Zielstadion Hochgurgl
APA/EXPA/JOHANN GRODER
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Sport

Gurgl fiebert Weltcup-Premiere entgegen

Für die alpinen Skimänner sollen aller guten Dinge drei sein. Nach einem Abbruch in Sölden und einer Absage in Zermatt wartet auf die ÖSV-Stars um Marco Schwarz wieder ein Heimspiel, für den Ausrichter Gurgl ist der Slalom am Samstag (10.45 und 13.45 Uhr, live in ORF 1) die mit Spannung erwartete Weltcup-Premiere.

Der Hochgebirgsort im hinteren Ötztal wirbt mit Schneesicherheit und will sich mit einer perfekten Inszenierung für weitere Weltcup-Ehren bewerben.

Hoch gelegenes Nichtgletscherskigebiet

Das Gurgler Tal, das Tausende Jahre als Sackgasse des Ötztals galt, ist am Wochenende das Epizentrum des Skisports. Alban Scheiber, der Chef des 50-köpfigen Organisationskomitees, spricht stolz über ein „Event am Puls der Zeit“, ein nach bestem Wissen und Gewissen geplantes „Green Event“. Das beginne schon mit dem Renntermin. Am Donnerstag nahm das „höchstgelegene Nichtgletscherskigebiet der Alpen“ unweit der bereits im Winterschlaf weilenden Timmelsjoch-Hochalpenstraße den regulären Skibetrieb auf.

Schneefräse Hochgurgl Vorbereitung Weltcup
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Im Zielstadion wird noch Schnee geräumt

„Wir müssen für den Weltcup nicht extra den Lift anschalten“, sagte Scheiber zur APA. Er sei froh, dass Gurgl – das Starthaus wurde auf 2.475 Meter Seehöhe aufgestellt – keine „Diskussionen über weiße Bänder in grüner Landschaft“ führen muss. „Wir senden vielmehr eine tolle Botschaft: Es gibt auch noch Skigebiete, die ganz normal öffnen.“

Hoffen auf bis zu 8.000 Zuschauer

Ressourcenschonender Einsatz, Strom aus erneuerbaren Energien und der Fokus auf bestehende Eventanlagen werden betont. Neu errichtet werden müsse für das Rennen auf dem Kirchenkar lediglich eine Tribüne im Zielgelände. Die Gastro verzichtet auf Plastikflaschen, zur öffentlichen An- und Abreise wird geraten, eine Liftkarte ist gleichzeitig Eintrittskarte für den Weltcup. Die Organisatoren hoffen bei entsprechendem Wetter auf 7.000 bis 8.000 Zuschauerinnen und Zuschauer.

Aufbau von Zuschauertribüne im Schnee
ORF
Im Zielgelände wurde eine Tribüne neu errichtet

Die heimische Bevölkerung musste vom Weltcup-Projekt laut Scheiber nicht lange überzeugt werden. Wintertourismus ist der große Wirtschaftstreiber der Region. „Wir sind in einer Höhenlage, wo der Sommer noch nicht so gut funktioniert, wie man sich das wünscht“, sagte Scheiber. „Jeder ist hoch motiviert, diese Chance, auf dem internationalen Skimarkt gesehen zu werden, zu verwerten.“ Dafür wurde kräftig in Schneeanlagen, Pistenumbauten und andere Bündelmaßnahmen investiert.

Ort mit 400 Einwohnern

Der ganze Ort wird auf den Beinen sein. „Wir sind natürlich ein kleinerer Haufen, der da anpackt. Bei 400 Einwohnern mit Kindern und älteren Personen bleiben nicht viele übrig. Da ist jeder beim Skiclub, bei der Feuerwehr, der Bergrettung, beim Männergesangsverein“, sagte Scheiber, selbst Hotelier, Skigebietsbetreiber und Direktor des Motorradmuseums bei der Kirchenkar-Talstation. Dass der Weltcup-Zirkus in Gurgl Station macht, ist für die Touristikerinnen und Touristiker ein Ritterschlag. „Wir haben durch unsere Höhenlage zwar die längste Saison, aber super bekannt wie Arlberg, Sölden oder Ischgl sind wir nicht“, sagte Scheiber.

„Selektiv und anspruchsvoll“

Marco Schwarz erwartet für die Premiere ein „Spektakel“. Auf dem Kirchenkar fanden bereits FIS- und Europacup-Rennen statt, die ÖSV-Stars nutzten zuletzt mit Trainings den Heimvorteil. Viele Übergänge, ein langer Steilhang und die Steilheit an sich – die Durchschnittsneigung beträgt 38,3 Prozent – machen den Hang auch in den Augen von Johannes Strolz „absolut weltcupwürdig“. „Bis auf stark hängende Tore hat er alles dabei, wirklich selektiv und anspruchsvoll“, meinte der Olympiasieger. Eine eher längere Laufzeit wird erwartet. „Die Zuschauer sehen den ganzen Hang, die können sich auch auf ein Spektakel freuen“, sagte Schwarz.

Vor vier Jahren war der Ort schon einmal als Weltcup-Ausrichter im Gespräch, den Zuschlag durch den Weltverband FIS erhielt Lech/Zürs für ein Parallelrennen. Seit März wissen die Gurglerinnen und Gurgler um ihren Einsatz. Vertraglich fixiert ist laut Scheiber nur dieses eine Mal – vorerst. Signale für eine längerfristige Zusammenarbeit gebe es. Scheiber: „Wir wollen das toll über die Bühne bringen, um uns als Weltcup-Ort zu etablieren.“