Christoph W. Bauer
IV/Humnig
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Kultur

Literaturpreis für Christoph W. Bauer

Der Tiroler Schriftsteller Christoph W. Bauer hat den „Literaturpreis der Österreichischen Industrie – Anton Wildgans“ 2023 erhalten. Der mit 15.000 Euro dotierte Preis wurde am Mittwoch im Wiener Haus der Industrie überreicht.

Der Preis solle „nicht nur eine Anerkennung für außergewöhnliches schriftstellerisches Talent sein, sondern auch ein Moment, um die Kraft der Worte zu zelebrieren, die Geschichten, Gedichte und Ideen, die uns inspirieren und bewegen", so Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV).

Jury: Bauer ist „in allen Genres zuhause“

Die Jury begründete ihre Entscheidung damit, dass Bauer "in nahezu allen literarischen Genres zuhause ist. In seinen Prosa-Arbeiten, die vielfach im Grenzbereich zwischen Historiographie und Fiktion angesiedelt sind, dominieren Geschichten, die er im Alphabet ramponierter oder auch längst verschwundener Häuser ermittelt, sei es in Saint-Denis, sei es in Innsbruck-St. Nikolaus. Und in seinen Gedichten setzt Christoph W. Bauer mit seiner ganz eigenen Stimme souverän alle nur denkbaren lyrischen Formen ein, um in einer schier endlosen Kette von intertextuellen Bezügen, die von Homer und Catull über Dante und Villon und Borges bis zum Punk-Rock reichen, immer von neuem auf ein Spiel mit Möglichkeiten zuzusteuern, das ganz wenig übrig hat für scheinbar unverrückbare Gegebenheiten.“

Das Lesen in Schulen gehört gefördert

Der Preisträger unterstrich in seiner Dankesrede vor allem die Bedeutsamkeit des Lesens. Dieses hätte ihn alles, was er über Literatur zu sagen wisse, gelehrt. Neben dem Schreiben bemüht sich Bauer seit mehr als 20 Jahren, das Lesen in Schulen zu fördern. Er merke „erschreckend oft, wie sehr es dieser Förderung bedarf".

Darauf, dass viele Erwachsene in Österreich nicht ausreichend lesen, schreiben und rechnen könnten, reagierte der Schriftsteller empört: „Wie kann das sein? Wieso misst man dem Lesen im Unterricht so wenig Wert bei? Wenn ich mit Schülerinnen und Schülern arbeite, versuche ich, sie auf dem spielerischen Weg zum Lesen und Schreiben zu verführen, und merke ich, wie viele von ihnen, gerade die Schreib- und Leseschwächsten geradezu nach Anerkennung gieren, sie erhalten sie, so wie ich sie heute erhalte, indem ich den Anton Wildgans Preis empfangen darf."

1999 erschienen erste Gedichte

Bauer wurde 1968 in Kolbnitz in Kärnten geboren, seine Jugend verbrachte er aber in Osttirol und im Nordtiroler Unterland. Heute lebt er in Innsbruck. Im Jahr 1999 erschienen seine ersten Gedichte unter dem Titel „wege verzweigt“ bei Haymon. Es folgten u. a. die Gedichtbände „die mobilität des wassers müßte man mieten können“ (2001), „stromern“ (2015) und „an den hunden erkennst du die zeiten“ (2022). Zu seinen bekanntesten Prosa-Werken zählen „Aufstummen“, ein Roman, erschienen 2004, „Der Buchdrucker der Medici“ (2009) sowie der Roman „Niemandskinder“ (2019). Seinem Verlag ist er seit dem ersten Buch treu geblieben. Seine Wahlheimat findet immer wieder Niederschlag in seinen Texten.