Kühltürme bei Sandoz total
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Wirtschaft

Penicillin: EU erlaubt Finanzspritze an Sandoz

Die Novartis-Tochter Sandoz, die in Tirol das einzige Penicillin-Werk Europas betreibt, erhält nun fix die bereits 2020 beschlossene Finanzspritze der Bundesregierung. Die Europäische Kommission stimmte der Beihilfe in Höhe von 50 Mio. Euro zu.

Das teilte das Wirtschaftsministerium am Donnerstag in einer Aussendung mit. Ausgerechnet kurz nach Ausbruch der Coronavirus-Pandemie hatte Novartis wegen des hohen Preisdrucks in Erwägung gezogen, die Penicillinproduktion in Kundl (Bezirk Kufstein) einzustellen und den Wirkstoff künftig aus Asien zu beziehen. In Kundl befindet sich die letzte vollintegrierte Penicillinfertigung Europas.

Alle Produktionsschritte in Kundl vereint

Es werden dort alle Produktionsschritte – vom Wirkstoff bis zur fertigen Darreichungsform – für viele Antibiotika ausgeführt. Die österreichische Bundesregierung, allen voran die damalige Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP), machte sich daher für eine Fortführung und finanzielle Hilfen an das Werk stark.

Mit Unternehmensvertretern verständigte sich die Regierung in der Folge auf das 50 Mio. Euro schwere Investitionspaket, woraufhin Novartis von seinen Überlegungen, das Werk zu schließen, Abstand nahm. Das Unternehmen kündigte daraufhin an, insgesamt 150 Mio. Euro in die Penicillin-Produktion am Standort in Tirol zu investieren. Die Förderung der Regierung harrte bis Donnerstag noch einer Genehmigung aus Brüssel.

Neue Anlagen bereits in Arbeit

Seitens Sandoz hieß es auf Anfrage der APA, dass die Investitionen am Standort Kundl großteils bis Ende des Jahres abgeschlossen sein werden. Die Anlage für eine neue Produktionstechnologie zur Herstellung von Amoxicillin-Wirkstoffen werde Anfang 2024 betriebsbereit sein. Zudem gehe ein im November 2022 angekündigter Ausbau der Produktionskapazitäten für Penicilline in Fertigform ebenso zügig voran, sagte ein Sprecher.

Erfreut über die Zusage der Kommission zeigten sich Wirtschafts-und Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) sowie Sozialminister Johannes Rauch (Grüne). Während Kocher in einer Aussendung vor allem die Bedeutung der Investitionen für die regionale Arbeits- und Wertschöpfungseffekte hervorhob, betonte Rauch den Beitrag zur Versorgungssicherheit nach den jüngsten Medikamentenengpässen. Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) sprach wiederum von einer „Schlüsselfunktion“, die das Bundesland bei der europäischen Antibiotika-Versorgung einnehme.