sich über einen längeren Zeitraum negativ auf die Leistungen des Unternehmens oder der Organisation auswirken, Krankenstände würden häufiger und der Arbeitsplatzwechsel wahrscheinlicher, so die AK. Deshalb sollten Arbeitgeberinnen und Arbetigeber bestrebt sein, ein unterstützendes Klima zu schaffen und benachteiligende Verhaltensweisen einzuschränken, so die Partnerinstitute der Euregio.

Handwerker helfen sich am meisten gegenseitig

Gemessen auf einer Skala von null bis 100 sei die Hilfsbereitschaft am Arbeitsplatz in der Euregio mit einem Punktwert von 76 fast exakt auf EU-Niveau (77). Unter den Berufsgruppen würden die Handwerkerinnen und Handwerker mit einem Wert von 78 am meisten hervorstechen. Bedienerinnen und Bediener von Anlagen und Maschinen sowie Fachkräfte in Land- und Forstwirtschaft kommen auf 73 Punkte.

Handwerker mit Leiter
ORF.at/Dominique Hammer
Handwerker erreichten bei der Hilfsbereitschaft den höchsten Wert, wobei laut AK alle Branchen solide abschnitten

Das Geschlecht und der Bildungsabschluss spielten dabei keine Rolle – das Alter hingegen schon. Beschäftigte unter 35 Jahren fühlten sich deutlich häufiger unterstützt als Beschäftigte über 50. Das könne strukturelle Gründe haben, denn Ältere seien häufiger (einsame) Führungskräfte oder würden zum „alten Eisen“ gezählt. Eine wohlwollende Interpretation sei, dass ältere Arbeitskräfte weniger Hilfe benötigen, weil sie alle Kniffe ihres Berufs schon kennen, so die AK.