ABD0083_20231118 – HOCHGURGL – …STERREICH: v.l. 2. Platz Marco Schwarz (AUT), 1. Platz Manuel Feller (AUT), 3. Platz Michael Matt (AUT) am Samstag, 18. November 2023, nach dem 2. Lauf im Slalom der MŠnner im TOP Mountain Crosspoint in Hochgurgl. – FOTO: APA/EXPA/JOHANN GRODER
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Sport

Gurgl: Feller führt ÖSV-Dreifachsieg an

Manuel Feller hat am Samstag einen Traumstart in den heurigen Slalom-Weltcup hingelegt. Der 31-jährige Fieberbrunner siegte vor dem Kärntner Marco Schwarz und dem Flirscher Michael Matt. Eine Protestaktion von Klimaaktivisten im Zielbereich sorgte für eine längere Unterbrechung des Rennens.

Mit drei Wochen Verspätung und einem rein österreichischen Podest ist das erste Weltcup-Skirennen der Männer in dieser Saison über die Bühne gegangen. Beim Slalom in Hochgurgl am Samstag setzte sich Manuel Feller vor Marco Schwarz und Michael Matt durch. Für den Tiroler, der bereits zur Halbzeit in Front gelegen war, war es der dritte Weltcup-Erfolg.

Längst überfälliger Sieg

Feller brachte erstmals eine Führung nach dem ersten Durchgang hinunter. Zuletzt hatte er am 21. März 2021 in Lenzerheide ein Rennen für sich entschieden, alle seine drei Siege fuhr er in Slaloms ein. In der gesamten vergangenen Saison hatte kein Österreicher einen Slalom gewonnen. Der letzte ÖSV-Gewinner vor dem Heimevent in Hochgurgl war am 9. Jänner 2022 in Adelboden Johannes Strolz gewesen.

ABD0014_20231118 – HOCHGURGL – …STERREICH: Manuel Feller (AUT) am Samstag, 18. November 2023, wŠhrend dem 1. Lauf im Slalom der MŠnner im TOP Mountain Crosspoint in Hochgurgl. – FOTO: APA/EXPA/JOHANN GRODER
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Manuel Feller in Topform

„Natürlich spielen sich da Szenarien im Kopf ab, die hat man einfach nicht unter Kontrolle. Aber ich habe immer versucht, mich auf das zu fokussieren, was ich zu tun habe“, erklärte Feller im ORF-Interview. Zur Protestaktion sagte der 31-Jährige, dass sich dadurch das Ende des Rennens etwas verzögert hatte und die Sicht schlechter geworden war. Letztlich kam es aber zu einem Happy End für ihn. „Ich glaube, es gibt nichts Schöneres als zu gewinnen – außer zu gewinnen und mit zwei Teamkollegen am Podium zu stehen“, sagte Feller.

ABD0097_20231118 – HOCHGURGL – …STERREICH: v.l. 2. Platz Marco Schwarz (AUT), 1. Platz Manuel Feller (AUT), 3. Platz Michael Matt (AUT) am Samstag, 18. November 2023, wŠhrend der Siegerehrung im Slalom der MŠnner im TOP Mountain Crosspoint in Hochgurgl. – FOTO: APA/EXPA/JOHANN GRODER
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Marco Schwarz, Manuel Feller und Michael Matt bei der Siegerehrung

ÖSV-Dreifach-Triumph zuletzt 2019

„Fast schon kitschig. Eine traumhafte Kulisse, ein super Skirennen. Ich bin gerührt, es macht mich sehr stolz wie sie Ski gefahren sind“, lautete die erste Reaktion von Österreichs Cheftrainer Marko Pfeifer dazu. Einen ÖSV-Dreifach-Triumph hatte es zuletzt bei der WM 2019 in Aare gegeben, als Marcel Hirscher vor Matt und Schwarz gewann – mit Pfeifer als Technik-Chefcoach. Im Weltcup hatten am 14. Jänner 2001 in Wengen sogar fünf Österreicher die ersten fünf Slalomränge besetzt.

Der zum Allrounder mutierte Schwarz sagte, der Slalom sei noch immer seine große Liebe. „Natürlich wird es jetzt schon auch Richtung Speed gehen, aber nach wie vor macht mir das Slalomfahren irrsinnig viel Spaß.“ Der Kärntner war in der Vorwoche vorzeitig aus Zermatt abgereist, wo zwei Abfahrten letztlich wetterbedingt abgesagt werden mussten, um auf dem Rennhang Slalom zu trainieren. Diese Entscheidung habe sich als richtig herausgestellt, bekräftigte er.

ABD0087_20231118 – HOCHGURGL – …STERREICH: v.l. 2. Platz Marco Schwarz (AUT), 3. Platz Michael Matt (AUT) am Samstag, 18. November 2023, nach dem 2. Lauf im Slalom der MŠnner im TOP Mountain Crosspoint in Hochgurgl. – FOTO: APA/EXPA/JOHANN GRODER
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Marco Schwarz und Michael Matt bangend im Zielbereich

Bei Matt passte „das Gefühl“

Matt hatte erst kurz vor der Saison erneut die Skimarke gewechselt. Aufgrund einer sportlich schwierigen vergangenen Saison mit wenigen Lichtblicken war der Tiroler mit der hohen Startnummer 27 ins Rennen gegangen. „Es ist sehr viel gehangen an dem Rennen“, meinte Matt. „Aber wenn das Gefühl passt und das Material passt, dann sieht man eh, dass gleich ein Sprung nach vorne möglich ist.“

Fabio Gstrein kam als Achter ebenfalls in die Top Ten. Dominik Raschner belegte den 17. Platz, Simon Rueland holte als 27. seine ersten Punkte im Weltcup. Adrian Pertl und Strolz schieden nach Einfädlern aus.

