Nach einem „Landesüblichen Empfang“ mahnten die Landeshauptleute Anton Mattle (Tirol, ÖVP), Arno Kompatscher (Südtirol, SVP) und Maurizio Fugatti (Trentino, Lega) gemeinsame Anstrengungen angesichts des Klimawandels ein.
Bei Kaiserwetter und aufrechter Hitzewarnung marschierten zum Auftakt des traditionellen „Tirol-Tages“ Schützen und Bundesmusikkapelle auf dem Alpbacher Dorfplatz vor der Kirche auf. Dort hatte der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler zuvor eine Messe geleitet. Nach Europahymne, der Tiroler Landeshymne „Zu Mantua in Banden“ und Bundeshymne wurden die Formationen abgeschritten. Dann bahnten sich die Ehrengäste ihren Weg zum Congress Centrum Alpbach für den inhaltlichen Auftakt.
Nachhaltige Energieversorgung als Auftrag für Zukunft
Die Energiewende angesichts des Klimawandels und die erforderliche Versorgungssicherheit Europas standen im Zentrum der Ansprachen. Die Euregio solle nicht nur das „Erbe pflegen“, sondern sich weiterentwickeln, forderte Mattle. Dazu gehöre auch der Bereich Energie. „Das Gemeinsame zu finden, ist oft schwieriger als das Trennende“, mahnte Mattle. Tirol müsse jedenfalls sein Potenzial nützen und Energieautonomie ebenso wie Energiewende schaffen. Aber: Demokratie sei auch die Suche nach Mehrheiten, deshalb seien oft auch viele kleine Schritte notwendig, um zu den großen Schritten zu kommen.
„Sozial Schwächere nicht vergessen“
Nicht nur eine Energiewende, sondern ein generelles Umdenken forderte Kompatscher ein. Man müsse wegkommen von dem „immer schneller, immer mehr, immer weiter“, so Kompatscher. Außerdem dürfe man nicht auf sozial Schwächere vergessen, mahnte der Südtiroler Landeshauptmann. „Wandel darf nicht nur eine Frage für jene sein, die sich einen Tesla leisten können“, erinnerte Kompatscher daran, dass das aktuelle Wirtschaftssystem zwar „vielen, aber nicht allen“ Wohlstand gebracht habe. „Tirol soll ein gutes Beispiel für Europa sein“, wünschte sich dann auch Fugatti. Das gelte auch bei der Energiewende, wo man in der Euregio gut zusammenarbeite.
Energieversorgung Europas als Herausforderung
Mechthild Wörsdörfer, Energie-Generaldirektorin der EU, sprach in einer Keynote daraufhin die Wirtschafts- und Energiekrise im vergangenen Jahr an, ausgelöst durch die russische Invasion in der Ukraine. Es sei fraglich gewesen, wie Europa „da herauskomme“. Ein Jahr danach sei durch Energiesparen, Energieeffizienz und Diversifizierung viel erreicht. Es sei mehr Energie gespart worden als von der EU avisiert, zudem seien die Gasspeicher nun schon zweieinhalb Monate früher als geplant zu 90 Prozent gefüllt, sah Wörsdörfer die EU für den Winter gut gerüstet. Auch wenn bereits viel erreicht sei, müsse man „weiter wachsam sein“, so die Generaldirektorin.
Die Diskussion, ob der „Tirol-Tag“ eigentlich europäisch genug sei für das Europäische Forum Alpbach, sprach Forumspräsident Andreas Treichl an. Tirol sei Teil Europas und auch das, was man mit der Euregio mache, sei mutig, verwies Treichl auf das heurige Forumsmotto „Bold Europe“. „Der Tirol-Tag passt perfekt zu Alpbach“, betonte Treichl.
Das Europäische Forum Alpbach wurde 1945 gegründet und findet seitdem alljährlich statt. Heuer stehen von 19. August bis 2. September Veranstaltungen auf dem Plan. Diskutiert wird dabei unter dem Motto „Bold Europe“ über die vier Themenschwerpunkte Klimawandel, die wirtschaftliche Unabhängigkeit und Sicherheit Europas in einer multipolaren Welt sowie Demokratie in Europa. Auch politische Prominenz wie Bundespräsident Alexander Van der Bellen wird erwartet.