Die Caritas Tirol hilft mit einem vielfältigen Angebot, Armut in Tirol zu lindern. Ihr Grundauftrag ist dabei bis heute derselbe: Not sehen und handeln und Hilfe ermöglichen. Das sei derzeit notwendiger denn je, hieß es in einer Aussendung am Freitag.
Zahl der Beratungen deutlich angestiegen
Immer mehr Menschen in Tirol brauchten inzwischen Hilfe, betonte die Caritas Tirol: Sie können sich Essen, Heizen und Miete durch die Inflation nicht mehr leisten. Das zeigt sich auch in einem Anstieg der Zahlen in der Sozialberatung. Von Oktober 2022 bis September 2023 haben 2.372 Menschen 5.218 Beratungen in Anspruch genommen. Das ist im Vergleich zum Vorjahres-Zeitraum ein Anstieg um 39 Prozent.
Essen oder die Wohnung heizen
Armutsgefährdete Tirolerinnen und Tiroler müssen sich oft zwei Mal überlegen, ob sie den Wocheneinkauf, den Schulausflug, die Winterjacke oder das Heizen im Winter noch bezahlen können. Viel zu oft müssten sie sich sogar entscheiden: Essen oder Heizen? Seit der massiven Teuerungswelle bleibe der Kühlschrank daher häufiger leer, die Wohnung öfter kalt, denn der umgedrehte Euro sei immer weniger wert, so die Caritas. Die Teuerungen sind zwar nach der Rekordinflation im letzten Jahr zurückgegangen, die Preise sind 2023 aber immer noch hoch und werden das vermutlich auch im nächsten Jahr noch bleiben.
Armut als Teufelskreis
Vor allem Alleinerzieherinnen, Familien mit mehreren Kindern und ältere Menschen würden von Nachzahlungen, Mietpreiserhöhungen, gestiegenen Lebensmittel- und Energiepreisen überrollt und kämpften Monat für Monat ums Auskommen. Am Ende des Geldes sei quasi noch zu viel Monat übrig. Armut manifestiere sich. Ganz konkret berge diese Armut die Gefahr von Delogierungen, sie habe geringere Bildungschancen für die Kinder zur Folge, sie führe zu Ausgrenzung und zu körperlichen und seelischen Krankheiten – sprich: zu einem Teufelskreis, dem man oft ein Leben lang nicht entkomme, so die Caritas.
Immer mehr Essensausgaben
Auch die Essensausgaben in der Katharina-Stube am Areal der Barmherzigen Schwestern in Innsbruck seien ein deutliches Signal: Während von Oktober 2021 bis September 2022 19.499 Mittagessen ausgegeben wurden, waren es im Folgejahr bereits 23.709. In die Katharina-Stube kommen obdachlose Personen und inzwischen auch Menschen, die zwar eine Unterkunft haben, aber kein Geld für Essen.
Gertraud Gscheidlinger hat die Katharina-Stube von 2016 bis Ende September dieses Jahres geleitet. Seit Anfang Oktober ist sie in Pension. Im Laufe ihrer 31 Dienstjahre hat sie in unterschiedlichsten Einrichtungen der Caritas viel erlebt. Gertraud Gscheidlinger: „Es wird immer benachteiligte Menschen geben, die aus dem sozialen Netz fallen. Es ist unsere Aufgabe, uns um sie zu kümmern und darauf zu schauen, dass zumindest ihre Grundbedürfnisse wie Essen, Körperpflege und Gesprächsmöglichkeit auf Augenhöhe befriedigt werden.“
Unterstützung auch bei der Bürokratie
Caritas-Direktorin Elisabeth Rathgeb sieht hier einen klaren Auftrag: „Wir blicken auf eine 120-jährige Geschichte der Solidarität zurück. Unser klarer Auftrag ist es, dafür zu sorgen, dass die Armut in unserem Land zurückgedrängt wird. Dass kein Kühlschrank leer steht, die Wohnungen im Winter warm sind und Rechnungen bezahlt werden können. Das gelingt uns mit der Unterstützung von vielen Spenderinnen und Spendern."
Die Caritas unterstützt bei Anträgen für öffentliche Förderungen. Und sie hilft mit umfassender Sozial- und Familienberatung. Die Ratsuchenden erhalten unter bestimmten Voraussetzungen auch finanzielle Überbrückung in Form von Lebensmittelgutscheinen.