Franz Hörl
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Politik

Wasserstoffbahn: Hörl „offen“ für Prüfung

In der Debatte um das heiß diskutierte Zillertaler Projekt „Wasserstoffbahn“ hat sich Zillertalbahn-Aufsichtsratschef Nationalratsabgeordneter Franz Hörl (ÖVP) „offen“ für eine Prüfung durch den Rechnungshof gezeigt. Auch die ÖVP sieht eine Prüfung heute anders als noch vor wenigen Wochen.

Im Gespräch mit der APA sagte Hörl in Bezug auf eine Rechnungshofprüfung, man habe nichts zu verbergen. „Wir sind offen dafür, noch offener sind wir nur für eine Bestellung der Züge.“

Der Rechnungshof kann die Prüfung des Unternehmens nicht von sich aus vornehmen, die Zillertaler Verkehrsbetriebe AG müssten sich einer solchen freiwillig unterziehen. Für ein solches Szenario ist Hörl, auch ÖVP-Wirtschaftsbundchef in Tirol und Seilbahn-Obmann, offenbar bereit. Man müsse sich das aber zunächst aktienrechtlich anschauen, wie eine solche Prüfung gehandhabt oder eingeleitet wird. Einen entsprechenden Dringlichkeitsantrag der Oppositionsparteien auf RH-Prüfung im Landtag hatten die Koalitionsparteien ÖVP und SPÖ im Juli noch abgelehnt.

Landeshauptmann mittlerweile auch für Prüfung

Gegenüber der „Tiroler Tageszeitung“ (Dienstagsausgabe) erklärte Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) jedoch nunmehr, dass er sich „erwarte, dass sich die Zillertaler Verkehrsbetriebe freiwillig einer Rechnungshofprüfung unterziehen.“ Im APA-Interview hatte Mattle zuletzt erneut auf den Grundsatzbeschluss der Landesregierung pro „Wasserstoffbahn“ verwiesen, der weiter gelte: „Die Zeit ist reif für Wasserstoff in Tirol. Die Bahn ist ein wesentlicher Schritt in Richtung Dekarbonisierung.“

Wasserstoffzug des Herstellers Stadler Rail
ZVB AG
Das Projekt der Wasserstoffbahn im Zillertal ist nach wie vor äußerst umstritten

Aber, schränkte Mattle ein: „Nicht um jeden Preis“. Die Ereignisse der vergangenen Wochen – der Geschäftsführer der Bahn hatte wegen eines falschen Doktortitels gehen müssen – hätten zu Verunsicherungen in der Bevölkerung geführt, daher werde noch einmal eine finanzielle und technische Prüfung durchgeführt, um das Vertrauen in das Projekt zurückzugewinnen, verwies er auf eine entsprechende koalitionäre Entscheidung.

Zeitungsbericht: Akku-Zug ist doch eine Überlegung

Laut einem Bericht des „Kurier“ soll ein auf dem Gebiet bewanderter Wissenschafter damit beauftragt werden, erneut eine Alternativenprüfung durchzuführen. Und dabei sollen nicht nur die bereits durch eine deutsche Beratungsfirma gegenübergestellten Möglichkeiten einer Oberleitung und eines Wasserstoffzugs bewertet werden. Auch die bisher offenbar nicht geprüfte Möglichkeit, auf der Zillertalbahn einen Akku-Zug fahren zu lassen, der sich in Teilabschnitten aus einer Oberleitung speisen könnte, sollte ins Spiel gebracht werden, hieß es.

Opposition sieht Kehrtwendung des Regierungschefs

Mattles dringende Anregung einer Prüfung nahmen die Oppositionsparteien am Dienstag indes dankbar auf, spielten auf den abgelehnten Dringlichkeitsantrag an und orteten deshalb eine Kehrtwende des Regierungschefs. „Ohne Prüfbericht dürfen auch keine weiteren Weichen bei der Bahn gestellt werden, das wäre fahrlässig, und ein finanzielles Milliardengrab muss jedenfalls verhindert werden“, forderte FPÖ-Chef Markus Abwerzger in einer Aussendung.

Liste-Fritz-Klubobmann Markus Sint sah Mattle nach einem „Ausstiegsszenario ohne Gesichtsverlust“ suchen. „Nicht anders ist sein 180 Grad Schwenk in Sachen Rechnungshofprüfung zu erklären. Wenn er es mit der Rechnungshofprüfung wirklich ernst meint, dann ist das Ergebnis der Prüfung selbstverständlich abzuwarten. Dann dürfen keinerlei millionenteure Investitionen und Entscheidungen für Wasserstoff getroffen werden, bevor der Rechnungshof die vorliegenden Zahlen der Zillertaler Verkehrsbetriebe AG überprüft hat“, verlangte auch Sint.

Grünen-Klubobmann Gebi Mair verlangte unterdessen die Zurücknahme des Wasserstoff-Grundsatzbeschlusses und eine technologieoffene Ausschreibung. Ein „finanzieller Schaden“ müsse vermieden werden. Eine Rechnungshofprüfung hängt nach Ansichten von Mair nicht vom Willen der Gemeinden, sondern von einem Beschluss des Tiroler Landtags ab. „Es scheint aber so, dass sich die ÖVP-Abgeordneten so vor den Seilbahnern fürchten, dass sie einen Landtagsbeschluss vermeiden wollen“, mutmaßte der Tiroler Grünen-Chef. Er verlangte auch Aufklärung über angebliche Zeitungsinserate, die derzeit „pro Wasserstoffbahn“ geschaltet würden.