Baggerarbeiten Rettenbachferner
Greenpeace
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Umwelt

Aufregung über Baggerarbeiten auf Gletscher

Bauarbeiten an der Skiweltcup-Piste auf dem Rettenbachferner in Sölden sorgen für Aufregung. Laut der Umweltschutzorganisation Greenpeace wurde der Gletscher bei den Arbeiten zum Teil zerstört und abgetragen. Laut Behörde handelt es sich um naturschutzrechtlich genehmigte Bauarbeiten. Bei den Söldener Bergbahnen ist man verärgert über die Kritik.

Baggerarbeiten auf dem Gletscher auf über 3.000 Metern Seehöhe, auf schwindendem Eis – für Greenpeace ist die Baustelle auf dem Weltcup-Hang in Sölden ein fatales Zeichen, wie Sprecherin Ursula Bittner sagte: „Es ist ein Ausspielen zwischen Skisport und Naturschutz. In Zeiten der Klimakrise, die die Gletscherschmelze vorantreibt, ist es ein Wahnsinn, so was zu tun. Durch die Baggerarbeiten und Sprengungen greift man in das Ökosystem ein und gefährdet die Artenvielfalt. Wir verlieren den Gletscher, den kann man nicht wiederherstellen.“

Es gehe nicht um den Vorwurf illegaler Bauarbeiten, sondern um ein klares Setzen der Prioritäten, so Greenpeace. Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) müsse die letzten Gletscher vor der Zerstörung bewahren. Man wolle jedenfalls mit einer Anfrage an die Gemeinde Sölden sowie das Land Tirol „Klarheit schaffen“, so Bittner.

Bauarbeiten Gletscher
Greenpeace
Bauarbeiten auf dem Gletscher

Bewilligung liegt vor

Die naturschutzrechtliche Bewilligung für die Durchführung diverser Sanierungsmaßnahmen, auch in den Abschmelzbereichen innerhalb des Gletschergebietes, liege jedenfalls vor, teilte das Land am Montag mit. Die zuständige Behörde, die Bezirkshauptmannschaft Imst, hat diese für 12. August 2021 bis 31. Oktober 2024 erteilt. Abgetragene Schnee- und Eisflächen seien im Anschluss an die Geländekorrektur wieder aufzutragen, so das Land.

Umweltanwalt: Baustelle tut im Herzen weh

Landesumweltanwalt Johannes Kostenzer erhob gegen die Maßnahmen keine Einsprüche, auch wenn die Eingriffe durchaus gravierend seien, wie er sagte: „Jede Baustelle im Hochgebirge tut im Herzen weh. Diese Baustelle läuft schon seit mehreren Wochen. Wir haben die Behörde schon gebeten zu überprüfen, ob alles im genehmigten Bereich stattfindet. Das wurde bestätigt. Allerdings ist jeder Eingriff in diesem Bereich ein Eingriff zu viel. Es ist eine politische Entscheidung, wohin sich Tirol mit diesen Gletscherskigebieten hinorientieren wird.“

Fotostrecke mit 6 Bildern

Screenshot aus Webcam vom Rettenbachferner im April 2023, schneebedeckte Piste und Umgebung
Sölden
Screenshot der Webcam am Rettenbachferner im April
Screenshot Webcam Rettenbachferner im Mai, Bagggerarbeiten auf Schnee
Sölden
Screenshot der Webcam auf dem Rettenbachferner im Mai
Screenshot Webcam Rettenbachferner Juni 2023, Baggerarbeiten auf Schotter
Sölden
Screenshot der Webcam auf dem Rettenbachferner im Juni
Screenshot Webcam Rettenbachferner Juli 2023, Bauarbeiten am Gletscher
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Screenshot der Webcam auf dem Rettenbachferner im Juli
Screenshot Webcam Rettenbachferner August 2023
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Screenshot der Webcam auf dem Rettenbachferner im August
Screenshot WEbcam Rettenbachferner September 2023
Sölden
Screenshot der Webcam auf dem Rettenbachferner im September

Verärgert über die Kritik zeigte sich Jakob Falkner von den Söldener Bergbahnen gegenüber der APA. Es handle sich um normale Sanierungsarbeiten aufgrund des Rückgangs des Gletschers. Diese Arbeiten würden ausschließlich die bestehende Pistenfläche betreffen.

Falkner beruft sich auf Glaziologin

Greenpeace würde populistisch agieren und böswillig einen Missbrauch der Fakten betreiben, so Falkner: „Wir sind nicht die Verursacher dieser Situation. Wir sind kleine Spieler. Die Natur macht mit uns, was sie will.“ Das müsse man zur Kenntnis nehmen, so Falkner, der sich auch auf die Glaziologin Andrea Fischer berief, die im Frühjahr in einem Interview betont hatte, dass ein Skigebiet Schneeschmelze und vonstattengehende Gletscherrückgänge nicht beeinflusse – mehr dazu in Gletscherskigebiete für Schmelze irrelevant. „Präparierte Gletscher sind sicher besser als nicht präparierte Gletscher. Letztere sind weniger geschützt“, so Falkner.

Bauarbeiten REttenbachferner
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Greenpeace-Kritik an FIS

Greenpeace schoss sich unterdessen auch auf den Internationalen Skiverband (FIS) ein. Schließlich sei das Großevent in Sölden der Startschuss des von der FIS ausgetragenen alpinen Skiweltcups. „Die FIS behauptet, klimapositiv zu sein und Nachhaltigkeit groß zu schreiben. Die aktuellen Bilder belegen jedoch einmal mehr, dass hinter solchen Aussagen reines Greenwashing steckt“, bemängelte Sprecherin Bittner.