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Wirtschaft

Venetbahn steht – Zukunft ungewiss

Nach einem technischen Defekt am Freitag steht die Venetbahn in Zams (Bezirk Landeck)wieder einmal still. Was den Defekt ausgelöst hat und ob die defizitäre Bahn überhaupt jemals wieder ihren Betrieb aufnehmen wird, ist offener denn je.

Man müsse sich jetzt den Defekt erst einmal anschauen, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende und Vizebürgermeister von Landeck, Thomas Hittler (ÖVP) auf Nachfrage des ORF Tirol am Sonntagvormittag. Gäste werden über die homepage der Bahn von deren Stillstand informiert. Einen Zeitpunkt, wann die Venetbahn wieder fahren wird, könne man nicht nennen.

Eigentümer sind immer wieder gefordert

Schon seit Langem benötigt die Venetbahn immer wieder Finanzspritzen, auch von der öffentlichen Hand. Die Aktionäre der Bergbahn, die Stadt Landeck, die Gemeinde Zams und der Tourismusverband Tirol-West mussten immer wieder finanziell nachhelfen, um das Überleben der wirtschaftlich angeschlagenen Gesellschaft zu sichern.

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Erst im Juni 2023 wurde neuerlich ein Zuschuss in Höhe von 440.000 Euro genehmigt und im November 2022 hatten die GemeinderätInnen von Landeck und Zams ein Rettungspaket im Umfang von 1,5 Millionen Euro geschnürt. Im Juni 2022 wurden Zuzahlungen im Ausmaß von 600.000 Euro genehmigt.

Konzession läuft 2027 aus

Ein Planungsbüro wurde nun beauftragt, mögliche Zukunftsszenarien am Venet zu erarbeiten. Über die Ergebnisse hüllt man sich in Schweigen, sie seien den zuständigen Gremien präsentiert worden, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende und Landecker Vizebürgermeister Thomas Hittler. Er hält eine Schließung der Bahn oder einen Neubau auf derselben Trasse für am wahrscheinlichsten. Hittler selbst will die Bahn erhalten. "Die Venetbahn ist für die Einheimischen ein wichtiger Ort der Natur und Bewegung.“

Venetbahn Talstation Kasse
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Auch mögliche Beteiligungen von externen Investoren stehen im Raum. Es gebe Gespräche mit Interessenten, unter anderem mit dem Südtiroler Seilbahnbauunternehmen Leitner, so Hittler. Die Venetbahn sei in den letzten fünfzig Jahren immer politisch und nicht wirtschaftlich betrieben worden. Davon müsse man weg, meinte der Landecker Vizebürgermeister.

Betrieb für Gemeinden nicht mehr finanzierbar

„Die Gemeinden und der TVB werden sich in Zukunft den Betrieb der Venetbahn im Alleingang nicht mehr leisten können“, erklärte der Landecker Bürgermeister Herbert Mayer (ÖVP). Grundsätzlich wolle er den Venet zwar erhalten, Bestandsgarantie gebe er aber keine. In Zukunft soll es jährlich einen gedeckelten Beitrag geben, aber keine laufenden teuren Zuschüsse mehr, betonte Mayer.

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Im benachbarten Zams gibt man sich, was die Zukunft des Venet betrifft, zugeknöpft. Bürgermeister Benedikt Lentsch (SPÖ) wollte auf Anfrage des ORF Tirol zwar kein Interview geben, schrieb aber in den sozialen Netzwerken: „Entweder wir investieren ordentlich in eine moderne Umlaufbahn oder wir schließen das Kapitel und sperren zu. So geht das nämlich nicht weiter. Im jetzigen Zustand hat unser Hausberg keine Zukunft.“ Der Zammer Gemeindevorstand und Landtagsabgeordneter Dominik Traxl (ÖVP) wollte kein Statement zur Thematik abgeben.

Venet darf nicht ‚Würgeschlange‘ für Gemeinden werden

Der Landecker Vizebürgermeister Mathias Niederbacher (Zukunft Landeck) will über das Fortbestehen der Venetbahn anhand der wirtschaftlichen Gegebenheiten entscheiden. „Der Venet darf nicht die Würgeschlange der Gemeinden werden.“ Auch Sportstadtrat Philipp Pflaume (Zukunft Landeck) will den Venet nur erhalten, wenn es finanziell machbar ist. „Ich würde aber nicht Rotz und Wasser weinen, wenn der Betrieb aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt werden muss.“

Gipfelbereich des Venet mit der Bergstation
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Auf eine Volksbefragung, wie noch im Sommer 2022 gefordert, pocht „Zukunft Landeck“ derzeit nicht. Man schließe sie nicht aus, aber zunächst müsse geklärt werden, welche Zukunftsszenarien überhaupt infrage kämen. Für Stadtchef Mayer ist eine Volksbefragung kein Thema, ebenso wenig für den Aufsichtsratsvorsitzenden und Vizebürgermeister Hittler.

Südlift außer Betrieb

Die angespannte wirtschaftliche Lage der Venetbahn macht sich bereits im laufenden Betrieb bemerkbar. Der alte Doppelsessellift auf der Südseite ist bereits außer Betrieb. Der Lift startet oberhalb von Fließ und bindet die Gemeinde an das Skigebiet an. Die Südabfahrt war in den letzten Saisonen wegen fehlender Beschneiung meist nur wenige Wochen in Betrieb. Für den alten Sessellift wäre heuer die Konzessionsverlängerung mit hoher Investitionssumme angestanden, begründete Bürgermeister Herbert Mayer das Vorgehen. Für ihn ist noch offen, wie es dort weitergehen wird. Eine künstliche Beschneiung sei aber wohl nicht leistbar. Für die diesjährige Wintersaison sei ein Skibetrieb am Venet jedenfalls geplant, so Aufsichtsratsvorsitzender Thomas Hittler.