Hervorgerufen durch die vielen Freizeitaktivitäten im Gelände habe man im alpinen Bereich derzeit 40 bis 50 Einsätze pro Tag in ganz Tirol zu verzeichnen, sagt der Geschäftsführer der Leitstelle Tirol, Bernd Noggler. Dazu kämen noch über 50 weitere im Talbereich, die mit sportlichen Tätigkeiten in Verbindung stehen, darunter viele Radfahrer und E-Biker. Eine durchaus hohe Zahl, aber nicht außergewöhnlich für die Sommermonate, besonders wenn das Wetter schön sei.
„Wir haben nahezu Vollbesetzung im Einsatzbetrieb, und damit können wir auch Urlaube gut kompensieren.“ Im Notfall wie etwa bei dem Sturm vor wenigen Wochen könne man schnell reagieren und bei Bedarf auch Kräfte ins Haus holen, sagt der Leitstellengeschäftsführer.
Tiroler Bergrettung im Dauereinsatz
Besonders gefordert sind die 3.500 aktiven Tiroler Bergretterinnen und Bergretter: „Wir haben das Allzeithoch im Juli schon durchbrochen mit über 500 Einsätzen, und es geht jetzt genauso weiter“, sagt Bergrettungslandesleiter Hermann Spiegl.
Immer mehr Menschen würden ihre eigene Leistungsfähigkeit überschätzen und die Naturgefahren unterschätzen. Viele starteten die Bergtour sehr spät, oft am Nachmittag noch, und würden dann „vom Gewitter überrascht“. Die Leute unterschätzten die Natur, weil es am Vormittag noch schön sei, am Nachmittag könne aber ein schweres Gewitter hereinziehen.
Wunsch nach Vollzeitservice zum Nulltarif
Die Bergrettung Tirol verzeichnet einen starken Anstieg an Personenrettungen, sagt Spiegl. Auch die Art und Weise, wie diese Rettungen dann ablaufen, verlange den Bergrettern und Bergretterinnen einiges ab. Der Wunsch nach einem „Vollzeitservice ohne Bezahlung“ würde um sich greifen. „Zum Beispiel hat sich jemand beschwert, dass die Rettung nicht schnell genug geht, weil er den Zug versäumt“, erzählt der Bergrettungslandesleiter.
Rettungseinsatz nicht kostenlos
Dass ein Bergrettungseinsatz Geld kostet, ist vielen offenbar nicht bewusst. Ein kleiner Einsatz, an dem vier bis fünf Personen der Bergrettung beteiligt seien, koste rund 250 Euro in der Stunde, ein Einsatz mit bis zu 15 Rettungskräften rund 500 Euro und ein Großeinsatz etwa 1.000 Euro pro Stunde, erklärt Spiegl. „Wir müssen immer eine Rechnung stellen, sonst können wir uns selber mit den Ausbildungen und Ausrüstungen nicht mehr finanzieren.“ Die Verrechnung der Einsätze decke etwa 30 Prozent der jährlichen Kosten.
Der Landesleiter der Tiroler Bergrettung appelliert an die Eigenverantwortung und rät, die eigene Leistungsfähigkeit nicht zu überschätzen, die Natur nicht zu unterschätzen und immer mit Reserven unterwegs zu sein.