Geothermie Kraftwerk
AFP/Frederick Florin
AFP/Frederick Florin
Umwelt

Weiter Weg zu Erdwärme aus großer Tiefe

Seit einem Jahr versucht das Projekt GeoEn Inntal das Potenzial für die Nutzung von Erdwärme im Inntal östlich von Innsbruck auszuloten. Dabei zeigt sich, dass oberflächennahe Erdwärme immer mehr genutzt wird. Bis zur Nutzung von Wärme aus großer Tiefe zur Energiegewinnung könnten aber noch Jahrzehnte vergehen.

Für die Nutzung von Erdwärme aus großer Tiefe, die sogenannte „Tiefe Geothermie“, braucht es entsprechende geologische Voraussetzungen. Laut dem Geologen Hugo Ortner von der Universität Innsbruck dürften geeignete Gesteinsschichten im Untergrund des Inntals vorhanden sein. Er spricht dabei vor allem von Wettersteinkalk und Wettersteindolomit, wie auch von Hauptdolomit und Schwazer Dolomit. Diese Gesteine kommen mit Ausnahme des Schwazer Dolomits in großen Mächtigkeiten in den Nördlichen Kalkalpen vor und bilden dort den Großteil der Gipfel in Tirol.

Bettelwurf in der Abendsonne
Hermann Hammer
Wettersteinkalk bildet Gipfel wie den Bettelwurf, wird aber auch tief unter dem Inntal vermutet

Diese Gesteine liegen laut Ortner auch unter dem Inntal in der richtigen Tiefe, „aber man muss herausfinden, wo genau diese Gesteine zu finden sind“. Vor allem hier hapert es noch: Während man laut Ortner in Tirol einen guten Kenntnisstand über die seichten Bereiche hat, ist der tiefe Untergrund bisher praktisch nicht erforscht.

Situation im Gebirge schwieriger als im Alpenvorland

Außerdem sei die Situation hier im Gebirge auf jeden Fall komplizierter als im Alpenvorland oder etwa im Münchner Raum, wo es erfolgreiche Geothermiebohrungen gibt. Im Gebirge werden Einheiten übereinander gestapelt und seitlich gegeneinander verschoben, so Ortner. „Alle diese Komplikationen muss man verstehen, bevor man mit Geothermienutzung beginnen kann.“

Teure Bohrungen unabdingbar

Zur Erforschung brauche es indirekte und direkte Methoden, erklärt der Geologe. Eine indirekte Methode sind seismische Untersuchungen, hier wird durch die Reflexion von Schalwellen auf die Beschaffenheit der Gesteine im Untergrund geschlossen. Ergänzend brauche es als direkte Methode Bohrungen. Diese müssten in Tirol allerdings in Tiefen von fünf bis sechs Kilometern vordringen, was einen hohen technischen Aufwand und hohe Kosten mit sich bringt. In der Regel können solche Kosten nur von großen Energieversorgern getragen werden, Ortner nennt hier namentlich die Tiwag.

Geothermie-Anlage in Neustadt-Glewe wird erweitert
APA/dpa/Jens Büttner
Bohrung bei einer Geothermie-Anlage in Mecklenburg-Vorpommern

Mindestens noch ein Jahrzehnt wird vergehen

Auch der Tiroler Landesgeologe Thomas Figl spricht hier von einer monetären Frage und einer des Willens: „Wo will ich mein Geld einsetzen, wo will ich die Forschung fokussieren“. Man könne aber davon ausgehen, dass in den nächsten Jahrzehnten auf diesem Gebiet viel passieren werde, so Figl. Ortner sagt zu einem Zeithorizont für die Nutzung tiefer Geothermie in Tirol, wenn man jetzt mit einem Projekt beginnen würde, gäbe es realistische Chancen auf eine Nutzung in ungefähr zehn Jahren.

Oberflächennahe Geothermie wird gut genutzt

Ein ganz anderes Bild zeigt sich bei der Nutzung von oberflächennaher Erdwärme. Doris Rupprecht von der GeoSphere Austria sagt, Grundwasserwärmepumpen und Erdwärmesonden würden in Tirol gut angenommen. Zur Zukunft dieser Technologien sagt sie, bei Grundwasser sei man limitiert, aber Erdwärmesonden könne man immer und überall einbauen. Aber auch hier braucht es eine entsprechend Expertise, um Probleme durch Bohrungen oder den Betrieb auszuschließen, etwa wenn im Untergrund Gips oder Hohlräume vorkommen.