v.l.: Sint, Haselwanter, Dinkhauser
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Politik

Liste Fritz zieht nach 15 Jahren launige Bilanz

Die oppositionelle Tiroler Liste Fritz hat anlässlich ihres 15-jährigen Bestehens Bilanz über die eigene Arbeit gezogen. Man sei angetreten, um die „Allmacht“ der ÖVP zu brechen, so Parteigründer Fritz Dinkhauser. Aber: „Noch immer lacht aus jedem Mausloch ein ÖVPler hinaus“, meint Dinkhauser.

Man habe im Jahr der Gründung, 2008, eine Situation vorgefunden, in der Tirol „bis auf alle sauren Wiesen“ aufgeteilt gewesen sei. 60 Prozent der Baukosten, wenn man heute noch bauen wolle, würden Grund und Boden kosten: „Deshalb geht sich die Hetz’ nicht mehr aus.“

Tirol sei eine „Machtbauernrepublik, wo einer zwei Kühe, zwei Seilbahnen und eine riesige Hütte hat“, diese würden das Land beherrschen. „Das ist eine Tragik“, echauffierte sich der Parteigründer und Namensgeber, der öffentlich nur mehr sehr spärlich auftritt. Man sei angetreten, um hier Gerechtigkeit zu schaffen.

Wortgewaltiger Fritz Dinkhauser

Der mittlerweile 83-jährige Mitbegründer der Partei Liste Fritz teilt auch heute noch gegen die seiner Meinung nach alles bestimmende ÖVP aus.

Leistbares Wohnen nicht umgesetzt

Auf Nachfrage räumte Liste-Fritz-Klubobmann, LAbg. Markus Sint, ein, dass sich bezüglich Grundstücks- und Wohnungskosten in Tirol nichts zum Besseren verändert habe. Die Frage sei, wer etwas falsch mache. Die Liste Fritz habe „zig Anträge“ zum leistbaren Wohnen eingebracht. „Leistbares Wohnen ist machbar, wenn man es denn will“, attestierte Sint. Wenn man politisch anstehe, sei das natürlich auch frustrierend, aber: „Man kann aus dem Frust auch Motivation gewinnen“.

Dinkhausers Kritik an Tursky

Auch abseits von Grund und Boden sah Dinkhauser Tirol in Nöten. „Das Land hat kein Gewicht mehr, es ist abgesandelt“, kritisierte der wortgewaltige ehemalige Tiroler AK-Präsident. „Wir haben einmal zwei Kaiser gehabt, die da unten gesessen sind. Jetzt haben wir nichts mehr zu sagen, bis auf einen schwindligen Staatssekretär“, deutete der 83-Jährige vor malerischer Bergkulisse in Patsch Richtung Landeshauptstadt Innsbruck.

Der angesprochene Florian Tursky (ÖVP) kam bei Dinkhauser generell nicht gut weg. Dieser „sucht offenbar dringend einen Job“, nahm Dinkhauser Bezug auf Turskys angekündigte Kandidatur zum Innsbrucker Bürgermeister. „Das ist zum Weinen, liebe Freunde“, bemängelte Dinkhauser.

Gerüchte um Haselwanter-Schneider

Parteichefin Andrea Haselwanter-Schneider wollte auf Nachfrage nicht auf vereinzelt kursierende Gerüchte eingehen, wonach sie selbst in Innsbruck als Bürgermeisterkandidatin für die Liste Fritz ins Rennen gehen könnte. Sie verstehe nicht, warum die anderen Parteien „so einen Stress haben“. Die Gremien hätten noch nicht getagt, eine Liste solle jedenfalls bis Ende des Jahres präsentiert werden.

„Wir haben einen Haufen guter Bewerber und werden ein schlagkräftiges Team zusammenstellen. Es geht uns nicht um Posten“. „Sie ist gesund und schaut besser aus wie der Tursky“, konstatierte dazu jedenfalls Parteigründer Dinkhauser.

Auch an anderer Stelle sah Dinkhauser ein Problem: „Wir wollen bald durch das Loch fahren, das wird aber nicht möglich sein“, spielte der Listengründer auf den im Bau befindlichen Brennerbasistunnel an. Das Problem seien Zulaufstrecken, bei denen die Bayern säumig seien, sowie eine fehlende Verpflichtung durch EU-Beschlüsse, überhaupt den Tunnel nützen zu müssen. „Man muss sich vorstellen, welche Helden am Werk sind in der Regierung“, ließ Dinkhauser kein gutes Haar an Schwarz-Rot und Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP).

Höhen und Tiefen

Natürlich habe es bei der Liste Fritz seit Bestehen „Höhen und Tiefen“ sowie eine „Berg- und Talfahrt“ gegeben, zogen Sint und Haselwanter-Schneider Bilanz. Auch Fehler seien gemacht worden. Bei der Landtagswahl im Herbst habe man jedoch wieder Aufwind gespürt. „Die Leute haben gezeigt, dass sie doppelt so viel Liste Fritz wollen“, freute sich die Frontfrau.

Begründet sah sie dies im starken Augenmerk auf Bürgernähe, welche die Liste Fritz von allen anderen Parteien unterscheide. Nun wolle man als Liste Fritz jedenfalls mit Schwung weitermachen. „Wir sind nicht am Ende der Fahnenstange angelangt“, versprach Haselwanter-Schneider weiteren Einsatz.

Stimmen bei letzter Wahl verdoppelt

Die Liste Fritz war 2008 vom damaligen AK-Chef und ÖVP-Mann Dinkhauser ins Leben gerufen worden. Mit Rückenwind durch das Thema Agrargemeinschaften landete man mit 18,35 Prozent bei der Landtagswahl auf Anhieb einen Überraschungserfolg, zog mit sieben Mandaten in den Landtag ein. Die Bildung einer Koalition aller Parteien abseits der ÖVP scheiterte daraufhin jedoch.

Bei einem Antreten noch im selben Jahr bei der Nationalratswahl verfehlte man mit 1,8 Prozent den Einzug. In der folgenden Landtagswahl 2013 stürzte die Liste Fritz auf 5,6 Prozent ab, auch 2018 landete man in einem ähnlichen Bereich. Erst im Vorjahr schaffte man mit 9,9 Prozent wieder nahezu eine Verdoppelung des Zuspruchs. Die Liste Fritz ist nunmehr mit drei Mandaten im Landtag vertreten. Im Innsbrucker Gemeinderat hält die Partei seit 2018 ein Mandat.