Visualisierungen des Südgipfels des Fluchthorns nach den Messungen mittels Laser-Scanning.
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Umwelt

Felsstürze sollen berechenbarer werden

Große Felsstürze wie zuletzt auf dem Fluchthorn in der Silvretta und beim Eiblschrofen in Schwaz 1999 sollen besser einschätzbar und berechenbarer werden. Die Wildbach- und Lawinenverbauung in Tirol setzt dabei auf ein adaptiertes Computermodell, das Gefahrenstellen schneller darstellen soll.

Mit einem neuen Computermodell des gewaltigen Felssturzes auf dem Fluchthorn in der Silvretta will die Tiroler Wildbach- und Lawinenverbauung solche Ereignisse künftig besser und schneller einschätzen können.

Genaueres Monitoring bekannter Gefahrenstellen

In Tirol gibt es einige bekannte Problemgebiete, die man im Visier habe, sagte Michael Mölk, der Leiter der Geologie der Wildbach- und Lawinenverbauung: „Es gibt in Tirol einige alte Kandidaten wie den Eiblschrofen und Starkenbach im Jahr 1999, die wir im Blick haben. Es gibt Vals oder den Hochvogel. Da haben wir laufend Monitoring, und die müssen wir beobachten.“

Südseite des Fluchthorns samt Abbruchstelle
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Der gewaltige Bergsturz auf dem Fluchthorn in der Silvretta bei Galtür im Juni 2023

Lawinenmodell kann auch Bergstürze rechnen

Beim jüngsten großen Bergsturz auf dem Fluchthorn in der Silvretta nutzte die Lawinen- und Wildbachverbauung ein bereits bekanntes Lawinenmodell und erweiterte es. „Wir haben gemeinsam mit der Abteilung Geoinformation des Landes die Daten ausgewertet und haben unser Modell kalibriert und auf einen Massensturz angepasst,“ sagte der Leiter der Lawinen- und Wildbachverbauung, Gebhard Walter im ORF-Tirol-Interview.

„Für uns ist es eine wichtige Erkenntnis, mit diesem Modell auch Massenstürze rechnen und darstellen zu können. Wir haben eine sehr gute Übereinstimmung mit dem tatsächlichen Bergsturz errechnen können. Das bedeutet, dass das Modell gut funktioniert, dass wir auch mit angepassten kalibrierten Daten derartige Phänomene abbilden können.“

Visualisierungen des Südgipfels des Fluchthorns nach den Messungen mittels Laser-Scanning.
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Der Bergsturz auf dem Fluchthorn konnte mit einem Computermodell dargestellt werden

Künftige Gefahrenmomente rechtzeitig erkennen

Die Lawinen- und Wildbachverbauung versuche mit diesen Modellen Gefahrenzonenpläne zu erstellen, um Schutzbauten auch besser dimensionieren zu können. Sie wolle aber auch solche Phänomene abbilden, um für die Katastrophenvorsorge Szenarien zur Verfügung zu haben, die modellbasiert dargestellt werden können, so Walter. Eine solche Modellweiterentwicklung sei essenziell. „So können wir gute Voraussagen treffen und Prognosen machen.“

Solche großen Bergstürze wie der auf dem Fluchthorn seien aber Einzelphänomene. Man habe keine Szenarien für andere Bergmassive an der Hand, die man jetzt untersuchen müsse. Aber im Falle des Falles sei man hier vorbereitet und versuche, aus diesen Erkenntnissen zu lernen.

Mehr Bergstürze in den hoch gelegenen Alpen

Man sehe, dass vor allem in den hoch gelegenen Alpen Bergstürze zunehmen. Das hänge natürlich mit dem Klimawandel und dem Auftauen des Permafrostes zusammen, so der Experte. Gott sei Dank sei in Tirol im Vergleich mit den Westalpen in der Schweiz der Siedlungsraum etwa weiter weg. Aber der hochalpine Raum sei sensibel, und den müsse man genau betrachten, hieß es von der Wildbach- und Lawinenverbauung.