Kaffeebohnen in der Röstmaschine
Cropster
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Wirtschaft

Künstliche Intelligenz hilft beim Kaffeerösten

Die Software des Innsbrucker Unternehmens Cropster ist weltweit bei Kaffeeröstereien im Einsatz. Damit kann der Röstvorgang genau kontrolliert werden, und dank Künstlicher Intelligenz können mögliche Fehler verhindert werden, bevor sie passieren.

Die drei Gründer des Unternehmens lernten sich bei einem internationalen Forschungsprojekt in Kolumbien kennen. Dabei sei es darum gegangen, wie man Kaffeebauern helfen könne, möglichst hohe Qualität zu produzieren und möglichst hohe Preise am Weltmarkt erzielen zu können.

Da man dafür viele Daten erheben musste, sei 2007 die Idee für Cropster entstanden. Am 1. Jänner 2008 habe das Unternehmen begonnen, sagte Andreas Idl. Er ist einer der drei Gründer und jetziger Geschäftsführer des Unternehmens.

Andreas Idl
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Andreas Idl ist einer der drei Gründer und Geschäftsführer

Aus „Crop“ und „ter“ wurde schließlich Cropster

Crop ist das englische Wort für Ernte. Die Silbe „ter“ komme von einer Software, die es damals gab, erklärte Idl die Namensfindung. Napster sei eine Technologie gewesen, die es erlaubt habe, möglichst viele Daten über die Welt zu teilen. Durch mp3-Sharing sei die Software weltweit bekannt gewesen. „Aber in Wirklichkeit war die Technologie total interessant, weil sie als erste ein Supply-Network gebaut hat. Und dieser Anspruch hat uns sehr gefallen, weil wir dasselbe in der Kaffeebranche gesehen haben“, sagte Idl.

Die Anfangszeit von Cropster bezeichnete Idl als eine Achterbahn, schließlich sei die Gründung mitten in der Finanzkrise erfolgt. Da damals die Kaffeeindustrie für Hochqualitätskaffee noch sehr klein gewesen sei, sei es damals schwierig gewesen, das nötige Geld für die Finanzierung zu erhalten.

„Wir haben sehr viel probiert, sehr viel hat nicht funktioniert. Einige Dinge haben funktioniert, haben uns damit wieder finanziert. Wir haben dann aber nach sieben Jahren das Produkt gefunden, das dann wirklich gepasst hat für uns und das uns dann schlussendlich zu dem Wachstum verholfen hat, das wir heute fahren können“, sagte Idl.

Software überwacht das Kaffeerösten mit Hilfe von KI

Das Innsbrucker Unternehmen liest in Echtzeit Daten aus Röstmaschinen aus. Dabei werden laufend die Temperatur sowie der Luftfluss, Gas- oder Stromverbrauch beim Rösten gemessen. Auch die Röstdauer ist von großer Wichtigkeit.

„Mit Hilfe Künstlicher Intelligenz erhält der Kaffeeröster eine Vorhersage, was mit den Bohnen in den nächsten beiden Minuten passiert und ob er in den Röstprozess eingreifen muss, um die erhoffte und erwartete Qualität der Bohnen zu erhalten“, erläuterte Andreas Idl.

Verschiedene Anzeigen am Monitor
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Die Software überwacht den Röstprozess im Detail

Früher sei das Rösten von Hochqualitätskaffee ein großes Risiko gewesen, da die Röster immer wieder Chargen verloren hätten, weil beim Röstprozess ein Detail nicht gestimmt habe. Deswegen habe der Kaffee unter dem eigentlichen Wert verkauft werden müssen, erklärte Idl: „Wir kontrollieren die Röstung nun soweit, dass Röster dieses Risiko herausnehmen können. Spezialitätenkaffee heißt höhere Preise, und dieses Wachstum unterstützen wir.“

Gleichbleibende Qualität werde für viele Röster immer wichtiger, da sie auch Kapseln abfüllen würden. Dieses Segment nenne man ready to drink.

