Blick auf die Europabrücke
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Umwelt

60 Jahre Europabrücke: Gemischte Bilanz

Von Politik und Interessenvertretungen kommt am Freitag eine gemischte Bilanz anlässlich des 60. Jahrestages der Eröffnung der Europabrücke. Dabei wird einerseits die Verkehrsbelastung für die Tiroler Bevölkerung kritisiert, andererseits die Rolle des Bauwerks für den wirtschaftlichen Fortschritt gewürdigt.

Nach sechs Jahrzehnten des Bestehens sei die Europabrücke ein „Ort der Begegnung für Bürgerengagement mit zahlreichen Verbesserungen“, aber auch ein „Mahnmal einer nach wie vor politisch verursachten, ungelösten Transitproblematik“, sagte Fritz Gurgiser in einer Aussendung. Am Jahrestag der Eröffnung des Mega-Bauwerks ortet der Obmann des Transitforums Austria-Tirol, dass im Kampf gegen den teils überbordenden Verkehr vieles noch nicht gelungen sei.

Eine Fotoausstellung zu 60 Jahre Europabrücke ist vom 18. November bis 31. Jänner 2024 in einem Restaurant bei der Autobahnraststätte Europabrücke zu sehen (siehe Link unten).

In den meisten Köpfen der politischen Entscheidungsträgerinnen und -träger herrsche „immer noch das ‚Verkehr ist Leben-Gen‘“ vor. Dieses Credo, wonach vor allem die Straße als Transportweg gefördert wurde, hatte über lange Zeit die regionale Wirtschaftspolitik Tirols sowie Baumaßnahmen im Verkehr bestimmt. So ebnete beispielsweise der Bau der Europabrücke von 1959 bis 1963 gemeinsam mit der Brennerautobahn in den folgenden Jahren dem Güterverkehr auf der Straße den Weg – mehr dazu in 60 Jahre Europabrücke: Segen oder Fluch?

Mehr Nachhaltigkeit gefordert

Die Europaabrücke selbst sei weder Fluch noch Segen. Es gehe nicht darum, die Zeit zurückzudrehen, sondern mit vollem Einsatz zu versuchen, die Rahmenbedingungen auf Grundlage der Landes-, Bundes- und Europarechte durchzusetzen – vor allem in verkehrs- und finanzrechtlicher Hinsicht. Ziel sei es, „die private und betriebliche Anrainerschaft zu entlasten, die Schutzwälder zu sichern und Kindern und Enkeln unsere unwiederbringliche Natur halbwegs gut zu erhalten“, so Gurgiser.

Europabrücke Transit Verkehr Güterverkehr Lkw
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Die Europabrücke gilt als Herzstück der Brennerautobahn sowie als Symbol für die Verkehrsbelastung durch den Transit

Darüber hinaus fordert er mehr Zusammenarbeit der Länder entlang der Brenner-Transitroute. Diese ist schließlich der mit Abstand am stärksten belastete Alpenübergang. Insbesondere Bayern, Tirol, Südtirol und das Trentino seien gefordert. Diese würden „seit Beginn des zivilen Tiroler Bürgerengagements nicht zusammen, sondern gegeneinander arbeiten und sich bis heute wundern, dass sie weder in Rom, Wien, Berlin oder Brüssel besonders ernst genommen werden“.

Mattle für mehr Elektroautos

Anlässlich des Jahrestages fand am Freitag ein Festakt auf der Raststätte nahe der Europabrücke südlich von Innsbruck statt. Die Gemeinden Schönberg i. Stubaital und Patsch luden bei einem landesüblichen Empfang zu einer Kranzniederlegung. Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) betonte dabei die Bedeutung der Brücke für Wohlstand und Mobilität: „Die Eröffnung der Europabrücke im Jahr 1963 war von Euphorie, Modernisierung und Superlativen geprägt – 10 Jahre lang war sie die höchste Brücke Europas, noch immer ist sie die höchste Brücke Österreichs.“

Gleichzeitig verwies Mattle auch auf die Belastung des Verkehrs für Infrastruktur, Umwelt und Menschen. Umso wichtiger sei es daher, frühzeitig die Zukunft der Brücke zu berücksichtigen. Das Ende der technischen Lebensdauer der Brücke rückt nämlich langsam näher. Ab den 2040er Jahren ist eine komplette Erneuerung erforderlich. „Bis dahin wünsche ich der Europabrücke viele sichere und unfallfreie Überfahrten, mehr Kontakt mit Elektroautos aber vor allem eine Entlastung durch die Verlagerung auf die Schiene“, so Mattle.