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TIWAG verteidigt niedrige Einspeistarife

Der Landesenergieversorger TIWAG steht erneut in der Kritik. Diesmal geht es um Strom aus Photovoltaikanlagen (PV). Kritisiert wird, dass die TIWAG von Privatkunden, die mit PV-Anlagen Strom produzieren und ins Netz einspeisen, den Strom vergleichsweise billig einkauft.

Für die Kilowattstunde bezahlt die TIWAG ihren Kunden derzeit 8,45 Cent. Zum Vergleich – bei der Wien Energie ist es mehr als dreimal so viel. Auch bei der Abwicklungsstelle für Ökostrom des Bundes (ÖMAG) ist die Vergütung höher als bei der TIWAG. Der Grund dafür ist laut TIWAG-Vertriebsleiter Christian Nagele, dass die ÖMAG einen staatlich unterstützten Preis zahle.

Die Wertigkeit des Stroms sei in den vergangenen Monaten durch den Ausbau der Photovoltaik-Anlagen deutlich zurückgegangen, so Nagele. „Wir haben Situationen, wo im Sommer deutlich mehr Energie erzeugt wird als von den Verbrauchern abgenommen werden kann. Das bedeutet, dass der Wert des Stroms sinkt.“

TIWAG: Preisvergleich nur auf lange Sicht sinnvoll

Auf die Frage, warum Kunden bei der TIWAG einspeisen sollten und nicht bei der ÖMAG, die mehr zahle, sagte Nagele im ORF-Gespräch, man betrachte aktuell nur einen kleinen Zeitraum. Beide Anbieter passen die Preise quartalsweise an. Die ÖMAG habe im Jahr 2022 noch 50 Cent vergütet, „ein Spitzenwert zu Zeiten der Energiekrise“, momentan seien es 13,7 Cent. Zu erwarten sei, dass dieser Preis im nächsten Quartal weiter sinken werde, so der TIWAG-Vertriebsleiter.

„Gleichzeitig muss man sagen, dass die TIWAG im Winter mehr vergüten wird als im Sommer, weil die Energie im Winter, wo wir alle Energie brauchen, mehr wert ist und jeder, der da Energie einspeisen kann, wird auch mehr vergütet bekommt als im Sommer, wo mittlerweile zu viel Energie verfügbar ist.“

Private Einspeisungen ändern bisheriges System

Die drastisch erhöhte Einspeisung von Strom aus privaten Photovoltaikanlagen stellt die TIWAG vor Herausforderungen. Einerseits seien die Netze durch die zunehmende Einspeisung von Photovoltaikstrom stark belastet. „Die Netze, die ursprünglich jahrzehntelang für die Versorgung der Haushalte gebaut wurden, müssen jetzt die Energie in die entgegengesetzte Richtung transportieren. Das heißt, die Netze sind physikalisch überlastet, die Leitungen müssen stärker dimensioniert und ausgebaut werden, damit die Netzstabilität gesichert werden kann", so Nagele.

Andererseits gebe es auch Herausforderungen in Bezug auf die Einspeisevergütung, wo viele Menschen der Illusion erlegen seien, dass sie mit dem Verkauf von Überschussstrom Geld verdienen könnten. „Das wird sich jedoch in den nächsten Monaten relativieren, da auch die ÖMAG ihre Preise senken wird“, sagte TIWAG-Vertriebsleiter Nagele.