Skipiste am Gletscher in Sölden
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Touristiker: Keine Freude mit Sölden-Debatte

Die Debatte um den Start in den Alpinski-Weltcup in Sölden hat bei Tirols Touristikern und der Politik für keine Freude gesorgt. Landesrat Mario Gerber (ÖVP) räumte am Dienstag zwar ein, dass „diverse Aussagen und Bilder verstören wirken können“, wünschte sich aber „Fairness und Ehrlichkeit“.

Auch Tirol Werbung-Chefin Karin Seiler empfand die „Bilder und die Debatte nicht ideal. Wir hätten es auch gerne tief verschneit“. Laut GeoSpehre dürfte es aber rechtzeitig schneien.

Skirennen als Wirtschaftsmotor

Gerber begrüßte bei einer Pressekonferenz zur Tourismus-Sommerbilanz, dass sich der ÖSV mit allen Beteiligten an einen Tisch setzen wolle. Man müsse aber „Mythen von Fakten trennen: Wir reden hier nicht von einem Publikumsskilauf, sondern von einem Rennereignis“ und ortete in „gewissen Aussagen Populismus“. Der Weltcup-Auftakt in Sölden sei für die gesamte Branche ein „riesengroßer Wirtschaftsmotor“, der „schon lange geplant“ sei. Man könne daher nicht einfach zwei Wochen vorher das Event absagen, meinte der Tourismuslandesrat und fragte nach der „ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit“, die nie erwähnt würden. „Ich habe keine große Freude mit der Debatte“, hielt er fest und versprach „sensationelle Bilder“.

Tirols oberste Werberin Seiler schloss sich Gerber an und nannte die Bedeutung Söldens als „Auftakt für die Nachfrage von Buchungen“ im Winter. Sie betonte, dass die Tourismuswirtschaft die „Verknappung des Schnees“ und die „Tendenz erkannt“ habe – immerhin sei auch das Kaunertaler Gletscher-Opening heuer nach hinten verschoben worden.

v.l. Rainer Gstrein, Florian Scheiber, Isidor Grüner (alle OK Sölden), Markus Mayr (FIS Renndirektor Weltcup Ski Alpin Damen), Rupert Steger (ÖSV)  während der Schneekontrolle
APA/EXPA/JOHANN GRODER
Am Wochenende könnte am Rettenbachferner noch Schnee dazukommen.

Das Wetter bleibt ein Unsicherheitsfaktor

Wie es auf Anfrage der APA seitens der GeoSphere Austria hieß, wird sich die Tiroler Bergwelt aber am Wochenende wahrscheinlich im weißen Kleid präsentieren. In der Nacht auf Freitag wird ein „Schub feuchter Luft“ erwartet, wobei es unter 2.000 Meter Seehöhe schneien wird. Obwohl danach erneut der Föhn nach Tirol kommen wird, dürften bis zum Samstag zehn Zentimeter Schnee liegen bleiben.

Unverständnis über frühen Weltcup-Start

Von Regierungsseite hatte es am Montag am frühen Start in den Alpinski-Weltcup Kritik gegeben. Sowohl Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) als auch ÖVP-Umweltsprecher Abg. Johannes Schmuckenschlager äußerten sich am Montag im Ö1-Journal skeptisch über die am Wochenende in Sölden angesetzten Rennen. Die Ministerin meinte unter anderem: „Wir haben im Oktober die heißesten Oktober-Tage gehabt, die bisher gemessen wurden. Da ist es für mich unverständlich, warum man auf Biegen und Brechen an einem Skistart im Oktober festhalten muss, weil das versteht wirklich keiner, warum jetzt in diesem Umfeld auf den letzten Gletscherresten schon Ski gefahren werden muss.“ Die FIS solle ihre Zeitpläne überdenken, forderte Gewessler.

Scharfe Kritik an Umweltministerin Gewessler

Die Äußerungen der Umweltministerin sorgten indes für Kritik aus den schwarzen Reihen in Tirol. ÖVP-Klubobmann Jakob Wolf fragte sich gegenüber der APA, ob Gewessler „nichts anderes zu tun hat, als einen erfolgreichen Austragungsort für den Skiweltcup, wie es Sölden ist, zu kritisieren.“

„Wenn Gewessler hier wirklich was ändern will, soll sie mit der FIS Gespräche führen, statt einen erfolgreichen Austragungsort pauschal zu kritisieren“, attackierte Wolf, auch Bürgermeister der Ötztaler Gemeinde Umhausen, die Ministerin. Im übrigen sei „ihr Chef“ der grüne Parteichef, Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler. „Wenn Gewessler es ein Anliegen gewesen wäre, den Skiweltcup erst später zu starten, hätte sie genug Zeit gehabt, um Kogler um Gespräche mit der FIS zu bitten“, ließ Wolf wissen.

Andere ÖVPler gehen mit Gewessler

Mehr mit Gewessler auf einer Linie und ebenfalls Unverständnis zeigte hingegen Wolf-Parteifreund Johannes Schmuckenschlager, zumal die Bilder keine gute Werbung für den Tourismus seien. „Wenn dann die Bilder, die transportiert werden, auch keine Schneelandschaft transportieren, dann ist auch das natürlich zu hinterfragen. Ich glaube, wenn man ein bisschen nach hinten rückt und auch noch sozusagen vor den großen Ski-Openings dran ist, dann wären auch die Bilder entsprechend unterwegs“, sagte der ÖVP-Nationalratsabgeordnete, der Klima- und Umweltschutz als seinen Arbeitsschwerpunkt angibt.