Mann mit Computerbildschirm – Hacker, Internetkriminalität, Darknet
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Chronik

Kriminalreform: 60 bis 70 Beamte für Tirol

Für die geplante Kriminaldienstreform bei der Polizei werden in Tirol 60 bis 70 Beamte gesucht, ein Teil davon wird neu rekrutiert. Dabei soll auch auf Quereinsteiger gesetzt werden. Mit der Reform will die Polizei auf neue Herausforderungen wie Cyberkriminalität reagieren.

Landespolizeidirektor Helmut Tomac zeigte sich bei einem Hintergrundgespräch am Mittwoch optimistisch, das durch die österreichweite Kriminaldienstreform benötigte Personal in Tirol rekrutieren zu können. Dass es aktuell zu wenig Personal bei der Polizei gebe, „stimmt nicht“, erklärte Tomac. Vielmehr sei der Personalstand in den vergangenen Jahren gestiegen. So seien derzeit in Tirol mit 2.489 Bediensteten um rund 500 Personen mehr beschäftigt als noch 2015.

Es sei jedoch ein Rückgang bei Bewerbungen verzeichnet worden, räumte der Landespolizeidirektor ein. Darauf habe man „rechtzeitig reagiert“. So seien Anforderungen gelockert worden, angefangen bei Bestimmungen zu Tätowierungen bis hin zu bisherigen körperlichen Ausschlussgründen wie Allergien. Abseits davon gebe es auch Anreize wie Klimatickets, Kostenübernahme beim Führerschein oder ein höheres Gehalt. Man beobachte seitdem wieder ein Plus von 70 Prozent bei den Bewerbungen, berichtete Tomac.

Landespolizeidirektor Helmut Tomac
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Landespolizeidirektor Helmut Tomac sieht kein Problem, das für die Kriminaldienstreform benötigte Personal rekrutieren zu können

Auch Uni-Absolventen im Visier

Spezialisten für neu zu schaffende Kriminalassistenzdienststellen (KAD) sollen auch unter Uni-Abgängern gefunden werden, erklärte der Tiroler Landespolizeidirektor. Es solle zwar „keine Masse an Quereinsteigern“ geben, jedoch sollen sie die Strukturen „anreichern“. Auch hier sah Tomac die Polizei bei der Rekrutierung gut aufgestellt. Einerseits sei das neue Gehaltsschema konkurrenzfähig, andererseits sei eine Anstellung bei der Polizei auch gut für den Lebenslauf. Ziel der Kriminaldienstreform sei, „Herausforderungen der Zukunft zu erkennen und die Polizeiarbeit entsprechend zu adaptieren“, verwies der Polizeichef und frühere Generalsekretär im Innenministerium auf die gestiegene Bedeutung von IT- und Cyberkriminalität.

Der Anteil von Internetdelikten sei in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen – zuletzt um 20 Prozent, ergänzte die Chefin des Landdeskriminalamts, Katja Tersch. Die Aufklärungsquote bewege sich dabei im Bereich von rund 30 bis 40 Prozent. Auch abseits von Cyberkriminalität nehme die IT in anderen Bereichen der kriminalpolizeilichen Arbeit eine immer größere Bedeutung ein, so Tersch. Als Beispiele nannte die LKA-Leiterin etwa die Auswertung von Smartwatches oder Smartphones. Erste Maßnahmen im Zuge der Kriminaldienstreform seien in Tirol im zweiten Quartal 2024 zu erwarten, die vollständige Umsetzung bis 2028, hieß es am Mittwoch.

Sujetbild Internetkriminalität
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Die Bekämpfung von IT-Kriminalität ist ein Schwerpunkt der Polizeireform

Kriminalgruppen in allen größeren Polizeiinspektionen

Die geplante Reform sieht vor, dass künftig in Polizeidienststellen ab 19 Bediensteten verpflichtende Kriminaldienstgruppen einzurichten sind, die in den neuen Schwerpunktfeldern kriminalpolizeilich ermitteln sollen. Auf Bezirksebene sollen sich diese Kriminaldienstgruppen koordinieren. Neu hinzukommen soll die regionale Ebene, führte Tomac aus. So würden bundesweit Regionen bestimmt, in denen Kriminalassistenzdienstellen eingerichtet werden. Diese sollen auf Cyberkriminalität, Forensik/Tatortarbeit und Prävention spezialisiert sein. Es solle sich dabei jedoch „nicht um eine Elite-Einheit“ handeln, vielmehr sollen KAD auch den bestehenden Polizeidienststellen assistieren sowie Personal schulen.

In Tirol seien fünf Regionen mit KAD vorgesehen, teilweise würden dabei Bezirke zusammengefasst. So werde Innsbruck-Land eine Region bilden, die Bezirke Landeck, Imst und Reutte, die Bezirke Kufstein, Schwaz und Kitzbühel sowie der Sonderfall Osttirol. Auch die Landeshauptstadt Innsbruck bilde eine Region, die bereits bestehende Struktur im Stadtpolizeikommando bleibe unberührt, erklärte Tersch. Wo die vier neu zu bildenden KAD angesiedelt sein werden, stehe noch nicht fest, führte Tomac aus. Die Kriminaldienstreform mit dem Schwerpunkt Cybercrime war am vergangenen Freitag im Innenministerium vorgestellt worden – mehr dazu in Polizei soll fit für Cybercrime werden.