Patient in der Praxis eines Hausarztes bei der Untersuchung
APA/HELMUT FOHRINGER
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Gesundheit

Hausärzte kommen an Belastungsgrenze

Die Personalknappheit in den Spitälern und die Bettensperren einzelner Stationen bringen Hausärztinnen und -ärzte an ihre Grenzen. Diese von vielen befürchtete Entwicklung sei nun eingetreten, sagen Allgemeinmediziner und Hausärztinnen und schlagen Alarm.

Matthias Somavilla ist Hausarzt in Fulpmes im Stubaital (Bezirk Innsbruck-Land) und berichtete dem ORF Tirol aus seiner Praxis. Er sei immer öfter mit Patientinnen und Patienten befasst, die nach Operationen frühzeitig aus dem Krankenhaus entlassen werden.

Der Hausarzt Matthias Somavilla kritisierte im ORF-Interview auch die zahlreichen unbesetzten Kassenstellen. Der allgemeine Ärztemangel hat auch in seiner Praxis zur Folge, dass das Wartezimmer noch voller ist als ohnehin schon. „Ich befürchte, dass wir irgendwann den Arbeitsaufwand nicht mehr schaffen werden. Dass darunter die Patienten leiden und das System zusammenbricht.“

Arzt
ORF
Der Hausarzt Matthias Somavilla aus Fulpmes

Zu frühe Entlassungen belasten Hausarztpraxen

Neu ist vor allem, dass vermehrt Patientinnen und Patienten kommen, weil in der Klinik in Innsbruck so wie auch in anderen Spitälern Personal fehlt und Leistungen zurückgefahren werden. Diese weitere Zusatzbelastung sei derart massiv, dass sie ihm massiv Sorgen bereite, so der Hausarzt. „Gewisse Begleiterscheinungen nach Operationen kann man schon in der allgemeinmedizinischen Praxis behandeln, aber wenn es prekäre Sachen sind, muss man den Patienten wieder zurück in die Klinik schicken. Wobei sie dann dort auch wieder schnell abgehandelt werden und der Ball kommt wieder zurück“

Vor allem vorzeitige Entlassungen nach Operationen belastet hier das gesamte Praxisteam. Immer früher würden Patientinnen und Patienten auch nach Herz-Operationen oder nach schwerwiegenden Erkrankungen aus dem Krankenhaus entlassen. Kein Platz im Krankenhaus bedeute, dass die Last für Hausarztpraxen weiter wachse. Diese Entwicklung sei eindeutig negativ. Die Politik müsse endlich handeln. „Ich glaube, dass es schon fünf nach zwölf ist. Sowohl die Frustration in den Spitälern bei den Kollegen, als auch im niedergelassenen Bereich hat dermaßen zugenommen. Natürlich hat Corona das Ganze befeuert. Allerdings wurde in den letzten Jahrzehnten viel verschlafen.“

Matthias Somavilla ist mit Leib und Seele Allgemeinmediziner, wie er sagte. Dass er wie andere Berufskolleginnen und Kollegen zusätzlich schultern soll, was im Spital nicht mehr zu schaffen ist, bringt ihn aber an seine Grenzen.