Großer Vorsprung nach erstem Durchgang

Feller hatte nach dem ersten Durchgang 0,94 Sekunden Vorsprung auf seinen ersten Verfolger Clement Noel gehabt. Im Ziel meinte er, die Fahrt habe sich „definitiv nicht so gut“ angefühlt wie es die Zeit aussagen würde. „Aber lieber ist es mir so als umgekehrt.“ Gstrein überbrückte die Pause zwischen den zwei Läufen als Dritter, Schwarz war Fünfter, Matt auf dem 17. Platz. Im drehender gesetzten zweiten Lauf griffen Matt und Schwarz voll an, Feller rettete aber 23 Hundertstelsekunden Vorsprung ins Ziel.

ABD0001_20231118 – HOCHGURGL – …STERREICH: †bersicht auf die Rennstrecke am Samstag, 18. November 2023, vor dem Slalom der MŠnner im TOP Mountain Crosspoint in Hochgurgl. – FOTO: APA/EXPA/JOHANN GRODER
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Erstmals wurde in Gurgl ein Weltcup ausgetragen

Klimaprotest sorgt für Diskussionen

Der rot-weiß-rote Triumph wurde von einem Klimaprotest überschattet. Der zweite Durchgang war deshalb für gut zehn Minuten unterbrochen. Vor den Top fünf verschafften sich Aktivisten der „Letzten Generation“ Zutritt zum Zielbereich und versprühten orange Farbe auf dem Schnee. Schon kurz darauf wurden sie aus der für die Sportler reservierten Zone geleitet. Auf TV-Bildern war ein wutentbrannter Norweger Henrik Kristoffersen im Zielraum zu sehen, der offenbar auf einen Aktivisten zustürmte. Fans quittierten die Aktion mit Buh-Rufen, vereinzelt wurden Schneebälle geworfen.

ABD0079_20231118 – HOCHGURGL – …STERREICH: Klimaaktivisten werden von der Exekutive aus dem Zielraum entfernt am Samstag, 18. November 2023, nach dem 2. Lauf im Slalom der MŠnner im TOP Mountain Crosspoint in Hochgurgl. – FOTO: APA/EXPA/JOHANN GRODER
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Mehrere Klimaaktivisten versprühten im Zielbereich Farbe

Unmittelbar nach der Unterbrechung musste Kristoffersens Teamkollege Alexander Steen Olsen auf die Piste, er fiel auf den 18. Endrang zurück. Der nach ihm gestartete Loic Meillard schied aus, Gstrein hatte dann ebenfalls Probleme. Seiner Meinung nach haben die Aktivisten somit durchaus den Ausgang des Rennens beeinflusst.

„Ich bedaure, dass eine Minderheit in der Gesellschaft leider mit gesetzeswidrigen Handlungen für Aufmerksamkeit sorgen möchte. Solche Aktionen tragen sicher nicht dazu bei, dass die Akzeptanz für diese Gruppe größer wird“, sagte ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer. „Sie sind angehalten, ihre Handlungen ganz klar zu überdenken.“

Polizeiliche Ermittlungen laufen

Eine im Anschluss vom ORF-Fernsehen interviewte, an dem Protest beteiligte Aktivisten sagte, die Aktion habe sich nicht gegen die Sportler oder die Fans gerichtet. „Wir nutzen diese Fläche, um die Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken, dass wir in die Klimakatastrophe reinsteuern und dass wir was ändern müssen“, betonte die junge Frau.

Die Polizei habe die Personendaten aufgenommen, erläuterte Scherer, die Konsequenzen seien offen. „Es ist wohl ein Verstoß gegen die Hausordnung und wahrscheinlich auch eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit. Es wird polizeiliche Ermittlungen geben und dann die notwendigen Konsequenzen“, sagte Scherer. „Wir waren zu weit weg. Wir müssen uns positionsmäßig besser aufstellen, um schneller zu reagieren“, forderte FIS-Renndirektor Markus Waldner. Den Ausgang des Rennens sah er durch die Aktion nicht beeinflusst – im Gegensatz zu einigen Läufern.

ABD0078_20231118 – HOCHGURGL – …STERREICH: Klimaaktivisten werden von der Exekutive aus dem Zielraum entfernt am Samstag, 18. November 2023, nach dem 2. Lauf im Slalom der MŠnner im TOP Mountain Crosspoint in Hochgurgl. – FOTO: APA/EXPA/JOHANN GRODER
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Sicherheitskräfte tragen einen Aktivisten weg

Kristoffersen fuchsteufelswild

Zumindest zwei Weltcup-Athleten versuchten, die Aktivsten mit Schneebällen zu treffen. Auch der Norweger Henrik Kristoffersen gab sich fuchsteufelswild – angeblich mit Blick auf den noch am Start stehenden Teamkollegen. „Er wollte verhindern, dass es zu einer zu langen Unterbrechung kommt, deshalb war er so emotional“, sagte Scherer, der sich kurz im intensiven Austausch mit Kristoffersen befand.

Rennsieger Manuel Feller meinte, es sei wichtig, „dass es Leute gibt, die sich für so etwas einsetzen“. Andererseits warf er ein: „Wenn ich mich da ins Ziel reinhaue, darf ich gar keine Veranstaltung mehr machen.“ Der Skisport mache es „schon sehr, sehr gut“, er wisse nicht, was es „da groß zu diskutieren gibt“.