Die im Jahr 2012 eröffnete Bahnstrecke zwischen Baumkirchen und Kundl verläuft zu einem großen Teil in Wannen und Tunnels unter dem Niveau des Inntals. Dass sie wegen eines Hochwassers gesperrt wird, ist selten. Selbst bei dem großen Innhochwasser im Jahr 2019 blieb sie für den Zugverkehr offen. Beim Hochwasser heuer Ende August wurde sie allerdings gesperrt und zum ersten Mal kam der Hochwasserschutz an den Eingängen zu den Wannenbauwerken zum Einsatz.
Mit Hilfe von „Dammbalken“ wurden Hochwasserbarrieren errichtet, damit die Tunnelbauwerke der Neubaustrecke nicht überflutet werden, erklärt ÖBB-Sprecher Christoph Gasser-Mair. „Es wird jährlich geübt, aber jetzt waren sie das erste Mal wirklich notwendig“.
Zufahrten zu Notausgängen müssen befahrbar sein
Der Grund für eine Sperre muss aber nicht unbedingt eine drohende Überflutung der tief liegenden Bauwerke sein. Mindestens so wichtig sei die Thematik der Notausstiege, so der ÖBB-Sprecher. Wenn aufgrund von Überflutungen Notausstiege nicht mehr erreichbar seien und damit keine Evakuierungen mehr möglich seien, müsse die Strecke vorsorglich gesperrt werden.
Bei drohendem Hochwasser werde der „Alarmplan Unterinntal“ in Kraft gesetzt, so Gasser-Mair. Die ÖBB hätten einen eigenen Wetterdienstleister und schon bei ersten Hochwasserwarnungen würden Maßnahmen getroffen. Wenn sich die Lage zuspitze und es Hochwasseralarm gebe, werde eine Einsatzleitung eingerichtet. Diese setzt sich laut dem Sprecher aus Mitarbeitern der Streckenerhaltung und der Betriebsführung zusammen, „und die entscheiden dann über die konkreten Maßnahmen, auch über allfällige Streckensperren“.
Sperren hängen auch von der Prognose ab
Dabei gebe es nicht „die eine Hochwassermarke“, ab der die Strecke gesperrt werde. Die einzelnen Strecken und Anlagenteile hätten unterschiedliche Marken. Die Maßnahmen würden auch von den Prognosen abhängen, sagt Gasser-Mair.
Im Unterinntal sei man in der glücklichen Lage, noch die Bestandsstrecke zu haben, über die man vieles umleiten könne, so Gasser-Mair, „das passiert auch, wenn es in den Tunnels zu Wartungsarbeiten oder Störfällen kommt“. Denn größten Teil könne man oberirdisch bewerkstelligen. Es könne aber sein, dass es zu geringfügigen Verzögerungen oder auch zu Ausfällen kommt. Im Hochwasserfall müsse man aber auch die Bestandsstrecke im Auge haben.