Lego-Gehäuse als Schutz für Elektronik-Board

Dafür wird in die Röstmaschine ein Elektronik-Board verbaut, das mit der Software verknüpft wird. Dieses Board wurde zunächst durch die Hülle eines iPod Nano geschützt. Doch dies sei extrem teuer gewesen, da man dafür jeweils einen iPod Nano kaufen musste, schmunzelte Idl.

Fotostrecke mit 3 Bildern

Mann hält grünen Lego-Behälter mit schwarzem Deckel
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Das Elektronik-Board geschützt durch Lego-Steine
Mann hält Elektronikboard in durchsichtigem Behälter
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Die Hülle eines iPod nano diente zunächst als Schutzhülle für die Elektronik
Mann hält Elektronikboard
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Mittlerweile werden Spezialanfertigungen gemacht

Später sei man auf die Idee gekommen, das Gehäuse mit Lego-Steinen zu bauen. Dies sei wesentlich billiger gewesen und habe sich als guter Schachzug herausgestellt, da diese Gehäuse sehr robust gewesen seien. Mittlerweile werde das Gehäuse speziell hergestellt, sagte Andreas Idl.

USA und Australien als wichtigste Märkte

Mit ihrer Geschäftsidee sei das Innsbrucker Unternehmen zunächst in Kalifornien erfolgreich gewesen. Dort habe es einen großen Röster-Boom gegeben, schilderte der Geschäftsführer. Auch Australien sei ein extrem wichtiger Markt. Es sei zwar bevölkerungsmäßig kein großes Land, habe aber pro Kopf einen hohen Kaffeeverbrauch und einen großen Röstereimarkt. Über Skandinavien, Benelux und England sei sein Unternehmen nach Mittel- und Südeuropa gewachsen.

Exportpreis der Wirtschaftskammer
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Cropster erhielt den Exportpreis der Wirtschaftskammer in Gold

In Europa seien vor allem die großen Städte Vorreiter, doch auch Griechenland sei beim Qualitätskaffee sehr weit voran, informierte Idl.

„Auch der Mittlere Osten wächst sehr stark. Und dann haben wir auch einige asiatische Länder wie Korea oder Japan, wo das Kaffeerösten einen sehr hohen Stellenwert hat. Aber es gibt Länder in Südostasien, die noch wahnsinnig viel Tee und wahnsinnig wenig Kaffee trinken. Und da ist es natürlich für uns schwierig, weil der Markt quasi nicht existent ist“, erklärte Idl.

4.000 Kunden bringen 10 Millionen Euro an Umsatz

Mittlerweile hat sein Unternehmen rund 4.000 Kunden in etwa 100 Ländern. Die Kunden würde bei Cropster ein Abo-Modell abschließen. Derzeit erwirtschafte das Unternehmen einen Umsatz von zehn Millionen Euro im Jahr, wobei das Geschäft pro Jahr zwischen 15 und 20 Prozent wachse.

Personen sitzen bei Online-Besprechung am Tisch
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Während viele Unternehmen Probleme haben, ausreichend Mitarbeiter zu finden, kenne er dieses Problem nicht, so Idl. Derzeit seien circa 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Rund die Hälfte arbeite im Büro am Innsbrucker Hauptbahnhof. Zudem gebe es eine Niederlassung in Wien, in den USA und in Asien. „Intern sprechen wir Englisch, weil das die einzige Sprache ist, die wir alle teilen. Wir kommen aus circa 20 Nationen. Unsere Frauenquote ist auch recht hoch und liegt über 40 Prozent.“

Neues Produkt für Coffee Shops und Espresso-Maschinen

Für die Zukunft sei er sehr optimistisch, erklärte Idl. Da es weltweit so gut wie keine Konkurrenz gäbe, werde das Wachstum anhalten. Zudem habe Cropster zuletzt ein Produkt auf den Markt gebracht, um Coffee Shops und Espresso-Maschinen anzuschließen. "Da wollen wir dasselbe erreichen wie für Röstereien. Wir haben noch viel bei Kaffeebauern zu tun, um Fermentierung und Trocknung zu kontrollieren und zu verbessern. Um wiederum dieselben Dinge zu erreichen, die wir für Röstereien erreicht haben.