Sich um Menschen zu kümmern, für die ein Arztbesuch nicht so einfach möglich ist, etwa weil sie keine Versicherung haben, das sei vor zehn Jahren die Motivation gewesen, das Hilfsprojekt ins Leben zu rufen, berichtete Thomas Fluckinger, Chefarzt vom Roten Kreuz Tirol und Mitbegründer von Medcare.
Schwierige Suche nach geeignetem Standort in Anfangszeit
Dabei seien die Anfangsjahre durchwachsen verlaufen. Vor allem die Suche nach einem Platz für die Ordination, der zentral und für die Patientinnen und Patienten leicht erreichbar ist, gestaltete sich schwierig, so Fluckinger. Zunächst war das Sozialprojekt am Bahnhof in Innsbruck stationiert, dann musste dieser Standort wieder abgegeben werden.
In der Folge wurde das Angebot auf eine mobile Serviceleistung umgestellt. „Dann, endlich, haben wir am Innrain in Innsbruck die passenden Räumlichkeiten gefunden und dort ist die Ordination auch heute noch untergebracht.“
Partnerschaft mit der Caritas Tirol
Mit der Caritas Tirol als Partnerin sei sichergestellt worden, dass die Patienten nicht nur medizinisch sondern auch sozial betreut werden konnten, schilderte der Chefarzt des Roten Kreuzes.
Durch das gemeinsame Hilfsangebot könne eine nachhaltige Verbesserung der gesamten Lebenssituation ermöglicht werden, betonte Caritas-Direktorin Elisabeth Rathgeb.
Große Bandbreite an Erkrankungen
Das Hilfsangebot werde auch künftig stark nachgefragt, ist sich Thomas Fluckinger sicher: „Die Zahl der obdachlosen Menschen und Menschen ohne Versicherung wird nicht weniger werden. Im Gegenteil. Allein im letzten Jahr haben wir 1.123 medizinische und 343 soziale Beratungen durchgeführt.“
Behandelt werde eine große Bandbreite an Erkrankungen, die vom fiebrigen Infekt über Hauterkrankungen bis hin zu Tumorerkrankungen reicht. Im Dienst stehen überwiegend freiwillige Mitarbeiter- und Mitarbeiterinnen. Aus Sicht von Fluckinger sind Entwicklungen im Bereich der Straßenmedizin notwendig, um den steigenden Anforderungen an eine würdevolle, verlässliche Versorgung von Menschen ohne Versicherung gerecht zu werden.
Wunsch für die Zukunft: Vorurteile abbauen
Zum zehnjährigen Jubiläum des Hilfsangebots wünschte sich Thomas Fluckinger mehr Akzeptanz in der Gesellschaft: „Wir haben immer wieder erleben müssen, wie wenig Akzeptanz eine Ambulanz für Obdachlose in der Gesellschaft hat. Keiner will eine solche in seiner oder ihrer Nachbarschaft haben. Das hat uns schon oft traurig, aber auch nachdenklich gestimmt und daher werden wir uns auch in Zukunft immer wieder für Menschlichkeit, Akzeptanz und Respekt allen Menschen gegenüber einsetzen, einerlei, ob ihr Zuhause ein schickes Haus, oder ein kleiner Platz unter einer Brücke ist.“