Frau geht bei Taschengeschäft vorbei
APA/Robert Jäger
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Wirtschaft

Handel rüstet sich für Versammlungen

Angesichts der stockenden Kollektivvertragsverhandlungen möchte der Tiroler Handel ab Donnerstag Betriebsversammlungen abhalten. Bei den Metallern haben in Tirol indes bereits über 20 Betriebsversammlungen stattgefunden, bei denen die Arbeitnehmer die weitere Vorgangsweise beschlossen.

Nachdem die erste Runde der Kollektivvertragsverhandlungen am 24. Oktober ergebnislos abgebrochen wurde, sollen für die rund 50.000 Beschäftigten im Tiroler Handel ab 2. November Betriebsversammlungen stattfinden. Die Arbeitnehmer-Vertreter kritisieren, dass die Arbeitgeberseite nicht einmal bereit gewesen sei, ein Angebot auf den Tisch zu legen. „Das grenzt an Verhöhnung!“, ärgerte sich Jochen Niederl, Betriebsratsvorsitzender der Firma Liebherr und Mitglied des Verhandlungsteams der Gewerkschaft GPA.

Arbeitnehmer fordern weiter elf Prozent

Die Arbeitnehmer bleiben bei ihren Forderungen nach elf Prozent Gehaltserhöhung und einem Rahmenpaket mit der Forderung nach Arbeitszeitverkürzung und Freizeittagen. „Wir behalten uns auch ausdrücklich vor, weitere Maßnahmen zu setzen oder zu verschärfen, sollte uns in den nächsten Runden mit derselben Respektlosigkeit begegnet werden. Wir verhandeln hier immerhin über 50.000 Menschen und Existenzen in Tirol und erwarten uns einen seriösen Zugang der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber zu den Kollektivvertragsverhandlungen“, so Philip Pollak, Regionalsekretär der Gewerkschaft GPA für den Handel in Tirol am Dienstag in einer Aussendung.

„Realitätsferne Forderungen“

Die Arbeitgeberseite kritisierte die Forderungen der Gewerkschaft als „realitätsfern“ und forderte die Arbeitnehmerseite auf, von den „wirtschaftlich nicht darstellbaren“ Forderungen abzurücken. „Eine deutliche Gehaltssteigerung und zugleich weniger arbeiten – hier fehlt mir jegliche Fantasie, wie sich das ausgehen soll“, sagte Rainer Trefelik, Obmann der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich nach der ersten Verhandlungsrunde.

Versammlung von Betriebsrätinnen und Räten
ÖGB Tirol
Die Metaller haben ihre Betriebsversammlungen bis zur nächsten Verhandlungsrunde unterbrochen, heißt es

Versammlungen auch bei den Metallern

Die Metallindustrie hielt indes bereits über 20 Betriebsversammlungen ab, nachdem die dritte Verhandlungsrunde am 20. Oktober ergebnislos abgebrochen wurde. Sollte es beim nächsten Verhandlungstermin am 2. November keine Einigung geben, werden die Gewerkschaften ab 6. November Maßnahmen setzen, hieß es in einer Aussendung. Die aktuellen Betriebsversammlungen seien lediglich unterbrochen worden und werden gegebenenfalls kommende Woche fortgesetzt.

Die verhandelnden Gewerkschaften PRO-GE und GPA bleiben bei ihrer Forderung nach einer Erhöhung der Löhne und Gehälter um 11,6 Prozent und weiteren Verbesserungen im Rahmenrecht. Das Angebot der Arbeitgeber liegt bei 2,5 Prozent und einer Einmalzahlung von 1.050 Euro. Zusammen mit den Antiteuerungsmaßnahmen der Regierung würde dadurch die Inflation abgedeckt, argumentiert die Arbeitgeberseite – mehr dazu in Betriebsversammlungen bei Metallern (oesterreich.ORF.at).

Uneinigkeiten zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern

„Es waren noch nie so viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei den Betriebsversammlungen wie aktuell. Die Beschäftigten sind nicht bereit, sich mit dem mickrigen Arbeitgeber-Angebot abspeisen zu lassen und werden alles daransetzen, einen fairen Abschluss zu erreichen“, erklärten Thomas Giner, Landesgeschäftsführer der Gewerkschaft PRO-GE Tirol, und Christof Federspiel, betreuender Sekretär der Gewerkschaft GPA Tirol.

Die Industrie würde auf zwei äußerst gewinnbringende Jahre zurückblicken, meinten die Arbeitnehmer-Vertreter: „Es ist nur fair, die Beschäftigten an der guten Auftragslage der vergangenen 12 Monate teilhaben zu lassen. Gleichzeitig explodieren die Lebenserhaltungspreise – das muss ausgeglichen werden.“

Die Branche befinde sich aktuell in einer Rezession mit Auftragseinbrüchen bis zu 30 Prozent bei einzelnen Betrieben, konterte die Arbeitgeberseite. Die Wettbewerbsfähigkeit der exportorientierten Branche leide derzeit massiv.