Vor allem in Seitentälern wie dem Kaunertal, dem Pitztal oder dem Zillertal hätten die großen Kraftwerksspeicher bzw. die Wasserfassungen dafür zum Hochwasserschutz in Tirol maßgeblich beigetragen, argumentierte der für Energie und Wasserwirtschaft zuständige Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler (ÖVP) eine Woche nach den Unwettern. Die Kraftwerksbetreiber TIWAG, Verbund und Illwerke hätten vorausschauend agiert. Nach der Hochwasserwarnung wurde der Betrieb der Speicherkraftwerke eingestellt, um die darunterliegenden Gewässer zu entlasten.
Wie Lukas Larl-Zögernitz von der TIWAG erklärte, habe der Landesenergieversorger die Wasserüberleitungen aus dem Pitztal in den Kaunertaler Speichersee sowie aus dem Stubai- und Gschnitztal in die Kühtaier Stauseen aufrecht zu erhalten. So seien 125.000 Liter Wasser pro Sekunde hier in den TIWAG-Speichern aufgefangen worden, was sich nicht nur in diesen Tälern, sondern auch beim Innpegel positiv ausgewirkt habe, so der Leiter der TIWAG-Kraftwerksbetriebsführung.
Verbund-Kraftwerke im Zillertal reagierten mit Pumpbetrieb
Durch die Verbundkraftwerksgruppe im Zillertal konnten laut Land am 28. August insgesamt 1,3 Milliarden Liter Wasser in den Speichern zurückgehalten werden. Um Platz im relativ kleinen Stilllup-Speicher zu schaffen, seien im Vorfeld bereits 290 Millionen Liter Wasser in den höher gelegenen Speicher Zillergründl gepumpt worden, um Reserven zu schaffen, so Werksgruppenleiter Marco Fiegl.
Ohne die Speicher im Zillertal wäre die Hochwasserspitze beim Inn in Brixlegg um bis zu 30 Zentimeter höher ausgefallen. Damit wäre auch mit größeren Schäden im Siedlungsgebiet dort zu rechnen gewesen, so die Experten des Landes. Auch im Paznaun sorgten die Wasserableitungen zu den Speichern der Vorarlberger Illwerke für einen gebremsten Abfluss ins Tal.
Hochwasserschutz in den Tälern trotzdem notwendig
Die positive Wirkung von Speicherseen nimmt laut Land flussabwärts deutlich ab. Sie seien deshalb kein Ersatz für Schutzmaßnahmen in den Tälern, betonte Geisler. Jedes Hochwasser sei anders. Gemeindeübergreifende Projekte zum Schutz vor einem 100-jährlichen Hochwasserereignis sind für das Inntal sowohl im Oberland als auch im Unterland sowie für die Brixentaler Ache geplant oder auch schon in Umsetzung.
„Ob und in welchem Ausmaß die alpinen Kraftwerksspeicher dämpfend wirken, hängt immer von der räumlichen und zeitlichen Niederschlagsverteilung ab“, betonte Georg Raffeiner vom Hydrographischen Dienst des Landes Tirol. Der mögliche Wasserrückhalt durch Speicherkraftwerke sei bei den Wasserkennwerten und den darauf aufbauenden Schutzprojekten schon entsprechend berücksichtigt.