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Kultur

Versteckte Kleinode am Tag des Denkmals

Am Tag des Denkmals, am Sonntag den 24. September, öffnen Gebäude ihre Pforten, die normalerweise nicht zugänglich sind. In ganz Tirol sind wenig bekannte Kostbarkeiten bei freiem Eintritt zu besuchen.

Nicht nur die herausragenden Denkmale, wie die Kaiserliche Hofburg oder die Hofkirche in Innsbruck sind am Tag des Denkmals zugänglich. Von Lavant in Osttirol über Matrei am Brenner bis Reutte werden Führungen in selten geöffneten Objekten angeboten.

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Unter der ursprünglich moosgrün übertünchten Fassade des Klösterles in Imst ist ein spätgotisches Fresko aufgetaucht

Das lange Zeit leerstehende „Klösterle“ im Zentrum von Imst wurde mit großem Aufwand saniert. In dem mittelalterlichen Bau wurden Räume für Betreutes Wohnen eingerichtet. Anfang nächsten Jahres soll das neue Heim im alten Gemäuer in Betrieb gehen, doch vorab dürfen Interessierte einen Rundgang durch den fast fertigen Bau machen.

Bei der Restaurierung der barocken Fassade ist ein spätgotisches Fresko zum Vorschein gekommen, das behutsam in die barocke Fassade integriert werden konnte. Das ehemalige Kloster der Barmherzigen Schwestern stammt im Kern aus dem späten 14. Jahrhundert. Das haben dendrochronologische Untersuchungen der Deckenbalken ergeben. Einige Balken im Parterre sind stellenweise verkohlt, was an den verheerenden Brand in Imst vor 200 Jahren erinnert.

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Die angekohlten Deckenbalken im Klösterle zeugen vom verheerenden Brand in Imst vor 200 Jahren.

Weiterbauen mit Gefühl

Denkmalpfleger und zeitgenössische Architektinnen haben in Imst intensiv zusammen gearbeitet. Spätere Einbauten wurden entfernt und durch einen funktionalen Neubau ersetzt. In der Farb- und Materialwahl orientiert sich Architektin Barbara Poberschnigg am alten Bestand. Die vor kurzem noch moosgrün übertünchte historische Fassade strahlt nun in zartem Hellgrau.

Eine Wand voller Geschichten

Im neuen Stiegenhaus wurde eine alte, sogenannte „Museumswand“ erhalten, an der viele historische Spuren ablesbar sind. Zugemauerte Fenster, Farbschichten aber auch Reste von einem Lift aus den 1960er Jahren erzählen von den ehemaligen Besitzern, vom Textilfabrikanten bis zu den Klosterschwestern.

Architektin Poberschnigg meint schmunzelnd: „Wer diese bunte Museumswand sieht, glaubt vielleicht, dass das Geld ausgegangen ist oder dass wir mit dem Verputzen nicht fertig geworden sind. Doch wir haben diese Wand bewusst als Vitrine im Treppenhaus so belassen. Sie berichtet von der Veränderung des Gebäudes.“

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Architektin Barbara Poberschnigg und Gabriele Neumann, die stellvertretende Leiterin des Tiroler Denkmalamtes

Kein Weiterleben ohne Nutzung

Eine sinnvolle Funktion sei der Schlüssel für das Weiterleben von historischen Gebäuden, betont Gabriele Neumann. Die Juristin und Kunsthistorikerin hat die Leitung des Tiroler Denkmalamtes interimistisch übernommen. Der langjährige Landeskonservator Walter Hauser hat sich in den Ruhestand verabschiedet. Mit ihrem kleinen Team ist Neumann nun für die mehr als 5.000 denkmalgeschützten Objekte verantwortlich.

In vielen Fällen wären die Denkmalpfleger wie die Feuerwehr im ganzen Land unterwegs und könnten im Kampf gegen Verfall oder Abbruch nur noch reagieren. Doch Beispiele wie die gelungene Adaption des Klösterles in Imst seien motivierend für sie, meint Neumann.

Ein Knochenjob für Architekten

Für Architektin Barbara Poberschnigg ist der behindertengerechte Umbau eines mittelalterlichen Gebäudes eine Herausforderung und keinesfalls „easy-cheesy“. Poberschnigg hat schon Erfahrung mit der Kombination von Alt und Neu gemacht, doch nicht in dieser historischen Dimension. Zeitweise stand sie vor großen Problemen und musste mehrmals umplanen.

Poberschnigg reagiert behutsam auf die Substanz und hat charmante Details eingebaut, etwa ein modernes „Betfenster“. Diese kleine Öffnung zwischen dem Aufenthaltsraum und der hauseigenen Kapelle ermöglicht auch bettlägerigen Bewohnern, an der Messe teilzunehmen.

Fotostrecke mit 6 Bildern

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Auf der Wandmalerei des ehemaligen Gartenhauses ist Stift Stams abgebildet.
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Das ehemalige Gartenhaus liegt im Süden der Basilika.
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Der Künstler der luftigen Rokokomalerei ist unbekannt.
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Die Wandmalereien bieten eine Fülle von liebevoll gestalteten Details.
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Stift Stams
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Stift Stams feiert das 750 jährige Jubiläum.

Ein besonderes Schmuckstück, das am Tag des Denkmals ausnahmsweise geöffnet wird, ist das ehemalige Gartenhaus von Stift Stams. Durch Zufall sind dort qualitätsvolle Fresken entdeckt worden. Die luftige Rokokomalerei mit der seltenen Darstellung der neun Engelschöre kann sich österreichweit sehen lassen. Die aufwendige Restaurierung der Wandmalereien und die Instandsetzung des Kleinods ist gerade rechtzeitig zum 750 Jahr Jubiläum von Stift Stams fertig geworden.