Heute ist die Lebenshilfe in 80 Prozent aller Tiroler Gemeinden aktiv und begleitet 1.600 Menschen beim Arbeiten und Wohnen. Als Lebenshilfe gestalte man Lebens- und Entwicklungsräume, in denen Menschen mit Behinderungen ihre Stärken und Potenziale entfalten und ein lebenswertes Leben nach ihren eigenen Vorstellungen führen können, heißt es vom Präsidenten der Lebenshilfe Tirol Peter Heidler.
Mangelnde Umsetzung von UN-Konvention
Die gewählte Sprecherin Anja Winkler, die von der Lebenshilfe beim Arbeiten und Wohnen begleitet wird, kritisiert, dass 15 Jahre nach Unterzeichnung der UN-Behindertenrechtskonvention Menschen mit Behinderungen immer noch ihr Recht auf Selbstbestimmung einfordern müssen. „Ich möchte mein Leben genießen – beruflich und privat“, sagt Winkler, die ihre Wünsche äußert und ihre Grenzen klar benennt.
Gleichstellung noch nicht erreicht
Der Geschäftsführer der Lebenshilfe Tirol, Georg Willeit, verweist darauf, dass die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen noch nicht erreicht sei. „Menschen leben immer noch eingeschränkt und werden in der Gesellschaft nicht ernst genommen“, so Willeit. Auf organisatorischer Ebene fördere man aktiv Mitsprache und Beteiligung. „Das hilft uns, uns als Organisation weiterzuentwickeln und die De-Institutionalisierung weiter voranzutreiben“, so der Geschäftsführer.
Im Arbeitsbereich setzt die Lebenshilfe Tirol auf Kooperationen wie im lebensM in Mötz, in der Stroßa Speis in Osttirol oder in der Maries Rezeptur in Absam. Individuelle Begegnungen und das Sichtbarmachen der Arbeitsleistung von Menschen mit Behinderungen spielten eine zentrale Rolle, so Willeit.
Einzelner Mensch soll im Mittelpunkt stehen
Mit Blick in die Zukunft sagt Willeit, man wolle als Menschenrechtsorganisation den einzelnen Menschen und sein Recht auf inklusives Leben noch stärker in den Mittelpunkt stellen. Das brauche neue Modelle der Begleitung. „Künftig reden wir nicht mehr von Arbeits- und Wohnangeboten, sondern wollen die Begleit-Angebote individuell rund um die jeweilige Person gestalten“, so Willeit.