Pressekonferenz
ORF
ORF
Soziales

Lebenshilfe am Weg zu mehr Individualität

Die Lebenshilfe Tirol wird heuer 60 Jahre alt. Im August 1963 gründete der Sonderschullehrer Karl Winkler gemeinsam mit Erich Schaber, Hans Klingler und anderen Aktiven den Verein. Die Lebenshilfe setzt sich für ein selbstbestimmtes Leben von Menschen mit Behinderung ein, in Zukunft sollen die Angebote noch individueller auf die Personen abgestimmt werden.

Heute ist die Lebenshilfe in 80 Prozent aller Tiroler Gemeinden aktiv und begleitet 1.600 Menschen beim Arbeiten und Wohnen. Als Lebenshilfe gestalte man Lebens- und Entwicklungsräume, in denen Menschen mit Behinderungen ihre Stärken und Potenziale entfalten und ein lebenswertes Leben nach ihren eigenen Vorstellungen führen können, heißt es vom Präsidenten der Lebenshilfe Tirol Peter Heidler.

Lebenshilfe Geschäftsführer Georg Willeit und Klientin und Obmann
Lebenshilfe Tirol
Pressekonferenz anlässlich des 60-jährigen Jubiläums mit Georg Willeit, Anja Winkler und Präsident Peter Heidler

Mangelnde Umsetzung von UN-Konvention

Die gewählte Sprecherin Anja Winkler, die von der Lebenshilfe beim Arbeiten und Wohnen begleitet wird, kritisiert, dass 15 Jahre nach Unterzeichnung der UN-Behindertenrechtskonvention Menschen mit Behinderungen immer noch ihr Recht auf Selbstbestimmung einfordern müssen. „Ich möchte mein Leben genießen – beruflich und privat“, sagt Winkler, die ihre Wünsche äußert und ihre Grenzen klar benennt.

Gleichstellung noch nicht erreicht

Der Geschäftsführer der Lebenshilfe Tirol, Georg Willeit, verweist darauf, dass die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen noch nicht erreicht sei. „Menschen leben immer noch eingeschränkt und werden in der Gesellschaft nicht ernst genommen“, so Willeit. Auf organisatorischer Ebene fördere man aktiv Mitsprache und Beteiligung. „Das hilft uns, uns als Organisation weiterzuentwickeln und die De-Institutionalisierung weiter voranzutreiben“, so der Geschäftsführer.

Rechteckiger Kuchen wird angeschnitten
ORF
Zum Sechziger wurde der Geburtstagskuchen angeschnitten

Im Arbeitsbereich setzt die Lebenshilfe Tirol auf Kooperationen wie im lebensM in Mötz, in der Stroßa Speis in Osttirol oder in der Maries Rezeptur in Absam. Individuelle Begegnungen und das Sichtbarmachen der Arbeitsleistung von Menschen mit Behinderungen spielten eine zentrale Rolle, so Willeit.

Einzelner Mensch soll im Mittelpunkt stehen

Mit Blick in die Zukunft sagt Willeit, man wolle als Menschenrechtsorganisation den einzelnen Menschen und sein Recht auf inklusives Leben noch stärker in den Mittelpunkt stellen. Das brauche neue Modelle der Begleitung. „Künftig reden wir nicht mehr von Arbeits- und Wohnangeboten, sondern wollen die Begleit-Angebote individuell rund um die jeweilige Person gestalten“, so Willeit.