Essstörung Magersucht Bulimie
FRED DUFOUR
FRED DUFOUR
Gesundheit

Essstörung: Erste Wohngemeinschaft entsteht

2024 soll Westösterreichs erste Wohngemeinschaft für Kinder und Jugendliche mit Essstörungen in Tirol entstehen. Die Ausschreibung für die Trägerschaft ist noch dieses Jahr geplant, Gespräche zu Standorten laufen. Der Bedarf für ein solches Angebot sei groß, heißt es.

Kinder und Jugendliche, die eine Essstörung haben, werden in Tirol in der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Hall behandelt. Ist eine weiterführende Begleitung außerhalb der Familie notwendig, werden sie in stationären Einrichtungen außerhalb von Tirol – etwa im benachbarten Ausland oder in Oberösterreich – versorgt.

Wohnortnahe Behandlung für bessere Genesung

Betroffene würden bei einer Essstörung wie Bulimie oder Magersucht eine spezielle medizinische und therapeutische Unterstützung brauchen. In einer Wohngemeinschaft kann gezielt auf die Bedürfnisse der Betroffenen eingegangen werden. „Zugleich wird damit die Familie unterstützt, für die der Umgang mit der Situation eine enorme Belastung darstellen kann“, sagt die für Kinder- und Jugendhilfe zuständige Landesrätin Eva Pawlata (SPÖ).

Dass Kinder und Jugendliche mit einer Essstörung ab 2024 in Tirol und damit in der Nähe ihres sozialen Umfelds stationär behandelt werden können, habe den Vorteil, dass damit die Kontinuität in ihrem Leben aufrechterhalten werden kann. Dies wiederum könne den Genesungsprozess wesentlich unterstützen.

Die Planung für die erste derartige Wohngemeinschaft in Westösterreich seien im Gange. Es gebe Gespräche zu möglichen Standorten, auch mit möglichen Trägerschaften soll noch dieses Jahr gesprochen werden.

Vermehrt junge Patienten mit Essstörungen

„Ich freue mich sehr, dass die Wohngemeinschaft für Kinder und Jugendliche mit Essstörungen nun klare Formen annimmt“, sagt Kathrin Sevecke, Direktorin der Kinder- und Jugendpsychiatrie Hall und Innsbruck. Immer mehr junge Menschen kommen laut ihr mit Essstörungen zu ihnen: „Die Warteliste für eine Aufnahme an der Essstörungsstation in der Kinder- und Jugendpsychiatrie Hall hat sich seit Mitte 2020 deutlich verlängert. Außerdem fällt auf, dass der Großteil der Patientinnen und Patienten jünger und in einem schlechteren körperlichen Zustand ist."

Eine Entlassung nach Hause sei oftmals ein zu großer Schritt für alle Beteiligten. Die weite Entfernung aber sei auch oftmals ein großes Hindernis für eine notwendige Nachsorge, speziell für die sehr jungen Patientinnen und Patienten. Sevecke: „Im Vorjahr haben wir einem Drittel unserer Patientinnen und Patienten eine Nachsorge durch eine spezifische Essstörungs-WG dringend empfohlen – nur zwei Personen haben sie angenommen.“

Häufig kommt es nach der Entlassung schnell wieder zu einer Gewichtsabnahme und ein neuerlicher stationärer Aufenthalt wird notwendig.