zwei Pferde auf der Straße, dahinter Autos
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Verkehr

Pferden rücksichtsvoller begegnen

Weil Pferde nicht in Wiesen, Feldern und Wäldern geritten werden dürfen, müssen Reiterinnen und Reiter mit ihnen auf die Straßen. Immer wieder gibt es gefährliche Situationen, weil andere Verkehrsteilnehmer sie nicht einschätzen können.

Die meisten Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer wissen gar nicht, dass Pferde sich eigentlich nur auf der Straße und sonst so gut wie nirgends bewegen dürfen. Egal, ob sie geritten, vor eine Kutsche gespannt oder geführt werden. Die Verbotsliste, was man als Reiterin oder als Reiter nicht darf, ist lang.

Pferd auf der Straße aus Sicht der Reiterin
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Auch wenn es sicherer wäre – mit Pferden dürfen Gehwege nicht benutzt werden

Viele Verbote, so gut wie keine Reitwege

Mit Pferden über die abgeernteten Felder zu galoppieren, durch den Wald zu traben und über die Wiesen zu schlendern, das alles ist verboten. Polizei-Pressesprecherin Romana Schwaninger, sie ist selbst Reiterin, erklärte bei einem Interview in Unterperfuss: „Pferde gelten im Straßenverkehr als Fahrzeuge. Das heißt, sie müssen den rechten Fahrstreifen benützen und sich an Verkehrsregeln halten, also zum Beispiel auch bei roten Ampeln stehen bleiben.“ Fußwege, Radwege, Bankette, Autobahnen und Schnellstraßen dürfen mit Pferden nicht benützt werden. Ob auf Straßen und Wegen im Ort geritten werden darf, regelt jede Gemeinde für sich.

zwei Pferde von hinten gehen auf Fußgängerin mit Hund zu
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Bei Begegnungen mit Fußgängern, Hunden oder Radfahrern müssen alle gegenseitig aufeinander Rücksicht nehmen

Beschilderte Reitverbote auf vielen Strecken nehmen zu, ausgewiesene Reitwege gibt es in Tirol nach Angaben des Pferdesportverbandes dagegen lediglich 35 Kilometer, also so gut wie gar nicht. Auch das Reiten in Wiesen und im Wald ist nicht gestattet und wird auch nicht geduldet, auch nicht ganz am Rand. In vielen Gemeinden ist das Reiten auf den Gemeindewegen aber zumindest streckenweise erlaubt.

Abstand halten vor dem Fluchttier Pferd

Für viele unverständlich gelten Pferde im Straßenverkehr als Fahrzeuge. Wie auch zu Radfahrern müssen Sicherheitsabstände zu den Pferden eingehalten werden. Das sei aber nicht immer der Fall, sagte Alexandra Rohner, die in Unterperfuss reitet, im ORF Interview. „Es kommt immer wieder vor, dass andere Verkehrsteilnehmer viel zu dicht auffahren und auch beim Überholen zu nah am Pferd bleiben, ohne einen Sicherheitsabstand einzuhalten.“ Das gilt auch bei Lkws, Traktoren mit und ohne Anhänger oder auch Radfahrern.

Zwei Reiterinnen, von hinten kommt ein Traktor
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Hier braucht es ruhige und verkehrsgewohnte Pferde: ein Traktor nähert sich von hinten – Abstand halten und langsam fahren!

Auch Sophie Nowak, die ebenfalls in Unterperfuss reitet, hat schon Erfahrungen im Straßenverkehr gemacht. „Als ich von Oberperfuss heruntergeritten bin, ist ein Autofahrer dicht aufgefahren und hat dann auch noch gehupt. Da hab ich mir gedacht, wenn ich ein ängstliches Pferde hätte, könnte das ganz schön in die Hose gehen.“ Eine Freundin habe ihr erzählt, dass eine ganze Gruppe von Radfahrern hinter der Reiterin geklingelt hätte. Das Pferd sei dadurch so erschrocken, dass es außer Kontrolle geriet und durchging. Für alle Seiten eine überaus gefährliche Situation.

Nur Rücksicht bietet größtmögliche Sicherheit

Pferde, die regelmäßig ausgeritten werden und damit auch mit dem Straßenverkehr vertraut sein müssen, bewegen sich manchmal selbst zum Erstaunen ihrer Reiterinnen und Reiter mit Gelassenheit – egal ob Lkw-Betonmischer, Traktor mit klapperndem landwirtschaftlichem Gerät, Pritschenwagen mit flatternden Folien oder Baggern in Aktion. Trotzdem sind und bleiben Pferde Fluchttiere, sie können erschrecken, vor allem wenn sich laute Fahrzeuge von hinten nähern.

Auch ein kurzes Stück an der Straße entlang, oder die notwendige Querung einer Hauptverbindung können für die Tiere und ihre Reiterinnen und Reiter zum Spießroutenlauf werden. Der Appell der Polizistin Romana Schwaninger: „Auch wenn Pferde sich auf den Straßen bewegen müssen, es sind Tiere und keine Maschinen. Wir bitten um größtmögliche Rücksicht aller Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer, zur Sicherheit aller.“

Was viele nicht wissen: Es kann sein, dass sich Pferde erschrecken und dann in ein Fahrzeug hineinspringen, anstatt von ihm weg. Deshalb sind größtmögliche Abstände so wichtig.

Eine Reiterin will bei starkem Verkehr die Straße queren
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Hier müssen die Pferde stehen bleiben und abwarten, bis die Straße zum Überqueren frei ist

Unfälle mit Pferden im Straßenverkehr sind laut Polizei-Statistik Gott sei Dank selten. Wegen der Wucht eines etwa 600 Kilogramm schweren Reitpferdes enden sie aber oft fatal.

Nach Angaben des Tiroler Pferdesportverbands dürften sich in Tirol 8.000 bis 10.000 Pferde bewegen. Bei Begegnungen mit Pferden lautet also die Grundregel: Geschwindigkeit reduzieren und mit größtmöglichem Abstand ohne Hupen und Klingeln vorbeifahren.