Christoph Walser
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Wirtschaft

Rücktritt von WK-Präsident Christoph Walser

Christoph Walser hat am Freitag seinen Rücktritt als Präsident der Tiroler Wirtschaftskammer (WK) und als Bürgermeister der Gemeinde Thaur (Bezirk Innsbruck-Land) bekanntgegeben. Er nannte dafür persönliche Gründe. Es laufen auch Ermittlungen der Staatsanwaltschaft.

Er habe seine Rolle als Präsident der Tiroler Wirtschaftskammer mit Herz und Seele gelebt und ausgefüllt. Aus Leidenschaft für diese Aufgabe habe er aber auf der anderen Seite seiner Rolle und Verantwortung als Unternehmer nicht immer den nötigen Platz eingeräumt, so Walser in einer Aussendung.

Walser legt alle Ämter nieder

„Die Aufarbeitung dieser Situation verlangt jetzt alle Kraft und Konzentration. Deshalb lege ich aus persönlichen Gründen mein Amt als Präsident der Tiroler Wirtschaftskammer, meine Funktionen im Tiroler Wirtschaftsbund, mein Amt als Bürgermeister und als Präsident des Tiroler Tennisverbandes nieder. Auch zum Schutz meiner Person und meiner Familie ist diese Entscheidung die einzig richtige und notwendig, um der anstehenden Aufgabe professionell und verantwortungsbewusst zu begegnen.“

Walser war seit 2016 Bürgermeister der Gemeinde Thaur und seit 2018 Präsident der Wirtschaftskammer Tirol.

Verdacht auf Abgabenhinterziehung

Während Walser persönliche Gründe für seine Entscheidung anführte, teilte die Staatsanwaltschaft auf Nachfrage des ORF Tirol mit, dass es ein Ermittlungsverfahren gegen das Transportunternehmen Walsers wegen Abgabenhinterziehung gebe. Auch eine Hausdurchsuchung durch die Finanzpolizei hat es demnach gegeben.

Christoph Walser Wirtschaftskammer Tirol
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Christoph Walser nannte persönliche Gründe für seinen Rücktritt

Walser richtete besonderen Dank an Franz Hörl

„Die fünf Jahre meiner Zeit als Wirtschaftskammer-Präsident waren geprägt von Krisen und kurzen Hoffnungsschimmern“, blickte Walser zurück. Diese Jahre hätten ihm sehr viel abverlangt und ihre Spuren hinterlassen.

Viel Raum gab Walser in seiner persönlichen Erklärung dem Dank an sein Team in der Wirtschaftskammer. Besonders hob er dabei Wirtschaftsbund-Obmann Franz Hörl (ÖVP) hervor: „Er wird als Fraktionsführer dafür Sorge tragen, dass in der Wirtschaftskammer kein Vakuum entsteht und die Interessenvertretung reibungslos weiter funktioniert.“ Wer Walser nachfolgt, war vorerst unklar.

Seilbahn-Chef Franz Hörl im Interview
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Wirtschaftsbund-Obmann Franz Hörl bedankte sich bei Christoph Walser

Hörl kündigte an, dass er nun die obersten Gremien in der Wirtschaftskammer und des Wirtschaftsbundes einberufen werde. Der Rücktritt Walsers – auch als Landesobmann-Stellvertreter im ÖVP-Wirtschaftsbund – sei „eine höchst persönliche Entscheidung und daher zu respektieren“.

Er bedankte sich bei Walser für seinen „leidenschaftlichen Einsatz“: „Diese auch von Corona geprägte Zeit war für die Wirtschaft enorm herausfordernd, und gerade hier hat Walser einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung geleistet.“

Seit 2018 an Spitze der Wirtschaftskammer

Mit dem Rücktritt Walsers endete – zumindest vorzeitig – eine Politikkarriere, die hoffnungsfroh begann und stets auch Anlass für Karrierespekulationen bot. Der 48-jährige Transportunternehmer war Ende 2018 zum Nachfolger des langjährigen Präsidenten und ÖVP-Urgesteins Jürgen Bodenseer gewählt worden.

Der öffentlichkeitsbewusste Walser trachtete ab diesem Moment stets danach, auch medial entsprechenden Niederschlag zu finden. Sei es, als er dem damaligen Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) ans Herz legte, aus angeblichen Überforderungsgründen doch die Tourismusagenden abzugeben, oder als er Platter zum Bundespräsidentschaftskandidaten „hochloben“ wollte. In der Coronavirus-Zeit, als Tirol lange unter medialem Dauerfeuer stand, fiel Walser zudem auch immer wieder mit markigen Sprüchen Richtung Wien auf.

Walser, Platter
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Günther Platter und Christoph Walser

Trotz oder vielleicht auch wegen all dem und auch aufgrund seiner Leutseligkeit und Tatkraft galt er durchaus lange als eine Zukunftshoffnung der Landes-ÖVP. Und er selbst machte auch nur sehr versteckt einen Hehl daraus, dass er sich durchaus auch im Amt des Landeshauptmannes vorstellen konnte.

Letztlich kam Walser aber nicht zum Zug, Platter hievte den nunmehrigen Landeschef Anton Mattle in die Nachfolgerposition. Walser ging leer aus und befand sich seit der Landtagswahl 2022 doch ein wenig im politischen Abseits.