Wanderweg und Berghütte
ORF
ORF
Chronik

Tödlicher Alpinunfall: Schock und Ermittlungen

Nach dem tödlichen Absturz zweier Tourenführer am Dienstag beim Abstieg vom Kuchenjoch in der Verwallgruppe sitzt der Schock tief. Eine Frau hatte den Halt verloren und einen Mann mitgerissen. Beim Österreichischen Alpenverein (ÖAV) ist man erschüttert, ein Kriseninterventionsteam betreut die Alpenvereinsgruppe.

Der Unfall zeige, dass trotz größter Erfahrung und guter Ausbildung derartige Unfälle passieren könnten, sagte der Präsident des ÖAV, Andreas Ermacora. Gerade beim Abstieg, nachdem der Gipfel erreicht worden sei, könne es passieren, dass die Aufmerksamkeit etwas geringer sei. Der Alpenverein beobachte immer wieder, dass viele Unfälle beim Abstieg passieren, so Ermacora.

Steig über Kuchenjoch „kein schweres Gelände“

An und für sich sei der Steig über das Kuchenjoch ein üblicher Bergweg, sagte Andreas Falkeis, Bergführer und Bezirksalpindienstleiter der Polizei Landeck. „Es ist eine Stelle, wo ein Stahlseil angebracht ist, damit sich die Leute anhalten können. Aber an und für sich ist es kein schweres Gelände.“ Der Steig werde ohne Seilsicherungen und ohne Gurt begangen. Für Falkeis ist es überraschend, dass zwei Personen auf diesem Steig einen derart schweren, tödlichen Unfall hatten.

Kuchenjöchli
ZOOM.Tirol

14 Alpinistinnen und Alpinisten wurden Zeuge der Tragödie, sie wurden sofort nach dem Absturz vom Kriseninterventionsteam betreut. Auch der Alpenverein hat Hilfe angekündigt, es wurde ein Treffen mit dem OEAV-KIT-Team für die Mitglieder der Bergsteigergruppe organisiert. Dort bestehe die Möglichkeit, sich auszutauschen und über den Vorfall zu sprechen, sagte Ermacora. Der zweite Bergführer der Vorarlberger Gruppe wird noch von der Polizei einvernommen. Der Abschlussbericht geht an die Staatsanwaltschaft.

Mitglieder einer Vorarlberger Alpenvereinsgruppe

Die 16-köpfige Gruppe des ÖAV unternahm am Dienstag eine Tour vom Kartellstausee zur Darmstädter Hütte mit Aufstieg zum 2.978 Meter hohen Scheibler. Die Gruppe wurde von zwei Tourenführern des ÖAV geführt. Zum Aufstieg auf den Scheibler wurde die Gruppe geteilt, jeweils ein Tourenführer stieg mit mehreren Teilnehmenden von der Hütte zum Gipfel auf.

Die beiden Gruppen stiegen mit Abstand vom Gipfel über das Kuchenjöchli Richtung Hütte ab. Eine 64-Jährige Tourenführerin, die in der hinteren Gruppe unterwegs war, verlor bei einer Stahlseilversicherung den Halt und riss den vor ihr absteigenden 69-jährigen Tourenführer mit. Beide stürzten über steil abfallendes und zum Teil senkrechtes Gelände ca. 50 bis 70 Meter ab.

Darmstädter Hütte
ORF

Keine Hilfe für Abgestürzte möglich

Die Gruppe setzte nach dem Absturz einen Notruf ab und stieg zu den abgestürzten Personen ab. Reanimationsversuche der Gruppenmitglieder bzw. der Einsatzmannschaften der verständigten Notarzthubschrauber „C5“ und „Martin 2“ verliefen erfolglos. Die Alpinpolizei und die Besatzung des Polizeihubschraubers bargen die Toten. Die weiteren Teilnehmer der ÖAV-Gruppe wurden von der Bergrettung St. Anton am Arlberg und der Polizei von der Darmstädter Hütte nach St. Anton gebracht.

Im Einsatz standen sechs Mann der Bergrettung St. Anton a. A., die Notarzthubschrauber, das Kriseninterventionsteam der Rettung Landeck, drei Bergführer der Alpinpolizei Landeck und weitere Einsatzkräfte der Polizei.