thesi
ORF
ORF
Kultur

Picasso & Co. in Tiroler Tresor

In der Nähe von Innsbruck hat vor kurzem das modernste Kunstlager Westösterreichs eröffnet. In dem Hochsicherheitsgebäude der Firma Museumspartner lagern Gemälde und Skulpturen im Wert von zig Millionen Euro.

Von außen verrät der schlichte, fensterlose Betonbau wenig über sein hochkarätiges Innenleben. Der Südtiroler Künstler Siggi Hofer hat die Fassade gestaltet. Es ging darum, etwas Besonderes zu entwerfen, ohne zu viel Aufsehen zu erregen. Denn bei einem Kunstlager ist Diskretion gefragt. Auf dem Gebäude ist kein Schriftzug angebracht, auch bei den weißen Transportern verzichtet man auf Firmenlogos. Der Ort, an dem sich das Kunstlager befindet, soll geheim bleiben.

Die Farbgestaltung der Kunst am Bau ist zurückhaltend. Siggi Hofer hat das Motiv einer Trommel entwickelt und seriell über die Felder der Fassade verteilt. Mit der Trommel will der Künstler auf den Wirbel hinweisen, der sich immer wieder im Inneren des Gebäudes abspielt, etwa wenn ein besonders kostbares Kunstwerk geliefert wird.

thesi
ORF
Weder eine Firmenaufschrift noch Logos schmücken den fensterlosen Betonbau.

Sicher wie ein Bank-Tresor

Die technischen Details lassen erkennen, dass dieses Gebäude streng überwacht wird. Geschäftsführerin Kathrin Sandrini vergleicht den Bau mit dem Safe einer Bank: „Es gibt keine Fenster. Überall sind Bewegungsmelder und Kameras installiert. Wir sind direkt mit der Landesleitstelle verbunden, also mit der Polizei und der Feuerwehr.“

Der Geschäftsführer Peter Elsässer fügt hinzu:" Wir hatten bereits einen Probealarm. Innerhalb kürzester Zeit standen die Fahrzeuge der Exekutive vor der Tür. Ich würde niemandem raten, hier einen Einbruch zu versuchen."

thesi
ORF
Der Kunstbunker ist ein rund um die Uhr überwachter Hochsicherheitstrakt.

Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Brandschutz

Auf einer Fläche von 2.500 Quadratmetern lagern derzeit ungefähr 700 Gemälde und Skulpturen. Die Werke sind in speziell angefertigten Holzkisten verstaut. Die klimatischen Bedingungen werden elektronisch überwacht. Die Luftfeuchtigkeit sei bei 50 Prozent eingestellt und die Temperatur auf 18 bis 20 Grad Celsius, erklärt Sandrini. Die Kunsthistorikerin meint, dass sich die Kunstwerke unter ähnlichen Bedingungen wohlfühlen würden, wie die Menschen.

thesi
ORF
Die Gemälde und Skulpturen sind gut verpackt. Das Raumklima wird konstant kontrolliert.

Für empfindliche Objekte werden eigene Kojen mit einem speziellen Raumklima gebaut. Das 24 Quadratmeter große Gemälde „Der Frühling“ von Hans Makart benötigt andere Bedingungen als archäologische Objekte. Das monumentale Makart-Gemälde aus dem Salzburg Museum hängt in einer eigens abgetrennten Kammer.

thesi
ORF
Der gerichtlich beeidete Sachverständige Peter Elsässer und die Kunsthistorikerin Kathrin Sandrini führen die Firma gemeinsam.

Top Secret

Wie in einer Bank gibt man sich bei der Firma Museumspartner bedeckt. Die Namen der Kunden, vor allem Stiftungen, Museen und private Sammlerinnen, sind streng geheim. Sie stammen aus Tirol, Süddeutschland, Norditalien und aus der Schweiz. Die 45 Mitarbeiter haben eine Schweigepflichtserklärung unterschrieben.

Man wisse teilweise nicht genau, was die Kisten enthalten. Auf die Frage, ob es sich auch um Raubgut oder Restitutionsfälle handeln könnte, antwortet Elsässer: „Die Branche ist klein. Wir kennen unsere Kunden sehr gut und vertrauen ihnen. Diese Personen handeln nicht mit gestohlenen Objekten oder Werken aus zweifelhafter Herkunft.“

thesi
ORF
Die Mitarbeiter haben Schweigepflicht. Die Kunstwerke dürfen nicht abgebildet werden.

Einige Künstlernamen nennt Kathrin Sandrini dann doch. „Bei uns lagern Gemälde von Impressionisten wie Claude Monet, aber auch von Pablo Picasso oder von Piet Mondrian. Auch Werke von Tiroler Künstlern sind vertreten, etwa von Alfons Walde oder von Max Weiler.“

Welches das wertvollste Objekt sei, könne sie nicht sagen, aber bestimmt eines, das mehrere zig Millionen Euro wert sei, bestätigt die Geschäftsführerin. Auf die Frage, ob sie ruhig schlafen könne, lacht Sandrini und gibt zu, dass ihr Mobiltelefon in der Nacht nie auf Flugmodus geschalten sei, dass sie aber angesichts der Sicherheitsvorkehrungen einen guten Schlaf genieße.

Thesi
ORF
In den Garagen können Kunsttransporter mit Originalgemälden sicher übernachten.

Übernachtungsplatz für Van Gogh Gemälde

Der Neubau bietet ein besonderes Service für Kunsttransporte, die weite Strecken zurücklegen müssen. Vor kurzem hat ein Lkw mit einem klimatisierten Spezialcontainer voller Originalgemälde von Vincent van Gogh in der Tiroler Garage übernachtet. Auf dem Weg von Amsterdam zu einer Ausstellung in Italien sei das ein sicherer Zwischenstopp, erklärt Sandrini.

„Wir hatten kürzlich eine komplette Van Gogh Ausstellung über Nacht bei uns zu Gast. Man kann sich vorstellen, welche Werte das sind. Das ist zwar nur für kurze Zeit, und es wird natürlich nicht angekündigt. Für solche außergewöhnlichen Aktionen gibt es dann eigene Sicherheitsleute und eine Eskorte. Im Gebäude wird alles scharf gestellt und vor dem Haus patrouillieren Personen mit Waffe und Hund.“

Ötzi als Fahrgast

Die Firma Museumspartner ist seit 20 Jahren auf das Lagern und das Transportieren von heiklen Objekten spezialisiert. Auf einen Auftrag ist Firmengründer Peter Elsässer besonders stolz. Wenn die Gletschermumie Ötzi aus dem Museum in Bozen für wissenschaftliche Untersuchungen ins Krankenhaus gebracht werden muss, dann würden seine Mitarbeiter diesen Sondertransport durchführen, erzählt Elsässer.

Thesi
ORF
Von zarten Zeichnungen über üppige Gemälde bis zu archäologischen Objekten wird alles mögliche gelagert.

Im Grunde könne man alle Kostbarkeiten in diesem Neubau aufbewahren, meint Elsässer, vom Oldtimer bis zu edlem Wein. Ein kunstinteressierter Freund habe ihn gefragt, ob er auch Zigarren hier lagern könne, weil die auch eine spezielle Luftfeuchtigkeit benötigen.