Insolvenzordnung
ORF
ORF
Wirtschaft

Weniger aber größere Firmen insolvent

In Tirol ist die Zahl der Firmenpleiten zuletzt rückläufig gewesen. Allerdings seien vermehrt größere Firmen in die Pleite geschlittert, heißt es in der Insolvenzstatistik des KSV1870. Bei den Privatinsolvenzen registrierte man eine leichte Zunahme.

Seien es die pharmazeutische Fabrik Montavit in Absam, der Turbinenbauer Geppert in Hall oder die GemNova-Gruppe: Mehrere Insolvenzen namhafter Betriebe haben in den letzten neun Monaten für Aufsehen gesorgt. Mit etwa 45 Millionen Euro an Verbindlichkeiten wird die Liste von Montavit angeführt.

Zuletzt starker Rückgang bei Zahl der Firmenpleiten

Die Insolvenzen namhafter Firmen dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Gesamtzahl der Firmenpleiten in Tirol zuletzt stark im Sinken begriffen war. In den ersten neun Monaten des Jahres wurden in Tirol 229 Unternehmen insolvent. Das ist ein Rückgang um zwölf Fälle gegenüber dem Vergleichszeitraum 2022. Im Durchschnitt der letzten neun Monate gab es damit ein Minus von etwa fünf Prozent. Während in den ersten beiden Quartalen noch Anstiege im Vergleich zum Vorjahr gab, zeigt sich laut KSV1870 für das dritte Quartal ein Rückgang um über 34 Prozent.

Mit Oberösterreich, das ein Minus von 1,3 Prozent verzeichnet, gehört Tirol zu den beiden Bundesländern, in denen es im Jahresvergleich zu einem Rückgang der Insolvenzfälle kam. Im Bundesdurchschnitt gab es in den ersten neun Monaten einen Anstieg um zehn Prozent, wobei Kärnten mit einem Plus von 39,5 Prozent und die Steiermark mit einem Plus von 26,2 Prozent besonders deutliche Anstiege verzeichnen mussten.

Mittelfristig eher Anstieg bei Pleiten-Zahl zu erwarten

Eine kurzfristige Zukunftsprognose bis zum Jahresende bezeichnet der KSV1870 als „schwierig“, mittelfristig sei davon auszugehen, dass das Insolvenzniveau spürbar über jenem des Jahres 2019, dem letzten normalen Jahr vor Ausbruch der Pandemie, zu liegen kommen werde.

Mehr Privatpersonen in die Insolvenz geschlittert

Bei den Privatinsolvenzen verzeichnete man hingegen auch in Tirol eine Zunahme, die mit 5,1 Prozent allerdings unter dem Bundesdurchschnitt von 6,5 Prozent liegt. Mit 491 Fällen habe man fast exakt den Wert von 2019 mit 493 Fällen erreicht, dem letzten „normalen“ Jahr vor Ausbruch der Coronavirus-Pandemie heißt es vom KSV1870. Einerseits sei die Teuerung bei den Tiroler Familien angekommen, andererseits gibt es eine sehr gute Arbeitsmarktsituation. Privatpersonen hätten wegen der unterschiedlichsten Krisen in den letzten Jahren gelernt, behutsamer mit ihren finanziellen Mitteln umzugehen, heißt es vom KSV1870.

Steigende Kreditzinsen sorgen für Spannung

Für Klaus Schaller vom KSV1870 wird es spannend, wie es mit den Privatpersonen weitergeht, die die Anschaffung eines Eigenheims mit einem Kredit mit einem variablen Zinssatz finanziert haben. „Konnten diese Personen in den letzten Jahren von den geringen Zinssätzen enorm profitieren, ist nun zu befürchten, dass einige Private an die Grenze ihrer finanziellen Belastbarkeit kommen werden“, so Schaller.

Der KSV1870 erwartet bis Jahresende keine markante Änderung der Anzahl der eröffneten Insolvenzverfahren. Mittel- und langfristig sei davon auszugehen, dass die Menge, der in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befindlichen Privatpersonen, in Tirol steigen werde.