Mobile Social-Mediennutzung auf einem Smartphone
ORF.at/Lukas Krummholz
ORF.at/Lukas Krummholz
Chronik

Sexuelle Belästigung: Polizist suspendiert

In Tirol soll ein Polizist mehrere Polizistinnen massiv verbal belästigt haben. Der Mann, ein Vorgesetzter der Frauen, wurde vorläufig vom Dienst suspendiert. Einer Frau soll er auch Fotos seines Geschlechtsteils geschickt haben.

Eine Polizistin berichtete von Übergriffen auf einem Kurznachrichtendienst, schrieb die „Tiroler Tageszeitung“ (Donnerstag-Ausgabe). Neben ihr sollen mehrere Kolleginnen betroffen gewesen sein. Die Polizei ermittelte, der Verdächtige wurde ausgeforscht. Mittlerweile ist er vorläufig vom Dienst suspendiert, bestätigte die Polizei der APA.

Früheres Opfer schwieg wegen geplanter Versetzung

Gleich nachdem sie auf der Dienststelle im Großraum Innsbruck begonnen hatte, habe der betroffene Vorgesetzte sie privat über einen Nachrichtendienst kontaktiert, gab die „TT“ die Aussage einer Polizistin wieder. Auch habe er ihr Fotos seines Geschlechtsteils geschickt.

Da ihre Versetzung auf eine andere Dienststelle ohnehin geplant war, habe sie die Vorfälle nicht gemeldet, sondern vielmehr versucht, dem Mann aus dem Weg zu gehen. In den kommenden Jahren sei sie jedoch auf mehrere Kolleginnen getroffen, die ähnliche Erfahrungen gemacht hatten. Deshalb habe sie sich schließlich gemeldet.

Anscheinend systematische Vorgehensweise

Im Zuge der Ermittlungen stellte sich offenbar heraus, dass der betroffene Polizist jahrelang gleich vorgegangen sei. Körperliche Übergriffe soll es nicht gegeben haben, teilte der Tiroler Landespolizeichef Helmut Tomac mit. Der strafrechtliche Verdacht habe sich weiters nicht erhärtet, dennoch werde der Staatsanwaltschaft Innsbruck ein Bericht übermittelt.

„Wir dürften es mit einer Vielzahl von verbalen Belästigungen und einer gewissen Systematik zu tun haben“, begründete Tomac die vorläufige Suspendierung. Ein solches Verhalten werde bei der Tiroler Polizei nicht toleriert. Der Landespolizeidirektor wies darauf hin, dass es in jedem Bezirk Kontaktfrauen sowie einen Gleichbehandlungsbeauftragten gebe. Gerade in solchen Fällen könnten diese auch außerhalb des „Dienstweges“ vertrauensvoll angesprochen werden.

Fall liegt bei Disziplinarbehörde

Die Entscheidung, ob die vorläufige Suspendierung, die durch die Landespolizeidirektion ausgesprochen wurde, permanent wird, liegt nun bei der Bundesdisziplinarbehörde, teilte Polizeisprecher Stefan Eder mit. Die Ermittlungen in dem Fall seien noch nicht abgeschlossen, inhaltlich könne man darüber hinaus aktuell keine näheren Details nennen.

Empört über die Vorfälle zeigte sich die SPÖ. „Nach wie vor müssen sich viele Frauen auch im beruflichen Umfeld mit Grenzüberschreitungen und Machtmissbrauch auseinandersetzen“, stellte die Tiroler Nationalratsabgeordnete Selma Yildirim am Donnerstag in einer Aussendung fest. „Es macht mich betroffen, dass Frauen der Ansicht sind, sie müssten das ertragen. Ich kann die Hilflosigkeit und die Scham aber nachvollziehen. Weder eine ‚Männerbranche‘ ist eine Rechtfertigung für Übergriffe noch sonst irgendwas“, teilte die SPÖ-Landesfrauenvorsitzende mit. Sie kündigte eine parlamentarische Anfrage an Innen- und Frauenministerium in der Angelegenheit an.