Gewalt gegen Frauen
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Soziales

Gewalt an Frauen: Broschüre soll aufklären

Eine neu aufgelegte Broschüre des Landes Tirol soll Mädchen und Frauen Tipps für mehr Sicherheit geben und vor Gewalt schützen. Das Infomaterial bietet unter anderem Empfehlungen bei sexualisierter Belästigung in verschiedenen Situationen und nennt zentrale Anlaufstellen.

Gemeinsam mit Expertinnen und Experten des Vereins Frauen gegen VerGEWALTigung und der Landespolizeidirektion stellt das Land Tirol die aktualisierten Informationen bereit. Die bisher letzte Ausgabe der Broschüre war 2019 veröffentlicht worden. Die Neuauflage der „Sicherheitstipps für Frauen und Mädchen zum Schutz vor sexualisierter Gewalt“ gibt etwa Verhaltenstipps, wenn Mädchen und Frauen bei Dunkelheit alleine auf dem Weg nach Hause sind oder verfolgt werden. Außerdem wird darüber informiert, wie gegen jemanden vorgegangen werden kann, der einem zu nahe kommt.

Grundsätzlich gelte: "Mädchen und Frauen sollen und können ihrer Intuition vertrauen. Wenn mir etwas ‚komisch‘ vorkommt und ich mich unwohl fühle, so hat dies meist einen Grund. Es passiert nicht zufällig oder nur mir“, so Doris Stauder, Geschäftsführerin des Vereins Frauen gegen VerGEWALTigung. Wer belästigt werde, müsse seinem Gegenüber klare Grenzen setzen – und das ehestmöglich.

Polizei setzt auch auf Prävention

2022 wurden in Tirol 1.060 Annäherungs- und Betretungsverbote ausgesprochen. In rund 80 Prozent der Fälle seien die gefährdeten Personen Frauen gewesen, hieß es vom Land. In 78 von 88 Fällen waren Frauen Opfer von Stalking (Staftatbestand „beharrliche Verfolgung“).

Die Broschüre ist per Download als PDF (siehe unten) sowie per Bestellung als Druckversion verfügbar.

Nicht nur der Kampf gegen die Gewaltverbrechen, sondern auch die präventiven Maßnahmen seien wichtig für die Polizei, meint Katja Tersch, Leiterin des Landeskriminalamts (LKA). Für die Vorbeugung von Gewaltkriminalität stehen in ganz Tirol besonders geschulte Präventionsbeamtinnen und -beamte im Einsatz. Das LKA empfiehlt, relevante Notrufnummern am Handy abzuspeichern, damit sie schnell abrufbar sind.

Männer müssen Bewusstsein bilden

So will das Land mit der Broschüre aufklären, sensibilisieren und informieren, sagt Frauenlandesrätin Eva Pawlata (SPÖ). Gerade in patriarchal geprägten Gesellschaften sei sexualisierte Gewalt ein Ausdruck ungleicher Machtverhältnisse zwischen Männern und Frauen. Dabei handle es sich um ein gesamtgesellschaftliches Problem, das strukturell bedingt sei. Pawlata betonte gleichzeitig, dass Betroffene „niemals eine Mitschuld an sexualisierter Gewalt“ tragen. Die Verantwortung liege immer beim Täter.

Insgesamt sei neben einem verantwortungsvollen Handeln Einzelner vor allem die Verantwortung der gesamten Gesellschaft gefragt. „Auch Männer müssen daher für das Thema Sicherheit von Frauen und Mädchen sensibilisiert werden“, meinte Sicherheitslandesrätin Astrid Mair (ÖVP). Denn von einer Bewusstseinsbildung zum Thema Sicherheit würden alle profitieren.

Die neue Broschüre gibt Empfehlungen für unterschiedliche Lebensbereiche. Dazu gehören beispielsweise die Schule, das Internet, der öffentliche Raum oder Lokale. Eigene Kapitel richten sich speziell an Mädchen und Frauen mit Behinderungen und mit Migrationshintergrund. Außerdem vermittelt das Infomaterial auch Wissen über spezielle Tatbestände wie Stalking oder sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz.