Steinbock
Alpenzoo Innsbruck
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Tiere

Steinböcke im Stubai illegal ausgewildert

In Tirol sind Steinböcke ohne Genehmigung ausgesetzt worden. Das dafür gesetzlich nötige Ansuchen wurde beim Land zwar gestellt, die Bewilligung fehlt aber bis heute. Der Tiroler Jägerverband lehnte in einer Stellungnahme die Auswilderung ab.

Im Juni beantragte ein Neustifter Jagdbesitzer beim Land die Auswilderung von zwei jungen Steinböcken und zwei Geißen auf seinem Gebiet. Die Tiere sollten sich in die bestehende Steinwildkolonie Hinteres Stubaital integrieren. Am 18. Juli wurden sie dann medienwirksam im Bereich Bsuchalm – Langetal in die Freiheit entlassen. Allerdings erfolgte die Freilassung ohne Genehmigung des Landes, und es wurde ein fünfter Bock aus Bayern mit ausgesetzt, der gar nicht Gegenstand des Antrages war. Die Tiere wurden vom Innsbrucker Alpenzoo angekauft.

Dirk Ullrich ist zoologischer Kurator im Alpenzoo. Er organisiert und begleitet seit 25 Jahren Auswilderungen in ganz Österreich. Gegenüber dem ORF zeigte er sich erstaunt, denn man habe die Zusage der Hegegemeinschaft gehabt, dass der Bescheid positiv ausgestellt werde und noch in Arbeit sei. „Darauf haben wir uns verlassen und daraufhin haben wir die Tiere geliefert“, so Ullrich.

Das hintere Stubai
ORF
Im hinteren Stubai wurden die Steinböcke in die freie Wildbahn entlassen

Verfahren noch im Laufen

Für eine Auswilderung benötigt man seit der Novelle des Tiroler Jagdgesetzes vom April 2022 eine Bewilligung der Landesregierung. Bevor das Land entscheidet, sind noch die Landwirtschaftskammer sowie der Tiroler Jägerverband anzuhören. Das Verfahren läuft noch, und ein Bescheid liegt nicht vor.

Mitinitiator der Auswilderung ist der Obmann des Schafzuchtverbandes Neustift, Martin Knoflach. Laut seinen Aussagen habe das Land einen positiven Bescheid in Aussicht gestellt. Der Beamte habe ihm sofort zugesagt, man befürworte das und werde einen positiven Bescheid ausstellen. In der Meinung, es sei eine klare Sache, habe man gesagt, dass die Tiere gebracht werden können, damit sich die jungen Tiere richtig anpassen können, so Knoflach. Im Herbst sei es zu spät.

Jägerverband sieht Auswilderung als nicht notwendig

Der Tiroler Jägerverband gab indes eine negative Stellungnahme ab. Bezirksjägermeister Thomas Messner sagt, es sei klar gewesen, dass das abgelehnt werden müsse, da die Steinwildkolonie im Stubaital weit mehr als 200 Stück umfasse und es eine gesunde Population sei. Daher sei es nicht notwendig, aus einem Tierpark Steinwild in eine gesunde Population hinein auszuwildern.

Disput um Robustheit der Tiere

Die Bewilligung wird laut Gesetzestext auch nur erteilt, wenn die Aussetzung zum Zweck der Forschung, der Förderung bzw. Erhaltung des Wildbestandes erforderlich ist. Das sieht Messner nicht gegeben. Zudem seien die Steinböcke aus dem Zoo wenig robust und würden oft nicht lange überleben, wie die Erfahrung aus vergangenen Auswilderungen gezeigt hätten. Knoflach verweist hingegen auf einen körperlich idealen Zustand der Tiere. Auch Ullrich sieht kein Problem für die Tiere nach der Auswilderung.

Berghänge im Nebel
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Die Frage ist, ob sich die Tiere als robust genug erweisen, um hier zu überleben

Etwas problematischer wird für den Antragsteller, dass für die bereits erfolgte Auswilderung keine Genehmigung vorliegt. Auf Nachfrage beim Land wird nun die Bezirkshauptmannschaft informiert. Vor 200 Jahren war der Steinbock ausgerottet, jetzt leben wieder rund 6.000 Exemplare in den Alpen. Dennoch wildert der Innsbrucker Alpenzoo jährlich Tiere aus, zur Erhaltung der Population und zur Blutauffrischung, wie es heißt.